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Der Islam.
damit die hellenischen nnd arabischen Lehren zusammenbrachten.
Zusagendes answählten, Widersprechendes bestritten. Gabirol be-
schäftigte sich vornehmlich mit der Frage nach Stoff nnd Form;
erst durch die Form, das Geistige, gewinnt die Materie Be-
stimmtheit, wird die Materie etwas; die Formen werden aber ans
ihr hervorgezogen, der göttliche Geist ist der Beweger und Bildner.
Der berühmteste jüdische Denker, der auch ans die Scholastiker
Einfluß übte, war Moses ibn Maimon oder Maimonides in der
zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Sein Wegweiser der Ver-
irrten betrachtet Erkenntniß und Liebe Gottes als den Zweck nnsers
Lebens, nnd will die Zweifelnden auf dem Wege der Wissenschaft
dahin führen; er huldigt einem besonnenen Rationalismus, die re-
ligiöse Wahrheit mit der griechischen Philosophie zu vermitteln be-
strebt. Die Vernunft ist ihm das Band zwischen Gott nnd Mensch-
heit; es lockert sich wenn wir Herz und Sinn andern Gegenständen
znwenden, es erstarkt wo wir uns seiner bedienen.
Die neupersische Dichtung.
M Das Epos Firdnsi's. Die Liebesgeschichten.
Die schönste und vollendetste Kunstblüw der mnhammedani-
schen Welt entfaltete sich durch das Zusammenwirken des arischen
nnd semitischen Geistes in Persien. Hier fand nun die alte
Heldensage ihren künstlerischen Abschluß, hier erhielten die roman-
tischen Liebeserzählungen der Sassanidenzeit ihre dichterische Form,
und zu dem Epos gesellte sich eine Lhrik die nicht blos über das
Sinnliche sich in das Ewige emporschwingt, sondern auch in der
Erscheinnngsfülle des Lebens mit Lust nnd Liebe verweilt, das
Dasein heiter genießt, sinnig betrachtet nnd im Endlichen das
Unendliche spiegelt. Die ursprüngliche Idee der Jranier vom
Gegensätze des Lichtes und der Finsterniß in der Natur, von:
Kampf des Guten nnd Bösen in der Seele, vom Beruf des
Menschen znm Heldenthnm der Wahrheit im Dienste des guten
Geistes war Mnhammed'ö besten Gedanken wahlverwaudt, und so
konnte sich innerhalb der neuern Religion das Alterthümliche
Der Islam.
damit die hellenischen nnd arabischen Lehren zusammenbrachten.
Zusagendes answählten, Widersprechendes bestritten. Gabirol be-
schäftigte sich vornehmlich mit der Frage nach Stoff nnd Form;
erst durch die Form, das Geistige, gewinnt die Materie Be-
stimmtheit, wird die Materie etwas; die Formen werden aber ans
ihr hervorgezogen, der göttliche Geist ist der Beweger und Bildner.
Der berühmteste jüdische Denker, der auch ans die Scholastiker
Einfluß übte, war Moses ibn Maimon oder Maimonides in der
zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Sein Wegweiser der Ver-
irrten betrachtet Erkenntniß und Liebe Gottes als den Zweck nnsers
Lebens, nnd will die Zweifelnden auf dem Wege der Wissenschaft
dahin führen; er huldigt einem besonnenen Rationalismus, die re-
ligiöse Wahrheit mit der griechischen Philosophie zu vermitteln be-
strebt. Die Vernunft ist ihm das Band zwischen Gott nnd Mensch-
heit; es lockert sich wenn wir Herz und Sinn andern Gegenständen
znwenden, es erstarkt wo wir uns seiner bedienen.
Die neupersische Dichtung.
M Das Epos Firdnsi's. Die Liebesgeschichten.
Die schönste und vollendetste Kunstblüw der mnhammedani-
schen Welt entfaltete sich durch das Zusammenwirken des arischen
nnd semitischen Geistes in Persien. Hier fand nun die alte
Heldensage ihren künstlerischen Abschluß, hier erhielten die roman-
tischen Liebeserzählungen der Sassanidenzeit ihre dichterische Form,
und zu dem Epos gesellte sich eine Lhrik die nicht blos über das
Sinnliche sich in das Ewige emporschwingt, sondern auch in der
Erscheinnngsfülle des Lebens mit Lust nnd Liebe verweilt, das
Dasein heiter genießt, sinnig betrachtet nnd im Endlichen das
Unendliche spiegelt. Die ursprüngliche Idee der Jranier vom
Gegensätze des Lichtes und der Finsterniß in der Natur, von:
Kampf des Guten nnd Bösen in der Seele, vom Beruf des
Menschen znm Heldenthnm der Wahrheit im Dienste des guten
Geistes war Mnhammed'ö besten Gedanken wahlverwaudt, und so
konnte sich innerhalb der neuern Religion das Alterthümliche