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Friederichs, Karl
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 21): Apollon mit dem Lamm — Berlin, 1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.704#0009
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zelnen zu verfolgen ist. Ebenso muss es einer andern Erörterung vorbehalten blei-
ben, die Frage zu untersuchen, ob der ägyptische Einfluss sich auf die gesammte
griechische Kunstthätigkeit, wie sie gleichzeitig an verschiedenen Orten geübt wurde,
erstreckte oder beschränkt blieb auf gewisse Landschaften. Hier kam es nur darauf
an, die Thatsache festzustellen, dass Eigenthümlichkeiten der ägyptischen Plastik
übertragen worden sind auf die altgriechische und das geschah um unserer Figur
willen, die dafür ein neues und interessantes Beispiel abgiebt.12)

K. FRIEDERICHS.

NACHSCHRIFT DES HERAUSGEBERS.

"VVINCKELMANNS zu neuem Eifer für Kunstgeschichte und Kunsterklärung
uns neu ermunternde Gedächtnissfeier hat der geehrte Verfasser unsres diesmaligen
Programms unter gewogener Mitwirkung der Generaldirection der königlichen Museen
uns durch ein Kunstwerk eingeleitet, für dessen glückliche Auswahl und kunstver-
ständige Würdigung unser Dank ihm nicht fehlen darf. Zur ßethätigung dieses
Danks möge es versucht sein, die bis hieher hauptsächlich als Kunstwerk bespro-
chene Erzfigur auch in Bezug auf ihren ideellen Gehalt und ihr geschichtliches Ver-
ständniss noch etwas näher zu beleuchten.

Dass in unserer Erzfigur ein Apollon gemeint sei, kann auch ohne bekanntere
Attribute dieses Gottes nach sonstiger Analogie seiner Bildungen uns unbedenklich
erscheinen, und wenn wir den genannten Gott als Hirt bei den Herden Admets be-
schäftigt uns denken, so ist das gefällige Bild des mit seinem Lamme behaglich
gruppirten Gottes auch leicht verständlich. Wird aber, wie wir es gleichfalls nur

12) Den von Stark (Ber. d. sächs. Gesellsch. d. Wiss. 1860 p. 7 ff.) besprochenen Typus, der in
Neapel, London und Berlin mehrfach vorkommt, übrigens nicht den Griff eines Spiegels, sondern einer
Sensale gebildet hat, wie eine mit diesem Griff erhaltene Schaale des kgl. Museums und auch, wenn
ich nicht irre, die Construktion des Griffes beweist, habe ich von dieser Erörterung ausgeschlossen,
einmal weil er etrnskisch ist, und dann weiss ich noch nicht, wieviel bei solchen Geräthgriffen sym-
bolisch, wieviel durch tektonische Verhältnisse veranlasst ist. "Was übrigens die Voraussetzung eines
jugendlichen Hermes für die ältere Kunst betrifft, so scheint es mir hinsichtlich der Figur des Kaia-
mis nicht zweifelhaft, welche unter den beiden nicht völlig übereinstimmenden Nachbildungen, ob die
Figur auf der tanagräischen Münze oder die Marmorstatue in Wilton, man als die treuere Nachbildung
anzusehen habe. Ebenso, glaube ich, ist es unzulässig, daraus dass Hermes einmal auf einer alten
Vase, und zwar wo er als Sohn neben seiner Mutter Maja erscheint, jugendlich dargestellt
ist, auf einen jugendlichen Hermestypus der älteren Kunst zu schliessen.
 
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