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CaM

seinem Vorbild Harun, den Wein nicht- Einmal hatte er
seiner Sklavin im Rausch die schönen Locken abgeschnitten;
das brachte ihn am andern Tag in Verzwciflnng; Alles zitterte.
Da half ein Hofdichter durch einige Schmeichelverse aus der
Noth. „Eine Cypresse," sagte er, „ist noch schöner, wenn ihre
Zweige abgeschnitten sind." Der Dichter ward dafür mit Ju-
welen beschenkt. Der Sultan vertrank seine Betrübniß mit ihm
in Wein.

Mahmud besaß auch einen weißen Elephanten, der, wie
man erzählt, gegen den Willen seines indischen Besitzers zu
ihm gelaufen war und daher den Nanien Chodadadl er-
hielt. Einen solchen hatten nur ein Fürst Abyssiniens und
später Kutbeddin Jbek, der tapfere Gründer einer neuen Dynastie
in Delhi, besessen. Aber weder seine Schätze, noch der weiße
Elephant garantirteu Mahmud den Bestand seiner Schöpfung.
1028 fing er an zu kräukeln, er soll an der Steinkrankheit
gelitten haben, und starb 63 Jahre alt, am 30. April 1030,
nach einer dreiunddreißigjährigen Regiernng.

Jhm folgte sein Sohn Mahmud nach, der aber nach fünf
Monaten geblendet wurde; seiu Bruder Mesud, der ihm folgte,
wurde Rustem der Andere genannt. Er war von ungenieiner Leibes-
stärke. Seine eiserne Keule konnte kein Anderer mit einer Hand
aufheben. Seine Pfeile drangen durch die Haut des Elephanten
und den stärksten Panzer. Er ließ einen neuen Palast in
Ghazna banen und darin einen goldnen Thron mit Juwelen iu
einem prächtigen Saal aufstellen. Eine goldene Krone mit Edel-
steinen hing von der Decke an einer goldenen Kette herab. Hier
gab der Sultan Audienz.

Mesud war ein tapferer Mann, aber schon beganneii Un°
ruhen und Unfälle. Er siel zuletzt in die Hände seines Bruders
Mahmud, des Geblendeten, dcr ihm, dem nnn Gefangenen,
zur Stillung der Noth 500 Derhenis auszahlen ließ. „Ach,"
rief er aus, „o wunderbarer Wechsel des Glücks. Gestern war
 
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