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Das christliche Alterthum.
Gebets in der Präfation, im Vaterunser. In den Chorälen, in
denen sich Ton neben Ton ausgehalten, gleichmäßig, fest, streng
wie in einem Basilikenbau eine Granitsäule neben die andere
hinstellt; in den — reichem Ornamente vergleichbar — in colo-
rirten Tongängen sich ergehenden Intonationen des Its mmsa
68t, des Halleluja ist es stets ein und derselbe Geist, der sich
in den verschiedensten Formen und Stimmungen ausspricht. Die
innere Lebenskraft dieser Gesänge ist so groß, daß sie auch ohne
alle Harmonisirnng sich auf das intensivste geltend machen und
nichts weiter zu ihrer vollen Bedeutung zu erheischen scheinen,
während sie doch andererseits für die reichste und kunstvollste har-
monische Behandlung einen nicht zu erschöpfenden Stoff bieten,
und einen Schatz bilden von dem die Kunst jahrhundertelang
zehrte. Und wunderbar genug, neben den höchsten Resultaten,
welche von den begabtesten Geistern in langer Arbeit auf diesem
Gebiete gewonnen worden sind, steht die alterthümliche Melodie
in ihrer einfachen Urgestalt nicht als rohe erste Kunststnfe, son-
dern als ein Gleichberechtigtes da; nach dem hinreißenden seraphi-
schen Stimmengewebe eines Kyrie von Palestrina ergreift das
ganz einfache Zloria in oxeolmZ Deo ans des Priesters Munde
mit dem Tone majestätischer Größe und zugleich eines jubelvollen
Aufschwunges, Werth den Ruhm des Höchsten zu verkündigen."
Gerade so steht die einfache Basilika neben dem reichen gothischen
Dom als sein Keim und zugleich in eigenthümlicher Vollendung;
gerade so ist die sittliche Wahrheit in den biblischen Büchern so
klar und voll ausgesprochen daß alle Philosophie in ihrer Ent-
wickelung wieder zu jener hinsührt, in ihr einmündet.
Die Sasilika.
Der christliche Gott wohnt nicht in Tempeln von Händen
gemacht, er ist unsichtbar allgegenwärtig, ein Geist der im Geist
und in der Wahrheit angebetet sein will. Sein Dienst verlangt
darum nicht ein Haus für seine Bildsäule, sondern für die Ver-
sammlung der Gemeinde; es galt nicht die künstlerische Gestaltung
des Aeußern, sondern eines Jnnenranmes, entsprechend der Durch-
Das christliche Alterthum.
Gebets in der Präfation, im Vaterunser. In den Chorälen, in
denen sich Ton neben Ton ausgehalten, gleichmäßig, fest, streng
wie in einem Basilikenbau eine Granitsäule neben die andere
hinstellt; in den — reichem Ornamente vergleichbar — in colo-
rirten Tongängen sich ergehenden Intonationen des Its mmsa
68t, des Halleluja ist es stets ein und derselbe Geist, der sich
in den verschiedensten Formen und Stimmungen ausspricht. Die
innere Lebenskraft dieser Gesänge ist so groß, daß sie auch ohne
alle Harmonisirnng sich auf das intensivste geltend machen und
nichts weiter zu ihrer vollen Bedeutung zu erheischen scheinen,
während sie doch andererseits für die reichste und kunstvollste har-
monische Behandlung einen nicht zu erschöpfenden Stoff bieten,
und einen Schatz bilden von dem die Kunst jahrhundertelang
zehrte. Und wunderbar genug, neben den höchsten Resultaten,
welche von den begabtesten Geistern in langer Arbeit auf diesem
Gebiete gewonnen worden sind, steht die alterthümliche Melodie
in ihrer einfachen Urgestalt nicht als rohe erste Kunststnfe, son-
dern als ein Gleichberechtigtes da; nach dem hinreißenden seraphi-
schen Stimmengewebe eines Kyrie von Palestrina ergreift das
ganz einfache Zloria in oxeolmZ Deo ans des Priesters Munde
mit dem Tone majestätischer Größe und zugleich eines jubelvollen
Aufschwunges, Werth den Ruhm des Höchsten zu verkündigen."
Gerade so steht die einfache Basilika neben dem reichen gothischen
Dom als sein Keim und zugleich in eigenthümlicher Vollendung;
gerade so ist die sittliche Wahrheit in den biblischen Büchern so
klar und voll ausgesprochen daß alle Philosophie in ihrer Ent-
wickelung wieder zu jener hinsührt, in ihr einmündet.
Die Sasilika.
Der christliche Gott wohnt nicht in Tempeln von Händen
gemacht, er ist unsichtbar allgegenwärtig, ein Geist der im Geist
und in der Wahrheit angebetet sein will. Sein Dienst verlangt
darum nicht ein Haus für seine Bildsäule, sondern für die Ver-
sammlung der Gemeinde; es galt nicht die künstlerische Gestaltung
des Aeußern, sondern eines Jnnenranmes, entsprechend der Durch-