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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 11.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.7189#0008
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— 194 —

Diöceſan⸗Archive zur Oeffentlichkeit bringen. Aber noch zwei
andere Gattungen von Münzen verbergen ſich in den Opfer-
ſtöcken vor den mißtrauiſchen Augen der menſchlichen Kritik.
Es ſind dies ausländiſche oder außer Curs geſetzte Münzen,
die ihren Heimathſchein verloren, und die ſogenannten verſtüm-
melten Münzen. Daß alle Staaten Europa's, mediatiſirte und
ſolche, die es noch werden wollen, zu den Erſteren ihr Contingent
ſtellen, iſt begreiflich. Man findet fürſtenbergiſche Kreuzer neben
ruſſiſchen Kopeken, halbe Baiocchi der Päpſte neben ſchwediſchem
und däniſchem Kupfer. Man findet in der Bevölkerung der
Opferſtöcke Kinder der Republiken, der Monarchien und der
Revolution. Nach langer Wanderung kommen dahin Münzen
katholiſcher, proteſtantiſcher, muhamedaniſcher und buddhiſtiſcher
Länder. Von den außereuropäiſchen Fremdlingen ſei hier die
Rede. Sie ſind ein Beweis, wie unſere Badener in der Welt
herum kommen und wie viele fremde Aventuriers ohne Päſſe
ſich in Baden herumtreiben, bis ſie im Opferſtocke hängen
bleiben! Der Einſender beſitzt, aus Opferſtöcken und Klingel-
beuteln geſammelt, folgende außereuropäiſche Münzen: von
Japan, China, Engliſch China (Kanton), Engliſch Jndien,
Holländiſch Jndien, Türkei, Aegypten, Nordamerika, Mexiko,
Südamerika.

und für ſich iſt nicht ſündhaft, nur ihr Mißbrauch zum Götzen'
dieuit iſt verwerflich.'' — Es iſt das nicht das einzige Zeug-
niß, welches der Herausgeber dieſer Bibel der Wahrheit gibt.
So z. B. macht er auch die treffende Bemerkung; ,,Das Buch
der Natur und die hl. Schrift ſind beide Gottes Werke,
ſie ſind das Werk des Einigen, Ewigen, Wahrhaften. Sie
müſſen mit einander in Einklang ſtehen. Viele Zweifel und
Bedenken find in dieſer Beziehung bereits gelöst worden und
wenn hier und da noch Zweifel und Bedenken obwalten, ſo
liegt das nicht in der Sache ſelbſt, ſondern an der Mangel-
haftigkeit unſerer Erkenntniß, an der Beſchränktheit und End-
lichkeit unſeres Wiſſens. — Bei den Thaten und Entdeckungen
des modernen Wiſſens jubelte und triumphirte der Unglaube,
als ob nun die Anſprüche der Schrift auf immer aufgegeben
werden müßten. Aber der Gott der Natur und der Gott der
Offenbarung iſt Einer und Derſelbe und zwiſchen ſeinem Wort
und ſeinen Werken iſt vollkommene Uebereinſtimmung. Das
Ausſprechen ſeiner Gedanken und die That ſeines Willens iſt
Eins.'' Nebſt einigen ſolcher guten Stellen und Bemerkungen
finden ſich aber in dieſer illuſtrirten Bibel leider viele
anſtößige Erklärungen, Ausſetzungen und Bearbeitungen des
bibliſchen Textes, auch iſt derſelben Luther's Ueberſetzung zu
Grunde gelegt, ſo daß dieſe Bibel-Ausgabe den Katholiken
nicht empfohlen werden kann. (Schw. Kz.)
(Raphaels Madonnavon Penſhanger, geſtochen
von Eduard Mandel.) Die raphaeliſchen Madonnenbilder
ſind faſt alle wiederholt durch den Grabſtichel reproducirt worden
und einige derſelben ſogar ſehr vielfach; nur die Madonna ,,von
Penſhanger'' machte eine Ausnahme, vielleicht die einzige. Dieſes
Bildchen befindet ſich an einem wenig zugänglichen Orte, von
dem es auch den näher bezeichneten Namen erhalten hat, nämlich
im Beſitze des Lord Cowper auf deſſen Landſitze Penſhanger in
der engliſchen Grafſchaft Hertford. Es war darum nur wenigen
Kunſtfreunden bekannt, obgleich es die gelehrten Kenner Raphaels
unter deſſen unbezweifelt ächten Werken aufführen. Das Bild
gehört aller Wahrſcheinlichkeit nach der florentiniſchen Periode
des Meiſters an, dafür ſpricht der Styl des Werkes, ganz be-
ſonders aber der Typus des Madonnengeſichtes und des Kindes,
die beide an die Madonna del Granduca erinnern. Profeſſor
Mandel hat, indem er das liebliche Bildchen durch ſeine treff-
liche Nachbildung einem größern Kreiſe bekannt machte, aller
Kunſtfreunde Dank verdient. Die Zeichnung nach dem Original
hat Mandel bereits im Jahre 1858 gemacht und die erſten Ein-
drücke bei einer ſpätern zweiten Reiſe nach England wieder auf-
gefriſcht. Die Nachbildung iſt, wie alle Arbeiten Mandels, von
der ſchönſten Treue und Feinheit. Der eigenthümliche Charakter
des Bildes, auch in dem eigentlichen Maleriſchen iſt auf's
Trefflichſte wiedergegeben, man erkennt die Behandlung, welche
Raphaels Jugend-Arbeiten eigen iſt. Die Ausführung im Stich
iſt, wie es von einem ſolchen Meiſter nicht anders zu erwarten
war, pon hoher Vollkommenheit; unübertrefflich fein und zart
in den herrlich gezeichneten unbedeckten Partien, ſicher und kräftig
in den Gewändern, ſehr charakteriſtiſch in dem landſchaftlichen
Hintergrunde, der im Original etwas trocken und nicht ohne
einige Härten iſt. Jn dem Ganzen herrſcht eine Klarheit und
Einfachheit, und der Stecher zeigt ſich darin bei der größten
Virtuoſität ſo einfach und anſpruchslos, daß wir dieſes Blatt
zu ſeinen beſten zählen, ja es ſelbſt einigen ſeiner glänzenderen
Werke vorziehen. Der Stich gehört ohne Zweifel zu den aus-
gezeichnetſten, welche die Kunſt des Grabſtiches in neuerer Zeit'
hervorgebracht hat, nicht nur innerhalb der deutſchen, ſondern
aller Schulen. (Köln. Z.)

Die verſtümmelten Münzen ſind hiſtoriſch wichtig. Meiſtens
ſind es Kreuzer, welche am Kopfe zeigen, daß ſie in den Jahren
1848 und 49 oder 70 und 71 den Zorn Andersgeſinnter ge-
fühlt haben. Deshalb verbergen ſich ſolche Verſtümmelte, als
der Polizei anrüchig, häufig in die Opferſtöcke. Bisweilen ſind
die Verſtümmelungen, auch Ueberprägungen mit Jnſchriften
(Legenden) kommen vor, nicht ohne Kunſt und Witz gemacht.
Gewöhnlich findet man den Kopf in einen Freiſchärler ver-
wandelt, oder mit einer leicht verſtändlichen Decoration am
Halſe. Haben wir durch dieſe Zeilen den Einen oder Andern
auf die Münzen, die geopfert werden, aufmerkſam gemacht und
dazu beigetragen, daß die ſelteneren und alten bekannt werden,
ſo iſt unſere Abſicht erreicht.
München, 4. März. Jn der Kunſtmalerei⸗Anſtalt des
Herrn Franz Xaver Zettler zu München war im Laufe der
vergangenen Woche wieder ein 36 Fuß hohes Fenſter-Glas-
gemälde nach dem Carton eines jungen Künſtlers, Herrn
Bleym, ,,die Aufopferung Chriſti'' vorſtellend, für eine Kirche
(nahe bei London) beſtimmt, zur Anſicht aufgeſtellt. (Bekannt-
lich iſt in England die kirchliche Glasmalerei ſehr beliebt.)
*Aus der Schweiz. Mehr und mehr kommen die Pro-
teſtanten von der Verwerfung der religiöſen Bilder zurück. So
iſt neuerdings eine illuſtrirte Bibel (von Otto Deliſch) er-
ſchienen. Der Herausgeber dieſer Bibel hat es wohl gefühlt,
daß eine illuſtrirte Bibel beim erſten Anblick den Prote-
ſtanten mißfallen dürfte, deßwegen bemerkt er auch einleitend,
daß die Bilder an heiliger Stätte eine ächte Aeußerung chriſt-
licher Andacht ſeien und führt zum Beweis Luther's Worte:
,, So weiß ich gewiß, daß Gott haben will, man ſolle ſeine
Werke hören und leſen, ſonderlich das Leiden Chriſti. Soll
ich's aber hören oder gedenken, ſo iſt mir's unmöglich, daß
ich nicht in meinem Herzen Bilder davon machen ſollte. Denn
ich wolle oder wolle nicht, wenn ich Chriſtum höre, ſo entwirft
ſich in meinem Herzen das Bild eines Mannes, der am Kreuze
hängt; iſt's nun nicht Sünde, ſondern gut, daß ich Chriſti
Bild im Herzen habe, warum ſollte es Sünde ſein, wenn ich's
vor Augen habe?'' So Luther. Der Herausgeber ſetzi dazu:
,,Jſt doch Chriſtus ſelbſt in ſeiner Menſchennatur ein ſichtbares
Ebenbild des unſichtbaren Gottes geworden,'' und er ſchließt
etwas weiter mit den Worten: ,,Die Darſtellung der Kunſt an

Verantwortliche Redaction: Dr. Stephan Braun. — Druck und Verlag der J. Dilger' ſchen Buchdruckere
 
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