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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 21.1920

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Nr. 2
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Heller, Hans: Die Bedeutung der deutschen Burgen für die Gegenwart
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Voigt, Christian: Die Festung Berlin, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.34330#0017
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mittelbar oder un-
mittelbardienstbar
zu machen. Zu-
nächst erfüllt die
Vereinigung zur
Erhaltung deut-
scher Burgen eine
Aufgabe höchster
nationaler Bedeu-
tung, wenn sie
jene Pflege deut-
schen Volkstums
durch die Bewah-
rung der deutschen
Schlösser undBur-
gen überhaupt erst
ermöglicht. Die
Arbeit der Verei-
nigung reicht da-
mit weiter als
über den Kreis
geschichtlich-kunst-
liebenderBelange.
Aber auch der ein-
zelne vermag viel
zu tun, wenn er

Abb. 4. Die Marksburg.

dem Verständnis
für die Wichtigkeit
unserer Burgbau-
ten neue Freunde
wirbt, damit der
Gedanke von den
Burgen als Sinn-
bildern deutscher
Kultur in weitesten
Kreisen Boden ge-
winne. Freilich
kommt es hierbei
sehr auf die Form
an, in der diese
Versinnbildlichung
dem Fernerstehen-
den näher gebracht
wird. Durch geeig-
nete Schriften und
Veröffentlichun-
gen, wohl auch
durch gute Bild-
wiedergaben läßt
sich die Freude be-
trächtlich an Bur-
gen und Schlössern

fördern. Es wäre weiterhin ein Bemühen in unserem Sinne, wenn Vereine und Verbände zum Ort
ihrer Zusammenkünfte auch Burgstätten wählen würden, wie es der Wandervogel und manche Studenten-
bünde zu tun pflegen, wie denn überhaupt die Zugend viel eher bereit ist, im Zauber unserer Burgen die Größe
unserer Vergangenheit mit ihren Mahnungen für die Zukunft zu empfinden und bewußt zu erleben. And wen
dürfte es unerschüttert lassen, der von den Höhen des Schwarzwaldes die Zinnen der Burgen des W asgen-
waldes schaut, deutscher Burgen2 Sie sollen uns jetzt und immerdar inahnen, daß deutsche Hände sie ge-
fügt, deutsche Hände sie verteidigt haben in fünf schweren Fahren. And ein schlechter Deutscher, dem bei ihrem
Anblick nicht das Herz rascher schlägt in Bewunderung und — Zorn. Groß ist die Ausgabe, doch schön der Weg,
den, sie zu erfüllen, ich gewiesen zu haben hoffe.

Die Festung Berlin.
Von Chr. Voigt. (Schluß.)
S^^Mj o vollständig und ebenmäßig nun auch die neue Festung sich dem Beschauer darbot, so ließ doch die lange
Zeitdauer der Herstellung Raum für die neuen Anschauungen in der Festungsbaukunst, wie sie in Vauban
verkörperten. Da man von der Zweckmäßigkeit derFaussebraie abgekommen war, hielt inan zur Steige-
AKWW^rung der Wehrfähigkeit das Hinausschiebender Werke in den Graben und die Schaffung von Ravelins, den
inselartigen, pfeilspitzenartigen Vorwerken im Graben, für geboten. Am Zusammenhang damit wurde der Bastions-
winkel vergrößert, und zwar in Bastion 9 von 95° auf 115°, bei Nr. 10 von 95° auf 100°, bei Nr. 11 von 87° auf 82°
und Nr. 12 von 90° auf 116°. DieseErweiterungsbauten fallen in die Feit von 1675 bis 1685; ihre Vollendung blieb
indes dem Nachfolger Friedrich Wilhelms Vorbehalten. Unter ihm wurde der Hauptwall an der Berliner Front
mit gewaltigen Sandsteinquadern bis zur halben Höhe bekleidet und ebenda die Anlegung von 5 Ravelins in der
Zeit von 1688—1737 durchgeführO); sie führten von Ost nach West gerechnet die Namen „Kurfürst", „Kurprinz"
und „Kurfürstin", während Nr. 4 das „Spandower (Tor) Ravelin" hieß. Von dem fünften ist kein Name über-
liefert. Die Facen waren, mit Ausnahme der linken Face des mittelsten, aus die Schulterpunkte der Basteien
aligniert, das Revetement war dem des Hauptwalls gleich. Der Ravelingraben hatte eine Breite von 6—7 Ruten.
An der Befestigungslinie des Werders gab es dagegen keine Ravelins.
Ebenda erschien eine Erweiterung der Amwallung über die bisherige Grenze infolge der Bebauung der Fried-
richstadt notwendig. Den Entwurf dazu finden wir auf der prächtigen Denkmünze von Ray m und Faltz
H Die Ravelins oder Halbmonde, nach der ursprünglich halbmondförmigen Kehle so genannt, lagen vor den Cvurtineu
immer zwischen zwei Bastionen, um die Flanken der letzteren zu schützen.
 
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