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Die Osterburg bei Bischofsheim vor der Rhön.
Von profelsou vr. I. L. Schmitt in würzburg.
^ördlich vom Rreuzberg
und uordöstlich vom
Arusberg, mit letzterem
zusammeuhängeud uitd
von deu drei Grt-
schafteu Fraukenheim im Vlordeu,
Bischofsheim im Gsten uud Haselbach im Güd-
ofteu umgebeu, erhebt sich eiu uach alleu Geiteu
steil abfalleuder, auf seiuer obereu Halfte be-
waldeter und 715 m hoher Basaltkegel, der
Osterberg. An seinem §uße vorüber, durch
Bischofsßeim uud Lraukeuheim, zog vou jeher
die Haupchandelsstraße durch die Rhön vou
Vleustadt a. d. S. uach Fulda und heuce uoch
wird sie hier von der Gtraße Hilders—Brückeuau
gekreuzt. Alle Besucher des Rreuzberges, sie
mögeu aus der Fuldaer Gegeud oder über
V7eustadc kommeu, müfseu am Gsterberg vor-
bei. Dieser Berg war seit uralter oeit eiu be-
festigter Wohusitz.
Adelige von Gsterberg oder Gsterburg kommeu
iu vieleu Urkuuden vor, die Gfterburg selbst aber
wird uur iu einer einzigen Urkunde bezeugt.
Fries sagt in seiuer Würzburger Lhrouik
vou Heinrich IV., Ras vou Msterburg, dem
5ö. Bischofe vou TVürzburg, er eutstaunue eiuem
Abb. 6. (vsterburg. Ramin-Lonsole.
;-igr die g-wairig- Ausdcl-mmg, die pl-orographischeu Aufmchmen gcbcn dcn l-curigcn Zusrand dcr
Burg wieder. ^
Erwahut sei noch, daß seic Iahreu viel auf der Burg „aufgeraumt" wurde. Vltcht luuuer
ist es dabei gelungeu, den alten Lharakter vor Gchadigungeu zu bewahreu, Maßuahmen, wie die
Uutermauerung der großeu Hofpfeiler mit Ziegelsteinen, wahreud soust die gauze Burg aus rochem
Sandsteiu erbaur Lst, und die Abdeckuug des ganzeu N7ittelbaues mit Lement sollteu besser unter-
bleibeu, auch die Bemaluug der ganzeu Ruiue mit Oelfarbeuuamen, die leider seit Iahreu becriebeu
wird, rragt uicht zur Erhöhung der poetischeu oder geschichtlicheu Srimmuug bei.
Wer aber auch immer an deu machtigen Geschützthürmeu vorüber durch die lauge Reihe vou
Thoren um die gewaltigeu Lelseu hin die Höhe des Lurghofes erreicht hac, wird auch heuce noch
überwaltigt seiu von deu großartigeu Baumasseu uud der glanzeud sicheren Lonstructiou der großen
Halleu. Ersteigt der Besucher dauu die hochrageuden Dacher des Wohnbaues, so wirkt der Gegeu-
satz zwischen den schwerlasteudeu Burgraumeu mit ihren machtigen Gewölbeu, engeu Höfeu,
Relleru und Treppen und dem geu Osten fast uubeschraukten Lerublick unvergeßlich.
)lbbilduug zeigc den herrlichen Wald, der um die Maueru uud um die Burg
grüut uud das Meuschenwerk, das codt uud vergeheud erscheiut, mit ewig juugem uud
heimlichem, zauberischem Lebeu erfüllt.
Grunewald-Lerlin, Sepreinber lSSS.
Bado Ebbavdr. Arcklrekt.
Abb. 5. Osterbury.
Stnmpf eines Thorthurms.
alceu )ldelsgeschlechce, welches auf dem jetzt zerstörceu Gchlosse Osterburg unferu Bischofsheim vor
der Rhön seineu Wohusitz gehabt habe. Es hat jedoch Benkerc iu seiner Abhandlung „Die Ofterburg
am Rhöngebirge uud die Osterburg an der Werra" dargcthau, daß der Bischof Hciurich vou Osterburg
vou dem thüriugischeu Adelssitz seineu Vlameu tragt.
Ikeber deu klutergaug der Osterburg berichtec Gchuell iu deu „Äeicrageu zur Geschichte der
Ofterburg bei Bischofsheim", aber seiue Behauptuugeu rufen Bedenken hervor. Er laßt die Burg
1270 oder 1282 zerstöreu. Was die erstcre Iahrzahl becrifft, so liegc Aolgeudes zu Gruude.
Die urit eiuauder blutsverwaudteu Ebersteiuer, Ebersberger uud Gteiuauer uebst audercu
Adeligeu der Buchouia oder des westlicheu Grabfeldes lagen mit dem Abte von Fulda in bestaudigcr
Fehde und verübten viele Greuel. Der Fürstabt Bercho II. von Leibolz suchte dem Uuwesen zu steueru
uud verfolgte schließlich die Raubritter bis zu ihrem außerhalb seiues Gebieccs liegeudcu Gchlupfwinkcl
2)ischoföheim. Vlach Gchauuat, „k^istoriL ?uIclLN8i8", siüchteceu sie, als sie keiueu Ausweg mehr
saheu, iu ein besouderes, eileuds iu uachster Vlahe errichteces Äollwerk (8inZul3ri8 gugm
lumulkuario opere in proximo erexersnt munilio), wo sie sich eudlich ergaben. Schnell
versteht uncer dem eilig crrichteten Bollwerke die Osterburg. Es ist jcdoch uicht augängig,
eiue Äurg mit so gewaltigem Mauerwerk, wie es die Reste uoch heuce zeigen, cin opu8
tumullunrium, eiue eilig aufgeworfeue verschanzung zu uennen. Hätteu sich die bedräugceu
Ritter in eiue schnell zur vertheidiguug hergerichtete Burg geworfen, so könnce dies uicbt
so erzählt sein, wie es vou Gchaunac geschehen ist, uud wcuu es die Osterburg geweseu
wäre, so hätte sich Gchaunat noch auders ausgcdrückc uud uameutlich den Berg erwähuc.
Aber auch das zweite von Schnell genauure Iahr der Zerstöruug (1282) steht uicht fest.
Gchuell sagt nämlich: „Sollte jedoch gegeu alles vermurheu die Ofterburg damals (1270)
nichc geschleift wordeu seiu, was uur aus Rücksicht gegeu dcu Lehusherru (deu Bischof
vou Würzburg) unterblieben seiu köuute, so geschah dies dauu sicher im Iahre 1282 durch
deu Laudesfürsten selbst. Die vou Eberstein triebcu es bald wieder mit ihreu Räubcrcieu
so arg, daß sich Abt Bercho vou
Bienbach vou Fulda uud Bischof
Berthold vou Gternberg vou Würz-
burg in eiuerZusammcukuuft zu Fuchs-
stadt (bei Hammelburg) verbandeu und
dieseu Schnapphähneu das Handwerk
grüudlich zu legcn bcschlossen. Gie
fielen, wie L. Freiherr vou Ebersteiu iu setuer
Geschichte derer vou Ebersteiu berichtet, über die
iu der Vlähe dcr Nrilseburg auf dem Tauuenfels
gelegene, wohlbefestigte Ebersteiuburg her, cr-
oberteu und zerstörteu dieselbe vou Gruud aus,
was jedeufalls, im Falle die dieseu Adligeu mit-
gehörige Osterburg im Iahre 1270 uicht zerstört
wordeu seiu sollte, dieses Mal auch mit diescr
geschah."
Gegen diese Schuell'sche Veweisführuug ist
zu sageu, daß die Uebereinkunft zu Fuchsstadt
oder, wie es iu der betreffeuden Urkuude heißt,
„Richtuuge zwischeu eyu Bisschoff von wirczburg
uud eyu Apt vou Luld vber das Gloß ebersteiu
zu brecheu vud das huß uud Stadt Brandow
zu buweu auuo 1282" auf Befehl des Röuigs
Rudolf geschlosseu wordeu war, welcher der
laugeu Fehde zwischeu deu beideu Rircheufürsteu
dadurch Eiuhalt thac, daß er ihucn befahl, das
Haus zu Ebersteiu als deu Gteiu des Austoßcs,
Abb. 7. Ostcrburg. Aamin-Loiisc'le.
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Die Osterburg bei Bischofsheim vor der Rhön.
Von profelsou vr. I. L. Schmitt in würzburg.
^ördlich vom Rreuzberg
und uordöstlich vom
Arusberg, mit letzterem
zusammeuhängeud uitd
von deu drei Grt-
schafteu Fraukenheim im Vlordeu,
Bischofsheim im Gsten uud Haselbach im Güd-
ofteu umgebeu, erhebt sich eiu uach alleu Geiteu
steil abfalleuder, auf seiuer obereu Halfte be-
waldeter und 715 m hoher Basaltkegel, der
Osterberg. An seinem §uße vorüber, durch
Bischofsßeim uud Lraukeuheim, zog vou jeher
die Haupchandelsstraße durch die Rhön vou
Vleustadt a. d. S. uach Fulda und heuce uoch
wird sie hier von der Gtraße Hilders—Brückeuau
gekreuzt. Alle Besucher des Rreuzberges, sie
mögeu aus der Fuldaer Gegeud oder über
V7eustadc kommeu, müfseu am Gsterberg vor-
bei. Dieser Berg war seit uralter oeit eiu be-
festigter Wohusitz.
Adelige von Gsterberg oder Gsterburg kommeu
iu vieleu Urkuuden vor, die Gfterburg selbst aber
wird uur iu einer einzigen Urkunde bezeugt.
Fries sagt in seiuer Würzburger Lhrouik
vou Heinrich IV., Ras vou Msterburg, dem
5ö. Bischofe vou TVürzburg, er eutstaunue eiuem
Abb. 6. (vsterburg. Ramin-Lonsole.
;-igr die g-wairig- Ausdcl-mmg, die pl-orographischeu Aufmchmen gcbcn dcn l-curigcn Zusrand dcr
Burg wieder. ^
Erwahut sei noch, daß seic Iahreu viel auf der Burg „aufgeraumt" wurde. Vltcht luuuer
ist es dabei gelungeu, den alten Lharakter vor Gchadigungeu zu bewahreu, Maßuahmen, wie die
Uutermauerung der großeu Hofpfeiler mit Ziegelsteinen, wahreud soust die gauze Burg aus rochem
Sandsteiu erbaur Lst, und die Abdeckuug des ganzeu N7ittelbaues mit Lement sollteu besser unter-
bleibeu, auch die Bemaluug der ganzeu Ruiue mit Oelfarbeuuamen, die leider seit Iahreu becriebeu
wird, rragt uicht zur Erhöhung der poetischeu oder geschichtlicheu Srimmuug bei.
Wer aber auch immer an deu machtigen Geschützthürmeu vorüber durch die lauge Reihe vou
Thoren um die gewaltigeu Lelseu hin die Höhe des Lurghofes erreicht hac, wird auch heuce noch
überwaltigt seiu von deu großartigeu Baumasseu uud der glanzeud sicheren Lonstructiou der großen
Halleu. Ersteigt der Besucher dauu die hochrageuden Dacher des Wohnbaues, so wirkt der Gegeu-
satz zwischen den schwerlasteudeu Burgraumeu mit ihren machtigen Gewölbeu, engeu Höfeu,
Relleru und Treppen und dem geu Osten fast uubeschraukten Lerublick unvergeßlich.
)lbbilduug zeigc den herrlichen Wald, der um die Maueru uud um die Burg
grüut uud das Meuschenwerk, das codt uud vergeheud erscheiut, mit ewig juugem uud
heimlichem, zauberischem Lebeu erfüllt.
Grunewald-Lerlin, Sepreinber lSSS.
Bado Ebbavdr. Arcklrekt.
Abb. 5. Osterbury.
Stnmpf eines Thorthurms.
alceu )ldelsgeschlechce, welches auf dem jetzt zerstörceu Gchlosse Osterburg unferu Bischofsheim vor
der Rhön seineu Wohusitz gehabt habe. Es hat jedoch Benkerc iu seiner Abhandlung „Die Ofterburg
am Rhöngebirge uud die Osterburg an der Werra" dargcthau, daß der Bischof Hciurich vou Osterburg
vou dem thüriugischeu Adelssitz seineu Vlameu tragt.
Ikeber deu klutergaug der Osterburg berichtec Gchuell iu deu „Äeicrageu zur Geschichte der
Ofterburg bei Bischofsheim", aber seiue Behauptuugeu rufen Bedenken hervor. Er laßt die Burg
1270 oder 1282 zerstöreu. Was die erstcre Iahrzahl becrifft, so liegc Aolgeudes zu Gruude.
Die urit eiuauder blutsverwaudteu Ebersteiuer, Ebersberger uud Gteiuauer uebst audercu
Adeligeu der Buchouia oder des westlicheu Grabfeldes lagen mit dem Abte von Fulda in bestaudigcr
Fehde und verübten viele Greuel. Der Fürstabt Bercho II. von Leibolz suchte dem Uuwesen zu steueru
uud verfolgte schließlich die Raubritter bis zu ihrem außerhalb seiues Gebieccs liegeudcu Gchlupfwinkcl
2)ischoföheim. Vlach Gchauuat, „k^istoriL ?uIclLN8i8", siüchteceu sie, als sie keiueu Ausweg mehr
saheu, iu ein besouderes, eileuds iu uachster Vlahe errichteces Äollwerk (8inZul3ri8 gugm
lumulkuario opere in proximo erexersnt munilio), wo sie sich eudlich ergaben. Schnell
versteht uncer dem eilig crrichteten Bollwerke die Osterburg. Es ist jcdoch uicht augängig,
eiue Äurg mit so gewaltigem Mauerwerk, wie es die Reste uoch heuce zeigen, cin opu8
tumullunrium, eiue eilig aufgeworfeue verschanzung zu uennen. Hätteu sich die bedräugceu
Ritter in eiue schnell zur vertheidiguug hergerichtete Burg geworfen, so könnce dies uicbt
so erzählt sein, wie es vou Gchaunac geschehen ist, uud wcuu es die Osterburg geweseu
wäre, so hätte sich Gchaunat noch auders ausgcdrückc uud uameutlich den Berg erwähuc.
Aber auch das zweite von Schnell genauure Iahr der Zerstöruug (1282) steht uicht fest.
Gchuell sagt nämlich: „Sollte jedoch gegeu alles vermurheu die Ofterburg damals (1270)
nichc geschleift wordeu seiu, was uur aus Rücksicht gegeu dcu Lehusherru (deu Bischof
vou Würzburg) unterblieben seiu köuute, so geschah dies dauu sicher im Iahre 1282 durch
deu Laudesfürsten selbst. Die vou Eberstein triebcu es bald wieder mit ihreu Räubcrcieu
so arg, daß sich Abt Bercho vou
Bienbach vou Fulda uud Bischof
Berthold vou Gternberg vou Würz-
burg in eiuerZusammcukuuft zu Fuchs-
stadt (bei Hammelburg) verbandeu und
dieseu Schnapphähneu das Handwerk
grüudlich zu legcn bcschlossen. Gie
fielen, wie L. Freiherr vou Ebersteiu iu setuer
Geschichte derer vou Ebersteiu berichtet, über die
iu der Vlähe dcr Nrilseburg auf dem Tauuenfels
gelegene, wohlbefestigte Ebersteiuburg her, cr-
oberteu und zerstörteu dieselbe vou Gruud aus,
was jedeufalls, im Falle die dieseu Adligeu mit-
gehörige Osterburg im Iahre 1270 uicht zerstört
wordeu seiu sollte, dieses Mal auch mit diescr
geschah."
Gegen diese Schuell'sche Veweisführuug ist
zu sageu, daß die Uebereinkunft zu Fuchsstadt
oder, wie es iu der betreffeuden Urkuude heißt,
„Richtuuge zwischeu eyu Bisschoff von wirczburg
uud eyu Apt vou Luld vber das Gloß ebersteiu
zu brecheu vud das huß uud Stadt Brandow
zu buweu auuo 1282" auf Befehl des Röuigs
Rudolf geschlosseu wordeu war, welcher der
laugeu Fehde zwischeu deu beideu Rircheufürsteu
dadurch Eiuhalt thac, daß er ihucn befahl, das
Haus zu Ebersteiu als deu Gteiu des Austoßcs,
Abb. 7. Ostcrburg. Aamin-Loiisc'le.