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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Editor]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 29.1928

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Nr. 3/4
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Doering, Oskar: Fürst Friedrich zu Wied und die Burg Runkel an der Lahn
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https://doi.org/10.11588/diglit.35079#0100
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Abb. 64. Burg Runkel, links das ,,Corps äs Ionisch rechts der hohe gotische Pallas.

Denkmalpflege nicht viel geringere Ansprüche als der Oorp8 äs log-w. Er dient bisher zum großen Teile den Zwecken
einer Hanshaltungsschule. Die Raumeinteilung des Gebäudes ist zur Zeit folgende: Das oberste Stockwerk enthält
einen großen, zu der Schule gehörigen Schlafsaal. Unter diesem befinden sich die Küchen- und Speiseräume der Schule.
Hier ergibt sich ein gefahrdrohender Mangel dadurch, daß der schwere Küchenherd auf der Holzbalkenlage des dar-
unter befindlichen sogenannten „Bildersaales" steht. Nicht nur der bedeutende Druck, den der Herd ausübt, gibt zu
Bedenken Anlaß (es haben schon Stützungen stattfinden müssen), vielmehr besonders der Umstand, daß die Um-
gebung des Herdes anläßlich des Kochens, Übergießens, Schenerns usw. stark durchnäßt ist, und daß die Nässe den
Fußboden durchdringt. Maßregeln hiergegen wurden schon in jenem Ebhardtschen Gutachten als überaus notwendig
bezeichnet. Ja, es wurde ernstlich auf die Gefahr aufmerksam gemacht, welche durch den jetzigen Zustand unter
Umständen nicht nur für die Sicherheit des Bauwerkes, sondern sogar für das Leben der zahlreichen Schülerinnen
entstehen könne. Vom Standpunkte der Kunst und der Denkmalpflege erscheint es überdies höchst bedauerlich, daß
durch allerlei Ein- und Umbauten die einstige Schönheit des gotischen Pallas fast völlig verwischt ist. Das gilt ins-
besondere auch von der architektonisch sehr wertvollen Kapelle, die der Hanshaltungsschule zur Zeit als Waschküche
dient. Ihr einstiges Aussehen läßt sich infolge der
Einbauten nur noch ahnen. Wer den Raum bei
der Benutzung zu großer Wäsche gesehen hat, kann
diesem Bedauern nur lebhaft zustimmen und drin-
gend die Beseitigung dieses in keiner Beziehung
angemessenen Zustandes wünschen.
Die notwendigen Herstellungen und Besse-
rungen werden sich auf sämtliche Gebäude zu
erstrecken haben, welche den inneren Hof umgeben.
Zu dieseu Gebäuden gehört aber — als, man darf
wohl sagen, wesentlichster Teil — die Kernburg.
Von Eingriffen in ihren Bestand, von Änderungen,
Aus- oder Umbauten oder dergleichen kann natür-
lich nicht die Rede sein. Was geschehen ist, konnte
nur und mußte geschehen nn Interesse der Siche-
rung des wundervollen Denkmales und zugunsten
der kulturellen und vaterländischen Aufgabe, ihre
Schönheit und Majestät, ihre stumme, bedeutungs-
tiefe, an Lehre reiche Beredsamkeit dem Auge,
Verstände und Herzen des deutschen Volkes zu-
gänglich zu machen. Dafür genügte es, daß der in
den Gängen und sonstigen Räumen angehänfte
Schutt beseitigt wurde, hier und da eine Fenster-
Abb.65. Bing Runkel, Ansicht aus Merian lop. läassias. össnung geschlossen oder vergittert wurde.
 
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