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Canale, Giuseppe
Joseph Cannale's gründliche Anweisung zur Zeichnenkunst für Lehrer und Lernende: Enthält eine Darstellung der Theile des menschlichen Körpers und ihrer Verhältnisse nach guten Meistern und Antiken. Mit 51 Kupfern — Leipzig, [ca. 1825]

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https://doi.org/10.11588/diglit.18550#0006

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unb 3«id)nung, bilbenbe fünfte genannt, ba man benn bem 2Bcrfe: bilbenb, bie Q3ebeuttmg:
formenb, giebt. 2l(lein inbem alle öiefe jfiirifte ju genau mit einander verir>anbt finb, t>af;er füc
olle eine gemeinfd)aftlid)e Benennung n>unfd)enßwcrt(j, ja nof()wenbig ijt, ju bem aud) bie Seid)«
nung bie 523ilDt;auerfun|i unterjKifjet, fo ift es wofpl vorstellen, bajj man bas QBort, QMlD —
SDarfiellung beö ^6rperüd)en im Diaume — bead)tet, unb ba nun aud) bie £)arfie(lung auf ber
Slatfje burd) §atben im SRaume tebt unb ein ©emälbe, fo wie eineSeicbnung, aud) ein Söilb ge*
nanntroirb, fo mag benn aud) bie Malerei, 3eid)nung unb bie mit ilpr verwaubfen fünfte beö
Tlbbrurfs ju ben bilbenben fünften gejäbjt werben. £>iefe jeid)nenbcn iftmjte, inbem fte auf
ber Slädje rote mit3a»berfr«ft burd) Sufammenftellung beS iid)teö, ©d)attens unb ber garben
©eftalfen, bemnad) aud) forpcrltdje formen geben, fo gehören ja aud) biefe fünfte ju ben»
jenigen, weldje formen in leblofen ©ingen barfiellen.

Unter jeidjuenben fünften in ber weiten Q3ebeufung beS 2(uebrt!cfeö »erfreut man
«eben ber SDJalerei unb Seidjnung bie Sbilbbauerfunß unb fd)6ne 25aufunfr, in fo fern nämlid)
aud) biefe fünfte von ber 3eid)nung unterflüfct werben. 3n engerer Söebeutung finb aber bie
jeidmenben fünfte biejenigen, weldje burd) Umriß, itdjf, ©chatten unbgarben bie Sfiatur auf einer
Slädje nad)af)men, bemnad) bie SOialerei, Seidjnung unb bie mit i()r verwanbten fttmjle beö ^bbrudrö.

3>nbembie bilbenben ober jeid)nenben fünfte baS ©efül)l in 2(nfprud) nehmen, gehören
fte in bie IpofjereDrbnungber fd)6nen nfre ebenfowobj, als fte aud) unter bie^mifie jufefjen
finb, weld)e nid)t junäd)ft ben erfreu 23ebürfnijfen, fonbern mel)r bem QSergnugen geroibmet finb.

£)ie bilbenben .ftünffe geben unter ben fdjonen fünften bie fünfte beö-Diaumeö,
inbem if;re Sßerfe im 9iaume ifpr ©afenn i^aben, unb finb bieö im ©egenfa^e von ben f o nifd)e rt
(in $on mtb kuf fieb, jeigenben) fünften ober ben fünften ber Seit, (Sonfunft, ©efang,
5Did)tfun{t unb Siebnerfun(t), beren 5Bcrfe in einer beflimmten Seit leben nad) bem,93ortrage
ober »erhallt finb, bem ?one unb laute aber fein bestimmter jKaum gegeben werben fann, fo wie
im ©egenfafje von ben mimifd)en fünften ober ben ^ünflen ber Seit unb beöDiaumeö
(bie verfdjiebencn ©djaufpiele unb baS fallet ober f;6f;ere ^anjfuiiji}, beren Satfiellungen in
einer beflimmten &eit, aber aud) im 9vattme gefdjefjen; balper fte aud), wie bie $öerfe ber bit«
benben Äünjre, ftd)fbar finb.

$Me 9Merei ift bieSarftelltmg beö Siebtbaren — ber Körper burd) Rathen, iidjf unb
©djatten auf einer 5läd)e. 3Bcnn biefe £>arfMlung nur in Untriffen, mit ober ol;ne iid)t unb
©d)atfen — ©djattirung befielt, fo nennt man fte geroofpnltd), jur Unterfd)eibting von ber9)fa-
lerei in Sarben, 3*id>nung, unb bie fiunft felbft 3fid)nen-- ober S eid)nungsfun jT.
S5od) wirb oft aus ted)nifd)er 2lnftd)t bie Arbeit mit mefjrentfyeilö unburd)ftd)tigen — forperlid)en
Sarben, bie mit bem 9>infel ober mit ^afielljiiften aufgetragen werben, 9)ialerei genannt; felbfl
wenn fte nid)t in bunten $avben, fonbern nur in ©cbwarj unb ®ei§ (®vau in ©rau) gemalt ifr.
93ei bteferUnterfd)cibung wirb bann nid)t nur bieSeicbnung, mit ©tiften (Crayons — vorjügltd)
SSleiflift, fdjwarje unb weige treibe, Svotbfiift, ©ilberjlift) unb ber geber bcfd)ränft, eine
3eid)nung genannt, fonbern aud) bie ilrbeit mit üßafferfarben Ciufd)e, ©epia u. bgl.), wetdje
bas Rapier mebrent^eils burd)fd)einen (äffen unb jum 23ilbe »erwenben; felbp wenn biefes in
natürlichen S^ben gegeben ifr, ba benn bie Arbeit bunte 3eid)nung genennt wirb.

5)aS Srjle für ben angef)enben Äunfller ifl baS 3eid)nen in Umriffen of;ne unb mit ber
©djaftirung, unb er wirb wenig liefern, ober bod) fe^r leid)t in Segler geraden, wenn er, von
bem©lanj berS^en geblenbet, ju frü^ in Serben malen wollte, oljne vorder bie erjle ©tufe,
biefes Seidenen mit ©tiften ober einfarbiger $ufd)e, betreten ju ^aben. 9Ktt vollem 9ied)t nennt
man bie 3e'd)nun9 bie ©eele ber SHalerei, ja aller bilbenben fünfte: benn nur burd)
baS 3«id)nen erhalt ber SWaler bie vollfommene Serfigftit, rid)fig unb mit S33aljrf)eit barjuflellen
«nb feine Arbeit ju prüfen. SSBer jeid)nen fann, erlernt bie SRalerei leid)t, wer aber erfi bie

*) 2fu«*> von der £Dia)tfnnft gilt tiefe*, in fo fern WQ5e6tö)t in der Seeldmntion volifpmtttfn gegeben wirb.
 
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