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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 21.1920

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Nr. 3-6
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Giesecke, Albert: Albrecht Dürer und die Befestigungen von Verona
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https://doi.org/10.11588/diglit.34330#0031
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Etsch hinauf kämen und in die Zitadelle eindringen könnten". Daß diese Bastion aus Stein gewesen,
wird nicht gesagt, sie ist heute Wohl auch nicht einmal in Resten mehr vorhanden, denn sie muß am rechten
Etschuser gelegen haben, vielleicht dort, wo heute die Bastion de! Lorno liegt, dort also, wo die Etsch die
Stadt verläßt (das 6vc>eeki88o lag gegenüber der Vittoria, die Kirche wurde schon im 18. Jahrhundert
anfgegeben, die LitadoIIn muß bei der ?ovtn blnovn gewesen sein).
Die nächste Nachricht ist vom Februar 1515 (II. 1. 165) datiert: „ . . . . 86 eominoid a lavorar
ul cs8ts>lo 6s 8nn llslics in kortikiaurlo, cios urbu88ar i! monte, 6 prokondor ls ko886, 6 karli
ulcuni rivellini over torrioni korki88imi". Zu deutsch: „Man begann zu arbeiten am Kastell 8nn lleliee
um es zu befestigen, d. h. den Berg zu erniedrigen, und die Gräben zu vertiefen und hier einige Vor-
werke oder vielmehr große allerstärkste Türme zu machen." (ard^-mr muß hier für at>bu8ur stehen,
welcher „Berg" gemeint ist, ist nicht zu entnehmen: vermutlich ist schon damals die ganze alte Burg ab-
getragen worden, sodaß also Sammicheli den Neubau unter Maximilian beseitigt haben dürfte, als er
1525—30 das Kastell neu befestigte). Diese Arbeiten scheinen jedenfalls von bedeutendem Ilmfang gewesen
zu sein, und welche Mühen und Kosten die Vertiefung des Grabens geinacht hat, kann inan sich heute
noch vergegenwärtigen: er mußte völlig aus dem gewachsenen Fels herausgenieißelt werden. Das Wich-
tigste sind nun aber die „rivollini over toriioni kortwmmi". Das oder die unmittelbar am Kastell
selbst gelegenen, sind zwar schon unter Sammicheli bis auf ein kleines verschwunden, gewiß aber meint Niz-
zoni hier mit dem Ausdruck „al ea8telIo 8. Helios" die ganze Mauerstrecke von der ?orta Ve8eovo bis
zur ?orta 8 6ior^io, wo ja noch solche torrioni kortwmmi, eben jene Rondelle erhalten sind. Daß
Rizzoni das Wort „rivsllini" dem Ausdruck „torrioni" vorausschickt, darf uns nicht befremden, er selbst
gibt ja zu, daß es ungenau sei; man verstand unter „rivellini" im allgemeinen jedes Werk vor einem
Tor, sei es halbrund, sei es dreieckig.
Die nächste Nachricht vom August 1515 zeigt, daß
der Stadtkommandant den ganzen Manerring einer
Verstärkung unterzieht (ll. 1. 169): „ . . kn comman-
dato Zran numero de AUN8tadori in Veron686, I>
czuale vsnnero in Verona, 6 86 oomineid a kortl-
kiesr In eittn in piü loclli. kn nrda88nto la torre
80pra In porta del Ve86ovo, 80pra In portn de
8nn 2or?o. 80prn In portn de 8nn 8pirito (ck'orn
czuslln dettn de'Lal/.nri), 6 in nleuni altri lodn,"
et 8imilmsnte knoti nleuni bn8tioni et tern^i nli
muri de In eittn in diveiai loclli."
Es wurden also Schanzarbeiter aus dem Gebiele
von Verona in der Stadt zusammengezogen, eine Reihe
Türme, vor allem über den Toren wurden erniedrigt,
— ihre vedeutende Höhe war ja nur schädlich statt
nützlich bei dein modernen Feuerkamps — und an
verschiedenen Punkten vor der Mauer Bastionen und Ubb. n, Verona, alte Stadtmauern nach Ebhardt.
Erdwerke gemacht: „lia8tioni 6 tera^i" sagt Rizzoni,
es ist möglich, daß er darunter das gleiche versteht, aber auch denkbar, daß er mit den „ba8tioni" steinerne
Bauten, etwa die Rondelle, von denen noch zwei bis ins 18. Jahrhundert auch an der Südwestfront der
Stadt gestanden haben, offenbar im Auge hat. Wir haben ja schon gehört, daß bei der Beschießung im
September 1516 gerade dieser Teil besonders gelitten hat. Das bestätigte uns auch Rizzoni, der (S. 185)
berichtet, daß ein Teil der Mauern der Zitadelle und von der Zitadelle bis zur Uorta 8. 8pirito bei der
Beschießung durch die Franzosen und Venezianer im September 1516 umgelegt worden sind. Während
nun diese Wehrbauten also gewiß „permanente" waren, sind dafür diejenigen, welche Colonnn während jener
Beschießung machen ließ, nur behelfsmäßige gewesen. Rizzoni meldet, Colonna habe an den eingeschosse-
nen Stellen „ripari di dontro eum ko886, teraxi 6 korclli artikiLiali" machen lassen, desgleichen „ripari"
auch an den von den Franzosen eingeschossenen Mauerstrecken von der Uorta 8. 2eno „bis zum ersten Türm-
chen beim Lampo lVIar^o" (an Stelle der heutigen Bastion del Lorno). Diese Verbesserungen haben nach
Rizzoni also hinter den Mauern gelegeil, die Erdbastionen aber gewiß vor den Mauern.
Aus all diesen Angaben kann man sich ein einigermaßen klares Bild von dem Stande der Wehr-
bauten von Verona vor und nach der Beschießung vom September 1516 machen, ja aus Grund des noch
Vorhandenen ließe sich ohne große Mühe eine Rekonstruktion Herstellen. Möglicherweise geht diese ganze
Umgestaltung der mittelalterlichen Befestigung auf Colonna zurück, der schon 1515, als man den Mauer-
zug beim Castell 8. Illeliee umzugestalten begann, als Kommandant in Verona weilte. Inwieweit er frei-
lich auf die Formen der Bauten Einfluß gehabt haben könnte, läßt sich natürlich nicht im entferntesten sagen.
 
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