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Das christliche Alterthum.

tausend Jahren. Danach folgt die letzte Entscheidungsschlacht mit
dem Satan und seinen Heerscharen, die Scheidung der Guten und
Bösen, die ewige Wonne der Reinen und Gerechten in der Gemein-
schaft mit Gott.
Ans solcher Lage der Dinge und solchen Vorstellungen ent-
stand die Offenbarung Johannis, ein Werk des Jüngers Jesu,
eine großartige, mahnende und weissagende Dichtung, im Anschluß
an die prosthetische Poesie der Hebräer ein christliches Kunstwerk
in griechischer Sprache, den Gläubigen die Zeichen der Zeit zu
deuten, in Sinnbildern und Gleichnissen den Verstehenden zum
Trost und zur Erbauung knndzuthun wie der Herr nun in allem
sich offenbaren werde. Sieben Gemeinden, dann deren Symbol,
sieben Leuchter, dann 24 Aelteste vertreten die Christen, und
darauf sind sie wieder personificirt in der Gestalt eines heiligen
Weibes, das ein Kind gebären soll nnd vom Satan verfolgt wird,
der im Kinde den Sieger ahnt. Christus erscheint zuerst als des
Menschen Sohn in langem Gewand mit goldenem Gürtel, sein
Haar schneeweiß, seine Augen Fenerflammen, seine Stimme wie
Wasserrauschen, ein zweischneidig Schwert geht aus seinem Munde,
sieben Sterne hält er in der Rechten, nnd sein Antlitz leuchtet wie
die Sonne. Dann ist er wieder das Lamm, das am Kreuze ge-
opfert wird nnd ewig lebt, und sieben Hörner versinnlichen seine
Herrschermacht, sieben Augen seine allsehende Weisheit. Und
wieder ist er der Löwe ans dem Stamm Juda, und dann ein
König mit goldener Krone, dessen Hand die Sichel zur Ernte
schwingt, nnd dann der Siegerheld auf weißem Roß, im Pnrpur-
mantcl den sein eigen Blut gefärbt hat, der Führer der himm-
lischen Heerscharen. Gott selbst wird nicht plastisch gestaltet, es
heißt nur: auf dem Stuhl saß einer und war anzusehen wie ein
lichter Edelstein; ein Regenbogen umkränzt seinen Thron, sieben
Fackeln, den persischen Lichtgeistern gleich, brennen vor ihm, und
vier Thiere stehen um ihn, geflügelt, mit dem Kopf des Menschen,
des Stieres, des Löwen, des Adlers, wie wir solche von den
Palästen Ninives her kennen, von wo sie in die Vision Ezechiel's
übergingen nnd zu den Cherubstatuen im Tempel zu Jerusalem ge-
formt wurden.
Das Böse ist personificirt im Satan, seine Erscheinung ist
die Schlange des Paradieses oder der Drache der heidnischen
Mythen, mit sieben Häuptern, den römischen Herrschern, nnd
zehn Hörnern, den Provinzen des Weltreichs. Dies Römerreich
 
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