Jesus und die Bibel.
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mit Gott, denn seine Liebe ist ansgegossen in unser Herz. Wie
durch einen Menschen, durch Adam's Fall, die Verdammniß der
Sünde gekommen, so durch Christus und seinen Gehorsam die
Versöhnung mit Gott, die Gnade, das neue Leben, in dem wir
wandeln sollen gleichwie Christus ist auferstanden von den Todten.
Er ist der Erstgeborene unter vielen Brüdern, wir alle sind Ein
Leib in ihm. Wer Christus Geist nicht hat der ist nicht sein.
Der Buchstabe tödtet, aber der Geist machet lebendig. Das ist
der vernünftige Gottesdienst daß der Mensch sich selber dar-
bringt in einem frommen und reinen Leben. Denn das Reich
Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und
Frieden und Freude in dem Heiligen Geist. Wer darin Christo
dienet der ist Gott gefällig und den Menschen Werth. Wer den
andern liebet der hat das Gesetz erfüllet. So deinen Feind
hungert, so speise ihn; dürstet ihn, so tränke ihn. Wenn du das
thnst, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln. Laß
dich nicht das Böse überwinden, sondern überwinde das Böse mit
Gutem.
Diese Predigt Pauli verbreitete sich, ein stiller Trost und
eine Erneuung des innern Menschen, in der Römerwelt. Unter
der Greuelherrschaft Nero's floß das Blut ihrer Bekenner znm
ersten male stromweis; es war ein Menschenalter nach dem Hin-
gang Jesu; die Saat erschien zur Ernte reif, der gekrönte
Wütherich, der Fürst dieser Welt stellte sich als Widerchrist dar,
und je höher die Noth stieg, desto mehr wuchs die Hoffnung daß
der Heiland nun kommen werde ihn zu stürzen und das Gottes-
reich aufzurichten. Nach Nero's Tod verbreitete sich in Griechen-
land und Kleinasien die Sage daß er nicht gestorben, sondern in
den Osten entwichen sei, von wo er zu schrecklicher Rache wieder-
kommen werde. Galba, Otho, Vitellins standen wider- und nach-
einander auf ohne daß das Reich zur Ruhe kam; Nero, welcher
der fünfte Kaiser gewesen, werde, so dachte man, als der achte
wieder den Thron besteigen, dann aber Christus ihn zerschmettern.
Zugleich sah man das Strafgericht Gottes über Jerusalem sich
vollziehen; nach einer Empörung in dem Jahre 66 war die Stadt
vor: einem römischen Heer unter Vespasian und Titus bereits be-
lagert. Erdbeben, Hnngersnoth, Pest waren mahnende Zeichen des
nahenden Untergangs der Alteil Welt. Nach dem Kampf und dem
Gericht durch des Menschen Sohn kommt ein Wonnetag des Herrn, —
da tausend Jahre vor ihm sind wie ein Tag, ein seliges Reich voll
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mit Gott, denn seine Liebe ist ansgegossen in unser Herz. Wie
durch einen Menschen, durch Adam's Fall, die Verdammniß der
Sünde gekommen, so durch Christus und seinen Gehorsam die
Versöhnung mit Gott, die Gnade, das neue Leben, in dem wir
wandeln sollen gleichwie Christus ist auferstanden von den Todten.
Er ist der Erstgeborene unter vielen Brüdern, wir alle sind Ein
Leib in ihm. Wer Christus Geist nicht hat der ist nicht sein.
Der Buchstabe tödtet, aber der Geist machet lebendig. Das ist
der vernünftige Gottesdienst daß der Mensch sich selber dar-
bringt in einem frommen und reinen Leben. Denn das Reich
Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und
Frieden und Freude in dem Heiligen Geist. Wer darin Christo
dienet der ist Gott gefällig und den Menschen Werth. Wer den
andern liebet der hat das Gesetz erfüllet. So deinen Feind
hungert, so speise ihn; dürstet ihn, so tränke ihn. Wenn du das
thnst, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln. Laß
dich nicht das Böse überwinden, sondern überwinde das Böse mit
Gutem.
Diese Predigt Pauli verbreitete sich, ein stiller Trost und
eine Erneuung des innern Menschen, in der Römerwelt. Unter
der Greuelherrschaft Nero's floß das Blut ihrer Bekenner znm
ersten male stromweis; es war ein Menschenalter nach dem Hin-
gang Jesu; die Saat erschien zur Ernte reif, der gekrönte
Wütherich, der Fürst dieser Welt stellte sich als Widerchrist dar,
und je höher die Noth stieg, desto mehr wuchs die Hoffnung daß
der Heiland nun kommen werde ihn zu stürzen und das Gottes-
reich aufzurichten. Nach Nero's Tod verbreitete sich in Griechen-
land und Kleinasien die Sage daß er nicht gestorben, sondern in
den Osten entwichen sei, von wo er zu schrecklicher Rache wieder-
kommen werde. Galba, Otho, Vitellins standen wider- und nach-
einander auf ohne daß das Reich zur Ruhe kam; Nero, welcher
der fünfte Kaiser gewesen, werde, so dachte man, als der achte
wieder den Thron besteigen, dann aber Christus ihn zerschmettern.
Zugleich sah man das Strafgericht Gottes über Jerusalem sich
vollziehen; nach einer Empörung in dem Jahre 66 war die Stadt
vor: einem römischen Heer unter Vespasian und Titus bereits be-
lagert. Erdbeben, Hnngersnoth, Pest waren mahnende Zeichen des
nahenden Untergangs der Alteil Welt. Nach dem Kampf und dem
Gericht durch des Menschen Sohn kommt ein Wonnetag des Herrn, —
da tausend Jahre vor ihm sind wie ein Tag, ein seliges Reich voll