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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 29.1928

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Nr. 3/4
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Doering, Oskar: Fürst Friedrich zu Wied und die Burg Runkel an der Lahn
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https://doi.org/10.11588/diglit.35079#0099
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lagen der Stockwerke drohende Gefahr anzukämpfen. Beides mußte Hand in Hand gehen. Die Mittel, welche
Professor Ebhardt anwandte, waren die folgenden: die Balkenlagen der verschiedenen Stockwerke ^wurden durch
hölzerne Stiele und quer zur Balkenlage liegende Sattelhölzer von unten auf von Stockwerk zu Stockwerk genau
übereinanderliegend abgestützt und so erreicht, daß vor allem die bedrohte Südmauer keine Fußbodenlast mehr
zu tragen hatte. Alle wichtigeren Stützen wurden durch Bohlen untereinander in einen Dreiecksverband gebracht
und so dem Ganzen zuverlässige Festigkeit gesichert. Die im Innern einst von dem beseitigten Kamin erfüllte Auf-
gabe, den Schornstein tragen zu helfen, mußten jetzt einstweilen hölzerne Pfosten übernehmen. Alle diese Holz-
stützen, die des Schornsteins sowohl als die der Balkenlagen, ruhten letzten Endes auf dem Gewölbe des Erd-
geschosses. Doch wurde Vorbehalten, falls dieses sich nicht als nicht hinlänglich tragfähig erweisen sollte, es entweder
von unten abzustützen oder es durchzuschlagen, so daß die ganze Konstruktion auf dem Erdboden ihren festen Halt fand.
Alles dies war zunächst zu erledigen, ehe an die Beseitigung der eingetretenen Schäden, geschweige an weiter-
gehende Unternehmungen gedacht werden konnte.
Bei den ans Grund der Ebhardtschen Untersuchungen und Ratschläge von ihm durchgeführten Herstellungs-
arbeiten ist nunmehr die baufällige Südwand wieder in Ordnung gebracht, neu verstärkt, zum großen Teile neu
aufgemauert. Der eichene Dachstuhl ist gleichfalls verstärkt. Der Kamin im ersten Stock wurde hergestellt, so daß er die
Hauptlast des Schornsteins wieder auf sich nehmen konnte. Die Fenstergewände sind genau nach den alten Resten
erneuert, aus Basalt neu versetzt. Bei dem Eorps äs IoZi8 bleibt als weitere Aufgabe eine vollständige, stilgerechte
Herstellung der oberen Stockwerke des Innern zum Zwecke der Aufnahme von Wohn- und Sammlungsräumen.
Ferner durchgreifende Ausbesserung des Erdgeschosses mit der mittelalterlichen Schloßküche, dem Brunnen und
einer Anzahl interessanter Gewölbe. Was jene künf-
tigen Nutzungsräume der Obergeschosse betrifft, so
schlug Ebhardt folgendes vor. Im Nordflügel (nörd-
lich von der in der Mitte des Gebäudes aufsteigenden
Wendeltreppe) ein kleineres Speisezimmer, durch
eine breite Tür verbunden mit dem geräumigen
Speisesaale. An dessen Nordende steht ein bei den
jetzigen Arbeiten freigelegter schöner Kamin aus
schwarzem Marmor; ihm entspricht ein ähnlicher ans
der entgegengesetzten Seite derselben Mauer — auch
er ist erst neuerdings freigelegt. Weiter schließen sich
gegen Norden ein Empfangszimmer und ein Vor-
zimmer an. Westlich von der erwähnten Wendel-
treppe, im Erkerbau, ist ein Frühstückszimmer an-
geordnet, hinter diesem ein Vorzimmer und ein
Dienerzimmer. Zwischen dem Frühstücks- und dem
Vorzimmer, von letzterem aus zugänglich, liegt jenes
kleine Zimmer, das sich nach außen durch den so
hübsch wirkenden, auf langen Kopfbändern ruhenden
Erker kenntlich macht. Das ist der einzige Fall, in
dem zwei Räume sich in die Breitendimension des
Baues teilen (wobei freilich das kleine Erkerzimmer
nur sehr spärlich fortkommenmuß); imübrigennötigt
das geringe Breitenmaß (im allgemeinen wenig
über 6 Meter) dazu, die Zimmer, damit sie nicht zu
klein werden, in dieser ganzen Breite anzulegen.
Daraus ergab sich, daß sie, mit Ausnahme der beiden
nördlichsten und des westlichen Dienerzimmers, ihr
Licht von der Nord- und Südseite zugleich erhalten.
— Die neue Raumverteilung könnte sich auch in
dem gotischen Pallas fortsetzen. Gelten die Räume
des Oorp8 cke 1oZi8 mehr den Zwecken der täglichen
Behaglichkeit und Geselligkeit^ so befinden sich im
Pallas längs eines langen Flurs Schlaf- und An-
kleideräume, sowie Bäder. Die Zimmer in diesem
Pallas erhalten ihr Licht sämtlich von Südosten,
das eine Ankleidezimmer hat außerdem noch ein
südliches Fenster.
Unsere Betrachtung hat uns unversehens in
den gotischen Pallas geführt. Er stellt an die Abb. 63. Burg Runkel, ziveites Torhaus vm, außen.
 
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