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Verlag Bruno Cassirer
Almanach: auf das Jahr ... — 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.70232#0115
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II. Mackowsky: Das schöne Buch 109
zudrücken“. Der Freundeskreis um Nicolai mit Lessing
und Mendelssohn als den beweglichsten und tiefsinnig-
sten Geistern schuf eine kulturelle Gärung, die auch
die äußere Form des Berliner Buches ergriff. Die Vor-
liebe des Königs, die Anwesenheit Voltaires, das fast
ganz ausländische Kollegium der Akademie der Wissen-
schaften begünstigten das Einströmen geschmackvoller
französischer Bücherware, die nun auch für den Ber-
liner Buchdruck maßgebend wurde. Die reizenden von
Hoppenhaupt und Meil geschmückten Bände, in denen
C. F. Voß Lessings „Schrifften“ 1753—1755 heraus-
brachte, sind schon von Goethe gebührend anerkannt
worden. Aber Voß, der nur Verleger war und nicht
in eigener Offizin drucken ließ, wurde bald von dem
unternehmungslustigen Georg Jakob Decker übertroffen,
der, aus der Schweiz eingewandert, in der Brüder-
straße 29 Druckerei und Verlag etablierte. Decker er-
weiterte sein Unternehmen nach allen Richtungen.
Aus Paris besorgte er sich Typen und ließ französische
Schriftgießer kommen, richtete zuerst wieder in Berlin
eine eigene Schriftgießerei ein, versah sich zugleich mit
den geschmackvollsten Verzierungen, die wiederum die
Vorlage zu selbständigen Erfindungen boten, und ver-
wendete auf den Druck die höchste Sorgfalt. Seine Offi-
zin wurde eine Hochschule der Setzerkunst, aus der so
ausgezeichnete Drucker wie Friedrich Unger, Wegener
u. a. hervorgingen. Zugleich erschienen in Chodowiecki
und Johann Meil d. J. zwei Künstler, die nach Ge-
schmack und Anlage geborene Illustratoren waren.
Chodowieckis zahllose Blätter mit ihrer Lebenstreue in
einer reizvoll versteiften Grazie sind längst bis zur
 
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