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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 29.1928

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Nr. 2
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Diesterweg, ...: Die Wegnahme des Pulvers und der Rüstsortenstücke durch die Preußen: aus dem Archiv der Stadt Braubach
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Meyer, Johannes: Der Feuerschutz in Burgen und Schlössern
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https://doi.org/10.11588/diglit.35079#0065
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41

Officier, kam mit einer Menge seiner Leute, mit aufgepflanztem Bajonet und scharf geladenen Gewehre, mir in mein
Wohnzimmer nach, um die Schlüssel zum Pulvermagazin wegzunehmen, wobei ich dann mitgehen mußte, um das
Magazin zu öffnen, denn es schien mir, daß sie etwas befürchteten. —
Das gesammte Pulver mit den alten wollenen Decken, und vorrätbige leere Säcke haben sie mitgenommen,
so, daß nichts mehr da ist, als einige leere Fässer die nicht mehr zu gebrauchen sind. — Alles Protestieren, gegen diese
Wegnahme, namentlich der Waterlookanonen als Eroberungsstücke, der 140 Gewehre Eigenthum der Gemeinde
Idstein, waren vergeblich, Hauptmann Boethcher erwiederte mir immer, ich habe den strengsten Befehl dazu. -
Aus dem Pulvermagazin wurden weggenommen:
Gewehrpulver zum Scharfschießen.22 Cent. 24 L 9 Loth
Kanonenpulver zum Scharfschießen.51 Cent.
„ „ Blindfeuern. 1 Cent. 15 L
Gewehrpatronen.100 Päcke. .1000 Stück
Zündhütchen.27 Stücke
Pulversäcke.27 Stücke
Fässer nicht angestrigene .73 Stücke.
Die beide Waterlookanonen 6 mtr. mit Laffetten und Zubehör des Inventars 51 Pos. 2. Eine Laffette mit Räder
von einem 3 mtr. Pos. 4. Das hier gebliebene Rohr, wie die übrige alte Geschütze, sind sämtlich vernagelt worden. -
und die 140 Gewehre, welche als Eigenthum der Gemeinde Idstein angehörten, sind ebenfalls mitgenommen worden. -
Der treuen Wahrheit gemäß, lege ich meine Meldung über diesen Überfall, Herzoglichem Kriegs-Departement
gehorsamst vor. - ' gez, Diesterweg.
Hauptmann u. Kommandant der Veste Marxburg

Der Feuerschutz in Burgen und Schlössern.
Von Or.-In§. Johannes Meyer, Leiter der Berufsfeuerwehr Karlsruhe.
Die sehr zahlreichen Burg- und Schloßbrände, von denen die Zeitungen gerade in letzter Zeit zu melden wußten, so jetzt wieder
von dem großen Brand des Schlosses Jettingen (Näheres darüber siehe S. 47), geben Veranlassung zum Abdruck der folgenden Aus-
führungen und zu dem Hinweis, daß die Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen jederzeit bereit zu weiteren Auskünften und zur
Beratung in Sachen des Feuerschutzes ist. Der erste Vorsitzende Professor Bodo Ebhard.
n der Nachkriegszeit und besonders im letzten Halbjahr sind zahlreiche Schlösser und Burgen bei uns,
sowie auch im Auslande dem Feuer zum Opfer gefallen. So wurde im Jahre 1926 das Schloß Grey-
Egerton in Shershire eingeäschert, bei dem mehrere Feuerwehrleute und Angehörige des Hauspersonals
umkamen; zahlreiche unersetzliche Knustschätze u. a., viele Gemälde deutscher Meister, sowie eine umfang-
reiche Bibliothek und Handschriftensammlnug wurden vernichtet. 1924 brannte das aus dem 12. Jahr-
hundert stammende Schloß Marbach am Bodensee nieder; im folgenden Jahre ging ein Teil des als Landeserziehungs-
heim benutzten Schlosses Geienhofen am Bodensee in Flammen auf. So könnte man zahlreiche Fälle anführen,
deren Sachwertvernichtnng vielleicht nicht so schwerwiegend ist, bei denen aber die Zerstörung alter und schöner Bau-
denkmäler, sowie der darin enthaltenen Kunstwerte für den Architekten, Künstler und Wissenschaftler außerordentlich
bedauerlich ist. Noch in frischer Erinnerung wird der Brand des Schlosses in Assing bei Augsburg sein, bei dem u. a.
zahlreiche Menschenleben zu beklagen waren. Zu gleicher Zeit meldete die Presse einen ähnlichen Fall aus Ostpreußen.
Man wird sich zunächst einmal fragen, ob die auffallende Zunahme der Brände in Schlössern und Burgen mit den
durch die Nachkriegszeit beeinflußten Formen unserer Wirtschaft und Lebenshaltung in Beziehung gebracht werden
kann? Es wäre naheliegend, in vielen Fällen Brandstiftung zu vermuten, da die mächtigen Burgen und Schloßbauten der
großen Masse meist als Inbegriff von Macht und Wohlstand erscheinen, obwohl heute in Wirklichkeit oft das Gegenteil der
Fall ist. Viele Besitzer haben nicht mehr die Mittel, die Baulichkeiten in ordnungsmäßigem Zustand zu halten, damit leidet
natürlich gleichzeitig auch die Feuersicherheit. Ein großer Teil befindet sich außerdem nicht mehr im Privatbesitz, sondern
ist von Körperschaften für gemeinnützige Zwecke erworben. Böswillige Brandstiftungen sind daher außerordentlich
selten; sie bestehen meist nur in Vermutungen, wenn eine andere Ursache nicht festgestellt werden kann. Als Brand-
ursache durch äußere Einwirkungen, käme noch der Blitzschlag in Frage. Die Erfahrung lehrt, daß die Anlage eines sach-
gemäßen Blitzschutzes außerordentlich zweckmäßig ist, vor allem bei allein und hoch gelegenen Gebäuden. Die Blitzableiter-
anlage muß nicht nur die höchsten Punkte erfassen, sondern auch die Enden der Firste, Dachdauben, Auskragungen usw.
Als Auffangvorrichtung genügen 15—20 cni hohe Leitungsaufbiegungen; die früher üblichen mehrere Meter langen
Stangen, womöglich mit Platinspitze, sind unnötig. Dagegen sollten sämtliche größeren Metallmassen des Dachgeschosses
(Uhren, Wasserbehälter, metallische Dachverzierungen, Regenrohre) mit der Blitzableiteranlage leitend verbunden
werden. Als Leitungsmaterial wurde früher ausschließlich Kupfer verwandt, es genügt vollständig Eisen mit entsprechend
vielfachem Querschnitt (bei einfacher Ableitung 100, bei verzweigter 50 gnirn). Auf diese Weise werden sich die Kosten
in tragbarer Höhe halten, zumal auch die Versicherungsgesellschaften heute allgemein auf eine gute Blitzschutzanlage
Wert legen und sie teilweise auf eigene Kosten jährlich Nachsehen lassen. Diese Prüfung ist unbedingt notwendig.
 
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