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https://doi.org/10.11588/diglit.33536#0066
46
Das christliche Alterthum.
Persönlichkeit aus. Eine Gestalt wie die Jesn mit ihren Reden
und ihrem Geschick hat Rousseau mit Recht für unerfindbar erklärt.
Das sittliche Ideal ist in ihr verwirklicht.
Die ursprüngliche Darstellung der christlichen Religion ist auf
die erörterte Weise auch die elastische. Durch die Rückkehr zum
Quell der Bibel wird das Christeuthum geläutert uud gereinigt,
wenn spätere Menschensatzung den einfachen Abdruck der Wahrheit
verhüllt. Dieser Quell beut dem Kinde Milch, dem Manne Wein,
jedem Erquickung nach seiner Art. Die Bibel ist Weltbuch uud
Volksbuch. Vou deu Worten Jesu, vou seiuem Leben, von dem
Bilde das hier mit dichterischem, dort mit philosophischem Geiste
nach dem Eindruck seiner Persönlichkeit entworfen ist, von der Ent-
wickelung seiner Lehre bei Paulus uud Johannes gilt immerdar
was der Hebräerbrief sagt: Das Wort Gottes ist lebendig und
kräftig, und schärfer denn kein zweischneidig Schwert, und durch-
dringet bis daß es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein,
und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. Und
der Brief Petri sagt: Wir haben ein festes prophetisches Wort
und Evangelium und ihr thut wohl daß ihr darauf achtet als auf
ein Licht das da leuchtet an einem dunklen Ort, auf daß es Tag
werde uud der Morgeusteru aufgehe iu eurem Herzen. Diesen
alten Aussprüchen schließt Goethe sich an, wenn er sagt: „Mag die
geistige Cnltnr immer fortschreiten, mögen die Naturwissenschaften
in immer breiterer Ausdehnung und Tiefe wachsen und der mensch-
liche Geist sich erweitern, wie er Null, — über die Hoheit und sitt-
liche Cnltnr des Christenthums, wie es iu deu Evangelien schimmert
und leuchtet, wird er nicht hinauskommen."
Kampf und Sieg des Christenthums in der alten Welt.
Gnosis und Kirchenväter.
Die alte Welt hatte naturbefangen das Göttliche in Natur-
erscheinungen oder die geistigen Mächte doch in sinnlicher Natur-
gestalt angeschaut; das Christenthum lehrte der Vielheit der Volks-
götter gegenüber den einen geistigen Gott; es leugnete die Wahr-
heit des bestehenden Heideuthums und erschien dadurch selbst dessen
Das christliche Alterthum.
Persönlichkeit aus. Eine Gestalt wie die Jesn mit ihren Reden
und ihrem Geschick hat Rousseau mit Recht für unerfindbar erklärt.
Das sittliche Ideal ist in ihr verwirklicht.
Die ursprüngliche Darstellung der christlichen Religion ist auf
die erörterte Weise auch die elastische. Durch die Rückkehr zum
Quell der Bibel wird das Christeuthum geläutert uud gereinigt,
wenn spätere Menschensatzung den einfachen Abdruck der Wahrheit
verhüllt. Dieser Quell beut dem Kinde Milch, dem Manne Wein,
jedem Erquickung nach seiner Art. Die Bibel ist Weltbuch uud
Volksbuch. Vou deu Worten Jesu, vou seiuem Leben, von dem
Bilde das hier mit dichterischem, dort mit philosophischem Geiste
nach dem Eindruck seiner Persönlichkeit entworfen ist, von der Ent-
wickelung seiner Lehre bei Paulus uud Johannes gilt immerdar
was der Hebräerbrief sagt: Das Wort Gottes ist lebendig und
kräftig, und schärfer denn kein zweischneidig Schwert, und durch-
dringet bis daß es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein,
und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. Und
der Brief Petri sagt: Wir haben ein festes prophetisches Wort
und Evangelium und ihr thut wohl daß ihr darauf achtet als auf
ein Licht das da leuchtet an einem dunklen Ort, auf daß es Tag
werde uud der Morgeusteru aufgehe iu eurem Herzen. Diesen
alten Aussprüchen schließt Goethe sich an, wenn er sagt: „Mag die
geistige Cnltnr immer fortschreiten, mögen die Naturwissenschaften
in immer breiterer Ausdehnung und Tiefe wachsen und der mensch-
liche Geist sich erweitern, wie er Null, — über die Hoheit und sitt-
liche Cnltnr des Christenthums, wie es iu deu Evangelien schimmert
und leuchtet, wird er nicht hinauskommen."
Kampf und Sieg des Christenthums in der alten Welt.
Gnosis und Kirchenväter.
Die alte Welt hatte naturbefangen das Göttliche in Natur-
erscheinungen oder die geistigen Mächte doch in sinnlicher Natur-
gestalt angeschaut; das Christenthum lehrte der Vielheit der Volks-
götter gegenüber den einen geistigen Gott; es leugnete die Wahr-
heit des bestehenden Heideuthums und erschien dadurch selbst dessen