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hätten, wie sie aber außerordentlich reich beschickt und überaus praktisch einge-
richtet gewesen sei u. s. w.
Ich hatte weder die frühere Pariser noch die Londoner Weltausstellung
gesehen und so fehlte mir der Vergleich; ich wußte auch genau, in wiefern sie
mir in der Gesammtheit antipathisch sein müsse; aber ich hatte bestimmte Ziele
und auf diese lossteuernd und in erstaunlicher Geschwindigkeit mich zurechtfin-
dend war ich gleich frappirt über die vollkommene Uebersichtlichkeit, die im
großen Ganzen herrschte, und dann folgte freudiges Staunen über die unge-
ahnte Masse des werthvollsten Materials, das dort zu finden.
Die archäologische Gallerte allein war es werth, die Ausstellung zu be-
suchen.
Die Scheu vor dem Markt hinderte ja eine Menge Künstler, auszustellen,
und leider fehlten just aus unserem Deutschland ganze Gruppen, die bedeutend
gewirkt haben würden; namentlich der Rhein hatte vieles vom Allerbesten nicht
entsandt.
Jedenfalls das Alleredelste in der Knust und in den Kleinkünsten war auf
kirchlichem Gebiet zu finden, wenigstens aus christlicher Tendenz erwachsen.
Wo mehr als in Paris, wann mehr als gerade jetzt in dem babylonischen
Gedränge sah man die Massen mehr abgewandt der Kirche und in entschiede-
nerem Gegensatz zu allem religiösen Leben; die Kunst und Kunstindustrie in
krasserer Neigung zum Materialismus, der sich gerne hüllt in elastisch antike
Form, nur um mehr oon amors und mit Anstand nackt sein zu können. In
großer Majorität füllten solche Geistesproducte die ungeheuren Räume der Aus-
stellung, und dennoch — sie sind gerichtet und sind überragt von einzelnen
Werken, ganz andern Geistes Kindern, deren Weihe hinreichte, daß man die
ganze chaotische Masse ertragen und übersehen konnte. In unserer Zeit ist
Gottlob! die ewige Lampe noch nicht erloschen.
Das gastfreundliche Frankreich hatte die Hälfte des ganzen Ausstellungs-
raums besetzt. So wirkten die Franzosen schon durch Massenhaftigkeit vor Allen.
Dann aber auch durch den Geschmack, womit sie ausstellteu. Das Arrangement
einer Pariser Bontiqne hat etwas Unnachahmliches und es giebt dort eigens
und hoch dafür honorirte Künstler. Was Wunder, wenn man so oft behaupten
hört, gegen die Franzosen habe Niemand aufkommen können, ihr Ausgestelltes
habe alles Andere weit überragt. Wer wollte es auch wagen, ihren Möbeln,
Bronzen, ihrem Porzellain von Sävre, ihrem Krystall, den Lyoner Stoffen
u. s. w. äußerste Perfection der Arbeit, piguanteste Wirkung und coquetteste Ele-
ganz abzusprechen! Man kann nicht eleganter und einnehmender sein, als die
Franzosen es stets gewesen und noch sind.
Dieselben Eigenschaften zeichnen ihre Architecten, Bildhauer und Maler
aus; sie sind namentlich große Meister im Detail, und Alles, was ihnen nach
der Seite den Rang Mausen möchte, erscheint geradezu plump.
Ein Kamin in Marmor und Bronze mit reichstem Schmuck von Marchand
in Paris war gewiß eine Perle der Aalävis cku mobilisv, ganz vollendet in
Styl und Ausführung, alleredelste Renaissance; wie Lyoner Tapeten und Para-
mente, Goldschmiedesachen des Armand Galliat in Lyon, und in der z-Mris
 
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