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Verlag Bruno Cassirer
Almanach: auf das Jahr ... — 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.70232#0117
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H. Mackowsky: Das schöne Buch

I 11

Mannigfaltigkeit gewährt. Gewiß spürt man seine Ab-
hängigkeit vom Ausland, ebenso stark empfindet man
indessen das Eigene dieser Zeugnisse einer selbständi-
gen städtischen Geschmackskultur, die alle fremden
Elemente nach ihrem Ideal verarbeitet und umge-
modelt hat.
Einige der damals gegründeten Firmen, an erster
Stelle wieder die zur Ober-Hofbuchdruckerei aufge-
stiegene Deckersche Offizin, haben bis weit noch in
das 19. Jahrhundert hinein gewirkt. Ihnen verdankt
man, daß die Tradition des schönen Buches, die von
den schweren Geschicken des Vaterlandes lange Zeit
bedroht und erschüttert war, nicht untergegangen ist.
Illustrativ erreicht das schöne Buch in Berlin noch ein-
mal eine Höhe, ohne Zweifel die bedeutendste, zu der
es aufstieg, durch das Genie Adolph Menzels. Ist auch
das berühmte Kuglerbuch kein berliner, sondern ein
leipziger Erzeugnis, so haben wir dafür die herrliche
Ausgabe der Werke Friedrichs d. Gr., die 1846—1857
in 30 Bänden Groß-Imperial-Quart mit 202 Holz-
schnitten Menzels bei Decker erschienen. Mit dem
Lobe des Erfinders und Gestalters, namentlich auch in
dem unerschöpflich sprudelnden Geist und Witz der
Initialen und Vignetten, ist Menzels Ruhm, wie be-
kannt, nicht umgrenzt. Er war hier nicht nur Schöpfer,
sondern auch Organisator, indem er eine Meisterschule
von Holzschneidern sich erzog, vor deren Kunstfertig-
keit, dem Original bis ins Feinste nachzugehen, die ge-
priesenen englischen und französischen Techniker
zurücktreten mußten. Und lange noch hat das schöne
Buch von diesem Erbe gezehrt.
 
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