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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 19.1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.7197#0001
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Chriſtliche

Kunſtblätter.

Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erzdiöceſe reiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 179.

Domine dilexi decorem domus iuae. Ps. 25, 8.

1880.

Lukas Engeſſer.

Außer der Beziehung zu Hübſch war dieſe Zeit für ihn
von Bedeutung durch den regen Verkehr zahlreicher Künſtler,
welche durch die großen Neubauten nach Karlsruhe gezogen wur-
den. Neben ſeinen ſpeciellen Fachgenoſſen, unter denen der im
Tod ihm vorangegangene erzbiſchöfl. Baumeiſter Feederle
und der jetzige Baurath Hemberger zu nennen ſind,
ſtand er insbeſondere in naher Beziehung zu Schwind;
ebenſo ſtand er in intimem Verhältniſſe zu ſeinen Alters-
genoſſen und Landsleuten, dem Bildhauer Kaver Reich, dem
Maler Lucian Reich, Heinemann, Gleichauf, mit welchem
er, ſowie mit dem hier lebenden Hofmaler W. Dürr bis
zu ſeinem Tode in enger freundſchaftlicher Beziehung ge-
ſtanden war.
Jm Winter 1853 auf 54 bereiſte er, auf Anregung
Hübſch's mit einem Reiſeſtipendium aus dem Fond für
Kunſt und Wiſſenſchaft und einer Privatunterſtützung Seiner
Königl. Hoheit des Prinz-Regenten Friedrich Jtalien;
es war dies die Erfüllung eines ſeiner ſehnlichſten Wünſche.
Er beſuchte die hervorragendſten, für Künſtler bedeutendſten
Orte Jtaliens: längere Zeit hielt er ſich auf in Mailand,
Venedig, Genua, Florenz, Siena; den längſten Aufent-
halt nahm er in Rom, dem hauptſächlichſten Ziel ſeiner
Reiſe. Dieſe Zeit der italieniſchen Reiſe war für ſeine
Weiterbildung und künſtleriſche Entwickelung von ſehr frucht-
barem Erfolge; hier war es ihm geſtattet alle die herrlichen
Denkmale der altchriſtlichen Architeetur ſowohl,
ſowie der feinen italieniſchen Renaiſſance, für welche er
beſonders durch Hübſch ſchon eine begeiſterte Verehrung
gewonnen hatte, an Ort und Stelle zu ſtudieren; hier war
es, wo die Jdeale des architectoniſchen Schaffens ihm un-
mittelbar gegenüberſtanden und ſeinem tief innerlichen
künſtleriſchen Geiſte ſich unauslöſchbar einprägten. Mit
welcher Liebe er ſich dem Studium dieſer Baudenkmale,
insbeſondere der altchriſtl. Kirchen hingab, bezeugen ſeine
Reiſenotizen und die zahlreichen Skizzen, die von ihm
noch vorhanden ſind. Eine beſondere Anregung fand er
dabei noch in dem ehrenvollen Auftrage Hübſch's, für deſſen
großes Werk: ,,Die altchriſtlichen Kirchen'' c. Karlsruhe
1862 eine Anzahl von Aufnahmen zu machen. Der Auf-

— Freiburg, 25. März. Wir erfüllen eine Pflicht
dankbarer Pietät, indem wir die nachfolgenden Zeilen auf
dem noch friſchen Grabhügel eines Mannes niederſegen, der
nicht nur als Künſtler, ſondern auch als gläubiger, charakter-
voller Katholik unſere volle Hochachtung verdient. Es iſt
der am 31. Januar d. J. verſtorbene erzbiſchöfliche Bau-
inſpector Lukas Engeſſer.
Lukas Engeſſer, geboren in Villingen am 18. Oct.
1820, beſuchte dort die Volks-, ſpäter die Realſchule, mit
Unterricht im Lateiniſchen. 1835 kam er nach Karlsruhe
an die Bauſchule des Polytechnicums. Seine ſpeciellen Fach-
lehrer waren dort Eiſenlohr, Hübſch, Thiry. Erwähnens-
werth iſt noch der Lehrer im Modelliren, Joſeph Lang,
von dem der Verſtorbene ſtets in großer Pietät ſagte, er
habe ihm das Elternhaus in der Fremde erſetzt. Die Ge-
ſellſchaft des jungen Lukas war gewiß auch von Einfluß
auf ſeine religiös-politiſche Richtung, welche ſpäter durch
Hübſch auch ein entſchiedenes Gepräge erhielt. Die Lehrer,
die ſein Talent und ſeinen Fleiß beachteten, veranlaßten
ihn, ſeine Studien ſo weit auszudehnen, daß er zum
Staatsexamen zugelaſſen werden konnte. Zu dieſem Zwecke
mußte er, trotz der ſpärlich zugemeſſenen Mittel, die
Studienzeit verlängern und die verſäumten Gymnaſial-
ſtudien nachholen; nach glücklicher Erlangung des Gym-
naſialabſolutoriums legte er dann auch das Staatsexamen
im Jahre 1845 ab und wurde unter die Zahl der bad.
Baupracticanten aufgenommen.
Zunächſt war er nun auf der Bezirks-Bauinſpection
Karlsruhe unter Bergmüller thätig und kam dann alsbald
als Baupracticant zur Baudirection unter Hübſch. Dieſe
Zeit war für ſein ganzes Leben, ſowohl für ſeine religiös-
politiſche wie für ſeine architectoniſch-künſtleriſche Richtung
von dem größten Einfluß. Hübſch war ihm nicht nur ein
verehrter Lehrer und Vorgeſetzter, ſondern zugleich ein väter-
licher Freund; von ihm ſprach er ſtets mit der höchſten Ver-
ehrung und Pietät und beſtand zwiſchen beiden, ſo lange
Hübſch lebte, ein intimes freundſchaftliches Verhältuiß.
 
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