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Caraccioli, Louis-Antoine
Der Frau Marschallinn von *** letzte Reden und Unterrichte an ihre Kinder von den Pflichten der Religion, des Vaterlandes und der Gesellschaft — Augsburg, 1770 [VD18 12031399]

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https://doi.org/10.11588/diglit.38845#0095
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am achten Abende.
daher kömmt es/ daß der Hochmütbige, alle
Augenblicke seines Glückes daseyn glaubet/
da er es doch niemals anlaugen sichet.. Kaum
wird eine seiner Begierden erfattigct/ so .wächst
eine andere hervor; sein Herz ist wahrhaftig das
Faß der Danaiden / welches man nicht anfül-
lenkann; er ein anderer Tantalus / dem sein
Durst nicht zu löschen. Welcher Zustand!
Sey es/ daß die Vorsicht eine Freude
hat, dem Hochmüthlgsn seinen Lauf zu hem-
men / sey es / daß er selbst sich mit immerwäh-
renden Wünschen erschöpfte; ich habe gesehen/
wie fast alle junge Leute von dem Hochmuth auf-
gezehrt worden/ und mitten in ihren Entwürfen
von Würden und Erhöhungen zu Grunde gegan-
gen find. Ach! bleibt uns denn mehr genug Erde
zu einem Grabe übrig; muß man unaufhörlich
wiederholen / daß unser Leben wie ein reißender
Strom forteile/ und man / Begierden hervvr-
zubringen und zu bewerkstelligen/ nicht Zeit
habe.
Es scheinet/ daß die Ehren/ derer man
genießt / muffen ewig daueren; indessen gebraucht
es kaum eine Halde Minute / sie nm allem dem/
was sie in - und an sich haben/auszulöschen. Die
Erde ist mit Schriften bedeckt/ welche das nich-
tige Wesen der Hoheit verkündigen ; man bringt
sein Leben zu mit Verlangen nach Ehren und
Würden/ wozu man niemals gelangt/ oder al-
lererst mir dem annahenden Tode erhalt. Ver-
dienet dieses wohl sich wegen so ungewissen und
so kurz datierenden Dingen Zu martern.

Eine
 
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