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Almanach 1920
Überschätzung gewürdigt. Weniger anerkannt und be-
kannt sind die nicht minder hohen Verdienste des jün-
geren Meil, der namentlich durch seine zierlichen
Vignetten auf den Buchschmuck in hohem Maße ver-
edelnd gewirkt hat.
Mit dem Sinn für das schöne Buch regt sich auch
aufs neue der Wettbewerb zwischen Kupferstich und
Holzschnitt, und in Johann Georg Unger d. Ä. ersteht
nach langer Pause wieder ein Formschneider von Ehr-
geiz, Geschmack und anhaltendem Fleiße. Er bildete
sich an den Vorlagen, die ihm der jüngere Meil zeich-
nete, und sein scharfer und bestimmter Messerschnitt
kann es an Geschmeidigkeit und Präzision fast mit der
sauberen Energie des Grabstichels aufnehmen. Seine
Kunstfertigkeit vererbte er auf seinen Sohn Friedrich
Gottlieb Unger, der von den Zieraten zu figürlichen
Darstellungen überging und mit seiner verfeinerten
Technik die Grenze zwischen Holzschnitt und Kupfer-
stich nahezu verwischte.
Es ist eine Lust und Freude, in dieser Berliner Lite-
ratur des 18. Jahrhunderts zu blättern. Bei verschie-
denem Format wird doch ein mittleres Kleinoktav be-
vorzugt, das nur in den Almanachen und Kalendern
miniaturhaft zusammenschrumpft. Auf gutem Papier
hebt sich eine klar geschnittene Type ab, wobei die
gelehrte Welt sich auf die Antiqua versteift, während
die schöngeistige die Fraktur bevorzugt. Der Versuch,
mit den Ungerschen Lettern die ästhetischen Gegen-
sätze der beiden Typenarten zu überbrücken, bringt
doch keine Versöhnung zustande. Aber gerade dadurch
wird dem schönen Buche im alten Berlin ein Reiz der
Almanach 1920
Überschätzung gewürdigt. Weniger anerkannt und be-
kannt sind die nicht minder hohen Verdienste des jün-
geren Meil, der namentlich durch seine zierlichen
Vignetten auf den Buchschmuck in hohem Maße ver-
edelnd gewirkt hat.
Mit dem Sinn für das schöne Buch regt sich auch
aufs neue der Wettbewerb zwischen Kupferstich und
Holzschnitt, und in Johann Georg Unger d. Ä. ersteht
nach langer Pause wieder ein Formschneider von Ehr-
geiz, Geschmack und anhaltendem Fleiße. Er bildete
sich an den Vorlagen, die ihm der jüngere Meil zeich-
nete, und sein scharfer und bestimmter Messerschnitt
kann es an Geschmeidigkeit und Präzision fast mit der
sauberen Energie des Grabstichels aufnehmen. Seine
Kunstfertigkeit vererbte er auf seinen Sohn Friedrich
Gottlieb Unger, der von den Zieraten zu figürlichen
Darstellungen überging und mit seiner verfeinerten
Technik die Grenze zwischen Holzschnitt und Kupfer-
stich nahezu verwischte.
Es ist eine Lust und Freude, in dieser Berliner Lite-
ratur des 18. Jahrhunderts zu blättern. Bei verschie-
denem Format wird doch ein mittleres Kleinoktav be-
vorzugt, das nur in den Almanachen und Kalendern
miniaturhaft zusammenschrumpft. Auf gutem Papier
hebt sich eine klar geschnittene Type ab, wobei die
gelehrte Welt sich auf die Antiqua versteift, während
die schöngeistige die Fraktur bevorzugt. Der Versuch,
mit den Ungerschen Lettern die ästhetischen Gegen-
sätze der beiden Typenarten zu überbrücken, bringt
doch keine Versöhnung zustande. Aber gerade dadurch
wird dem schönen Buche im alten Berlin ein Reiz der