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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 19.1918

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Nr. 8
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Ebhardt, Bodo: Wiedergabe einiger Druckseiten aus dem soeben erschienenen Werke: Die zehn Bücher der Architektur des Vitruv und ihre Herausgeber seit 1484
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Vom Leben Vitruvs
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https://doi.org/10.11588/diglit.34328#0098
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Abb. 7. Titelblatt der Ausgabe des Capocali lSZö, italienisch.
om Leben Vitruvs.


Uber Vitruvs Leben sind wir wenig
unterrichtet, eine ganze Anzahl der
vorhandenen Ausgaben enthalten Ver-
suche einer Lebensbeschreibung, doch
stützen sich diese, soweit sie ernst genommen werden dürfen,
fast nur auf die wenigen Nachrichten, die in Vitruvs
eigener Schrift enthalten sind.
Erwähnt wird Vitruv außerdem u. a. kurz von
Servius (Suplicius), Sidonius (Apollinaris), dem älteren
Plinius und von Frontinus. Plinius nennt ihn als Quelle
für naturgeschichtliche Studien"), während Frontinus ihn
im Zusammenhangs mit gewissen Vorschriften, wie Aus-
messungen von Wasserleitungen ansührtH.
Viel gestritten ist über den Heimatsort Vitruvs.
Namentlich hat die Stadt Verona oft den Nuhm be-

-) Prestel, Bd. I. Seite XIII ff.
2) Prestel, Bd. 1, Seite XVI u. a. a. O. Birnbaum, Wien
IS14, 8. Schneider, Vorrede XÜI ff. (vergl. Abb. S4).
") Prestel, Bd. I, Seite XVI u. a. a. O.
') Polenus, Rode, Stratico u. A.

allem was er in dieser Richtung beabsichtigt
und was seine Regeln für die Kunst be-
deuten, — von Jahrhundert zu Jahrhundert,
ja von Jahrzehnt zu Fahrzehnt anders ein-
geschätzt.
Schon zu seinen Lebzeiten mag Vitruv
nicht leicht verständlich gewesen sein. — Er
schrieb für die Baukunst seiner Zeit in Nom,
wie sie sein sollte, und über die Baukunst der
Vergangenheit, wie sie nach seiner Kenntnis
bei den Griechen war. — Ec benutzte aus
diesem für die Römer noch fremden und
wenig ausgebauten Sprachgebiet viele grie-
chische Worte, um Baudinge zu bezeichnen,
die den Römern oft noch unbekannt —
wenigstens ungebräuchlich waren'). Er
bildete durch Übertragung griechischer Be-
griffe in die lateinische Sprache Fachaus-
drücke, die wir nur bei ihm finden. — Wie
weit Vitruv dabei aus eigener Anschauung
über ältere (griechische) Bauten berichten
konnte, wie weit er Berichten älterer Schrift-
steller folgt, ist Gegenstand der Erwägung
verschiedener Erklärer und Herausgeber seiner
zehn Bücher gewesen").
Vitruv schrieb für seine Zeitgenossen.
Wenn er in Wirklichkeit für Jahrtausende
schrieb und immer wieder neu erforscht, ab-
geschrieben, gedruckt und in alle Sprachen
Europas übersetzt wurde, so zeigt das, daß
seinen Werken eine Bedeutung innewohnen
muß, die weit über die irgendeines anderen
Handbuches der Baukunst hinausgeht.


Abb. 8. „Figur eines festen und starken Meerports"
(Hafen und Wasserbau), nach Walter Riff (Rivius).
Nürnberg 1548, deutsch.
 
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