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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Editor]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 5
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Radinger, Karl von: Amras, ein Fürstensitz der Renaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0102
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84

Zeit meist in derselben Hand vereinigt*). Häusig wurden sie
pfandweise an Hofbeamte vergeben, so 1424 an Hans von
Stuben und seine Hausfrau von Westernach mit einem Pfand-
schilling von 1800 Gulden. Burghut und Sold betrugen ge-
wöhnlich 100 Gulden. Die Auslagen auf den „yaw" wurden
besonders verrechnet, so 1418 mit Alrich Windegg, 1462 mit
Dionys Heidelberger. 1490 mußte der altersschwache Herzog
seine Lande an seinen Nefsen König Max übergeben. 1497 er-
hielt dann Sigmund Spreng von Maximilian das Hofschenk-
amt zu Innsprugg und die Pfleg und Brobstey zu Ombras
mit 200 Gulden Solds und Purkhut sein lebenlang. Von
dessen Erben löste im Iahre 1510 Pflege und Probstei mit
350 Gulden Burghut und Sold Maximilians Nat Wilhelm
Schurff ein. Der Pfandschilling war 2000 Gulden Zinsen.
Nach Wilhelms Tod übernahm der älteste Sohn Wilhelm II. Schurff von Schönwert und Mariastein die
Pslege, und als dieser 1556 starb, ging das Lehen auf dessen jüngeren Bruder Georg über. Georg starb
am 2. November 1563 und hinterließ aus seiner Ehe mit Eleonore von Heydorf fünf Kinder. Sein Hin-
scheiden bedeutet für die Geschichte des Schlosses einen Wendepunkt.

Kaiser Aerdinand beabsichtigte um diese Zeit seinem zweiten gleichnamigen Sohn, der seit 1547 die
Statthalterschast von Böhmen geführt hatte und in geheimer Ehe mit der Augsburger Patriziertochter
Philippine Welser vermählt war, die Negierung Tirols und der Vorlande zu übertragen. Der kunstliebende,
auch in der Architektur dilettierende Prinz fand an der düsteren Innsbruckerburg wenig Gefallen. Eine
schöne Sommerresidenz, wie er sie in dem selbsterbauten Schlosse Stern bei Prag besessen hatte, sollte ihn
dafür einigermaßen entschädigen. Die Innsbrucker Negierung machte den Erzherzog auf das „treffenlich
gelegene" SchloßAmbras aufmerksam und riet ihm, seinen Vater zur Einlösung der Pfandschaft zu bewegen.
Der Kaiser befahl dann auch sofort Schloß und Probstei von den Schurffischen Erben um 15 320 Gulden
abzulösen und überließ sie seinem Sohne „mit allem Zubehör, Nutzung und Gefällen, Cinkommen, Nechten
und Gerechtigkeiten". Aber schon am 3. März des folgenden Iahres schenkte Erzherzog Ferdinand die er-
worbene Herrschaft seiner Gemahlin, „der Edlen Philippina Welserin, sonderlich Frer in Ehrn und tugent
wolverhaltens halben". Das bei der Übernahme aufgenommene „Inventuari" gestattet uns, Bau und Aus-
stattung des Schlosses kennen zu lernen. Der Eingang befand sich an derselben Stelle wie heute. Nechts
davon erhob sich der mächtige Bergfrit. Von diesem zog sich gegen Osten bis zu einem zweiten kleineren
Turm einen Hof bildend die Ningmauer hin. Die einstöckigen Wohnbauten lagen an der West- und Nord-
seite zwischen Tor und Kapelle. Von Wohnräumen zählt das Inventar einen großen und kleinen Saal,
die Stube mit dem steinernen Pfeiler, den hinteren Söller, das kleine und das Schreibstübel, die Pfaffen-
kammer, die Kaisermaxkammer auf. Außerdem gab es noch Küche, Speise- und Badstube, Harnisch- und
Spießkammer. Stallung und Futterhaus befanden sich unterhalb des Schlosses, dort auch die von Sigmund
zu Ehren des Nitters St. Iörg erbaute Kapelle, welche 1523 ein noch vorhandenes Altarwerk des Meisters
Ulrich Tiefenbrunn erhielt. Der Bestand an Iahrnissen war dürftig. Er beschränkte sich auf einfachen
Hausrat, meist aus weichem Holze, die keineswegs reiche Kapelleneinrichtung, einen ganz unbedeutenden
Waffenvorrat und eine Neihe von Schurffischen Iagdtrophäen. Auch der zum Schlosse gehörige Grund-
besitz war gering; so sehr war die ursprünglich mehrere Dörfer umfassende Probstei zusammengeschmolzen.

Daß die bescheidenen Näume für den fürstlichen Haushalt eines Ferdinand nicht genügten, finden wir
begreiflich, hatten sich doch die Ansprüche seit Maximilian, der sich in seinen Burgen mit Stube und Kammer
begnügte, erheblich gesteigert. Der befohlene Umbau des Schlosses wurde schon im März 1564 begonnen

*) 1395—1404 Konrad Tübinger, Nichter zu Ombras; 1418 Ulrich Windegg, Pfleger zu Ilmbras; 1424 Hans von Stuben,
Pfleger; 1425 Sigmund Vegler; 1437 Andrä Paul, Propst; 1446 Aörg Dieperskircher; 1458 Hans Pphofer, Propst; 1460—64
Dionys Heidelberger, Sekretär, später Kanzler Herzog Sigmunds; 1476 Michel von Freiberg; 1478 Peter Vichhauser, 1480 Sig-
mund Zwickhauer; 1497 Sigmund Spreng, Hofschenk.

Abb. 59. Amras vor dem Neubau um 1563. Nach
der Ansicht von Fnnsbruck bei Braun-Hogenberg,
II, 42.
 
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