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Buschbeck, Ernst H.
Frühmittelalterliche Kunst in Spanien — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 59: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.61073#0013
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bleiben ein geistreiches Spiel, weil die Gurtbögen nach
unten in Medaillons endigen und nicht auf dem Kapitell
aufliegen; sie scheinen zu schweben. — Wie weit ist es
noch bis zu den tragenden romanischen Pfeilersäulen!
Auch die Frage des Altarraumes ist umgangen, nicht ge-
löst dadurch, daß die dreiteilige Arkade vorgezogen ist.
Wie schön ist aber trotz allem der Rhythmus dieser von
der Mitte nach beiden Seiten zu abschwellenden Halle,
wie schön die rhythmische Teilung der äußeren Längswand
durch die gestreiften Widerlager, wie schön endlich die
Seitenfassaden, die sich in dreifacher Arkade zwischen
glatten Mauerstreifen öffnen und dieses Motiv im
Giebelgeschoß gedämpft noch einmal aufnehmen. Hier
hat ein hervorragender Künstler alle Möglichkeiten
seiner Epoche und die Eingebungen eines harmonischen
Talentes zu einem Werk von unauslöschlichem Eindruck
zu verschmelzen gewußt.
Wir wollen noch einen Blick auf die Schmuckformen
des frühen Mittelalters werfen. Die meisten sind, wenn
sie nicht nur ganz flach und zeichnerisch eingeritzt sind,
in einer Art von Kerb- oder Schrägschnitt gearbeitet, wie
etwa die schönen Platten von Sta. Cristina de Lena oder
die Kapitelle von S. Miguel de Escalada. Sie sind von
dem Bestreben geschaffen, durch kräftige harte Kon-
traste von Licht und Schatten plastische Wirkungen für
die Fernsicht zu erzielen, also Ähnliches wie die Massen-
wirkung spätantiker Bauten. Eine ähnliche Zusammen-
ballung der Form findet sich auf plastischen Werken
der Kleinkunst.
Die schönsten Reste der westgotischen Ära in Spanien
aber sind die Votivkronen der westgotischen Könige für
die Kirche von Guarrazar, deren künstlerischer Reiz in
der bald mild schimmernden, bald spitz glitzernden
Licht- und Farbwirkung des hellen Goldes besteht, mit

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