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Carrière, Moriz; Carrière, Moriz [Editor]
Die Kunst im Zusammenhang der Culturentwickelung und die Ideale der Menschheit: [ein Beitrag zur Geschichte des menschlichen Geistes] (Band 3, Mittelalter ; Abt. 1): Das christliche Alterthum und der Islam in Dichtung, Kunst und Wissenschaft — Leipzig, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.33536#0049
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Jesus und die Bibel.

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selber ist ein furchtbares Unthier, dessen sieben Häupter die siebeil
Hügel darstellen, auf welchen Roma ruht, die schwelgende Buhlerin,
trunken vom Blute der Heiligen. Dann ist Nero der Widerchrist,
ein Haupt des Thiers und das Thier selbst, und daß er durch
die Zahl 666 bezeichnet sei, ist nun dadurch enträthselt daß die
Zahlenwerthe der hebräischen Buchstaben, die seinen Namen bilden,
jene Summe ausmachen. Durch Ewald, Hitzig, Baur, Volkmar
sind die geschichtlichen Beziehungen und die Composition des
Werks endlich klar geworden. Die Einkleidung ist alttestamenttich,
überall vernehmen wir den Nachllang der Prophetenstimmen. Die
bewegte Phantasie zeichnet echt orientalisch nicht für die äußere An-
schauung mit plastischer Klarheit und Ruhe, sondern nur für die
Einbildungskraft des Hörers, die dem kühnen Dichterfluge leicht
und willig von Bild zu Bilde folgt und in raschem Wechsel das
Symbol und die Sache verschmilzt. Der Ruf nach Rache der das
Ganze durchhallt, die Voranstellung der Judenchristen vor den be-
kehrten Heiden, die Seitenblicke auf Paulus und seine Pflanzungen
lassen in dem Dichter noch jenen Sinn erkennen welcher Feuer vom
Himmel auf die Stadt herabbeten wollte die den Heiland nicht
ausgenommen, worauf ihn Jesus einen Donnersohn nannte. Die
Weissagung ist erfüllet worden und wird erfüllet werden wie alle
echte Prophetie, nicht buchstäblich, sondern geistig, dem Sinn und
Wahrheitsgehalte nach, nicht äußerlich nach den Zeitvorstelluugen
und der Einkleidung.
Der Seher wird vom Messias berufen zur Ankündigung und
Schilderung des Gerichts für die Gemeinde. Christus heißt, und
das ist wichtig als Zeugniß eines Jüngers, der Erstgeborene von
den Todten, der uns zu Königen und Priestern gemacht vor Gott
dem Vater, er heißt der Logos, das Wort und die offenbarende
Stimme Gottes, und sagt selbst: „Ich bin der Erste und Letzte
und der Lebendige; ich war todt und bin lebendig von Ewigkeit zu
Ewigkeit. Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone
des Lebens geben/' Der Himmel thut sich auf und das Halleluja
des Weltalls mit dem Amen der Auserwählten erschallt um den
Thron Gottes. Die Nettesten legen ihre Kronen nieder, und ein
Engel bringt das Buch des Gerichts. Wer wird seine sieben
Siegel lösen? Der Löwe aus dem Stamm Inda, das Lamm das
uns Gott erkauft hat mit seinem Blute als es erwürgt ward.
Nach jeder Eröffnung eines Siegels erscheint eine Strafe; bei den
vier ersten brechen die apokalyptischen Reiter hervor: Krieg, mörderische
 
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