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dieser Stadt au: 16. November 1509 näherte. Und wenn er .zugefaßt hätte, er hätte auch Verona wieder
nehmen können. Denn dort gührte es im Volke, das zur Republik hielt, bereits bedenklich. Aber der
Bischof von Trient fand noch Zeit, 300 französische Gleven nebst einigen spanischen und deutschen Fuß-
knechten in die Stadt zu ziehen, und als Gritti einen Angriff unternahm, war die Besatzung den auf-
rührerischen Bürgern zu mächtig, und zu einer Belagerung hatte Gritti die Macht nicht. Überdies sandte
Frankreich, nach einer Verständigung mit dem Kaiser, weitere Verstärkungen, die nun, bis Papst Julius
1511 die Liga von Cammerich sprengte und die Heilige Liga gegen die Franzosen schloß, der auch der
Kaiser beitrat, mit Deutschen, Spaniern und Schweizern die Besatzung von Verona bildeten. Unter ihr,
die nicht nur in den Kastellen, sondern auch in Bürgerquartieren lag, hatte die Bevölkerung sehr zu leiden.
Denn wenn es den Truppen an Nahrungsmitteln oder an Sold fehlte, und das war wiederholt der Fall,
mußten die Bürger herhalten und wurden geschröpft. Nicht minder auch die Umgebung der Stadt, das
reiche und üppige Frucht bringende Veroneser Land. Denn Truppen kamen und gingen nach Deutschland,
die Venezianer fielen wiederholt ein, brandschatzten und beraubten die Villen des kaiserlich gesinnten
Veroneser Adels. Auch wurden die Vorstädte vor dem Mauerring der Sealiger abgebrannt, damit der
Feind bei seinen Angriffen sich ihrer nicht bedienen konnte. Dreimal in den ersten Jahren der Besetzung
versuchten die Venezianer, die Stadt zu nehmen, einmal war es ihnen bei einem nächtlichen Überfall
bereits geglückt durch die ?nrtn 8. Oior^io bis an das Kastel 8. ?6tsr vorzudringen, da wurde Lärm
geschlagen und die Eindringlinge wieder hinausgcworfen.
Verona, das dem Kaiser ohne sein Verdienst zugefallen war, wurde nuu Standquartier für alle
die kaiserlichen Truppen, die sich an den nun in Oberitalien sich abspielenden Kämpfen beteiligten. Der
tapfere und geniale Georg von Frundsberg war es, der hier sein Quartier hatte, von hier aus mit seinen
Truppen zu Felde zog und an den kriegerischen Unternehmungen in Oberitalien wiederholt teilnahm.
Er war es auch, der neben Marc Antonio Colonna die mutige und bewunderungswürdige Verteidi-
gung der Stadt gegen den gemeinsamen Angriff von Franzosen und Venetianern im Jahre 1516 geleitet
hat. Aus seinem Munde gewissermaßen erfahren wir wertvolle Einzelheiten von diesem denkwürdigen
Kampf: denn was sein Sekretär Adam Meißner niedergeschrieben, geht gewiß auf Frundsbergs Diktat oder
doch auf seine Aufzeichnungen zurück.
Die Seele dieses Verteidigungskampfes war Marc Anton Colonna, der Feldherr des neapolitanischen
Heeres, der Netter der beiden berühmten Generäle Prosper und Fabriz Colonna, in ihrer Schule groß geworden
und kriegserfahren wie sie, „ein gelehrter fürnehmer Kriegsmann". Er war als Festungskommandant
bewährt, hatte zwar Ravenna 1512 verloren, dann aber Bologna 1513—15 gehalten. 1515 wurde er
Stellvertreter des Kaisers in Verona. Im Frühling 1516 war er mit spanischen und italienischen Söld-
nern den Deutschen in Verona zu Hilfe gekommen. Hier lagen damals 4000 kriegsgeübte deutsche Lands-
knechte unter Frundsberg, Marx Sittich von Embs und Rudolf Häl, dazu kamen noch 500 Schweizer
unter Arnold Winkelried. Von West zog nun der Feind heran. Die Franzosen unter Odet de Lautrec
lagerten sich vor der „Mantuaner Pforten" (der heutigen ?ortn dluovn entsprechend*) und griffen dort an,
die Venetiancr unter Trivulzio vor der „Vicentiner Pforten" (der ?ortn cksl Veseovo). Zwischen beiden
Lagern stoß die Etsch, und daß die beiden Heere einander zu Hilfe kommen konnten, wurde eine Brücke
über den Fluß geschlagen und die Brückenköpfe belästigt und besetzt. Alsbald begann eine fürchterliche
Beschießung, die elf Tage dauerte und während der 20000 eiserne Kugeln gegen die Mauern und in die
Stadt geschleudert wurden. Häuser, Türme und Dächer in der Stadt wurden beschädigt und von den
Steinsplittern wurde mancher Nichtkämpfer in der Stadt verletzt.
Colonna war auf diese Belagerung gefaßt uud hatte rechtzeitig begonnen, die Stadt in Verteidi-
gungszustand zu versetzen. Er ließ „mit des Kriegsvolkes und der Bürger schwerer Arbeit" Schanzgräben
ausheben und Bollwerke anfwerfen, hauptsächlich vor der Mantuaner Pforte. Hier war ein starker Turm,
„den hat er mit Werkstücken eingefil und in dermitten auch auff beyden Schien löcher oder Fenster gelassen/
daß inan mit großen Stücken und mit gantzen Schlangen heimlich hinaußschiessen / welche fenster er auß-
wendig auch verkleibt" (die Einrichtung des Turmes entspricht etwa also der der oben beschriebenen Ron-
delle; nur dürfte es sich um keinen Neubau, sondern den Umbau eines Turmes aus der Sealiger Zeit
gehandelt haben; dieser Turm ist offenbar identisch mit dem weiier unten genannten Bollwerk) / wenn die
Feind wolten ehnfatlen / hat er auch newe Porten und Gräben under die Mauer gemacht / daß sein
Kriegsvolk im ehnfall möcht herfürwüschen: und ob er wol viel meinten / es were vergebene Arbeit / hat
er doch nit aufgehört zu bauwen / auch solchen Bauw so viel als möglich heimlich gehalten / und mit
seinen verträumten beh der Nacht gebauwt / daß der gemeine Man nicht gewußt / und durch soiich ge-
beuw ist hernach die Statt erhalten worden." Während Colonna hauptsächlich die Südwestfront verteidigte,
*) an einer anderen Stelle nennt Reiszner dieses Tor auch ?o,tn Lalesaria: die ?orta üsi Oalrari aber ist mit der
?orts 8. 8pirNc> identisch; vielleicht handelt es sich nin em nicht mehr vorhandenes Tor.
 
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