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Die Ruinen des Klosters Hnde im GroßherMthurn Oldenburg.
Durch die im Laufe des Jahres 1867 eröffnete Eisenbahn zwischen Bremen
und Oldenburg ist es den Freunden des christlichen Alterthums vergönnt, das
früher nur mühsam zugängliche Cisterzienser-Kloster Hude in seinen großartigen
Ueberbleibseln von der Station Hude aus zu besuchen. Den besten Leitfaden
hierzu bietet ein von kenntnißreicher Hand verfaßtes gutgeschriebenes kleines
Buch von I)r. H. A. Müller, das so eben bei C. Ed. Müller in Bremen er-
schienen und mit einer Ansicht der Ruinen und einem Grundriß des Klosters
ausgestattet ist. Schon 1826 hatte Pastor Muhle in einer besonderen Schrift
auf die interessanten Reste gothischer Baukunst aufmerksam gemacht. Eine ein-
sichtigere Beschreibung gab 1850 Herr Conservator von Quast im Preußischen
Staatsanzeiger, und spätere Mittheilungen erfolgten im Deutschen Kunstblatt von
dem Verfasser der vorliegenden Schrift und dem bekannten oldenburgischen Dichter
Hermann Allmers, sowie in den mittelalterlichen Baudenkmälern Niedersachsens
von Wilhelm Stock. Die Erbauung des Huder Klosters reicht nicht wohl über
die erste Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts hinauf, wo nach der Schlacht bei
Altenesch (1234), in welcher die Stedinger völlig besiegt worden sind, die von
denselben vielfach behelligten, in armseligen Hütten wohnenden Mönche im Stande
waren, einen Bau auszuführen, als dessen Gründerin nach einer 1272 in Bremen
ausgestellten Urkunde die Gräfin Richenza von Hoya mit ihren Söhnen, den
Grafen von Delmenhorst und Oldenburg, .sowie dem Domherrn in Bremen und
Probst von Wildeshausen aufgeführt und der als Hafen der heiligen Maria
bezeichnet wurde. Das Bauwesen, 1236 begonnen, scheint ohne Unterbrechungen
fortgesetzt und vollendet worden zu sein, wie sich daraus ergiebt, daß
die noch vorhandenen Theile ganz und gar aus Einem Stücke sind. Im vier-
zehnten Jahrhundert muß Hude sehr ausgedehnte Baulichkeiten gehabt haben,
wenn die Angaben einiger Chronisten auch übertrieben sind, daß sich daselbst
300 Mönchszellen befunden hätten. Ausdrücklich wird das Kloster als ein
„königliches, herrliches und vornehmes" bezeichnet. Der zur Reformation über-
getrctene Bischof von Münster, Osnabrück und Minden, Graf Franz von Waldeck
eroberte 1536 das Kloster und zerstörte 1538 die Kirche. Die ganze Anlage
entspricht dem Charakter der Cisterzienserconvente. Die Kirche hat eine Länge
des Mittelschiffs und Breite des Langhauses von 85 Fuß, eine Breite des
Mittelschiffs bis zur Pfeileraxe von 43J 21^ breite Seitenschiffe, einen
77" langen Chor, eine Gesammtlänge von 200" im Lichten. Der Chor hat einen
rechtwinklichen Abschluß nach Gewohnheit der Cisterzienserkirchen. Die nock-
sichtbaren Ruinen bestehen aus den Arkaden, welche mit der sich darüber er-
hebenden Mauer das Mittelschiff vom niedrigeren südlichen Seitenschiff trennten.
Das Material ist in den glatten Mauerflnchen durchweg rother Backstein, der
an den größeren Flächen mit ziemlich stark aufgetragenem Verputz überzogen
gewesen zu sein scheint; in den Gesimsen und gegliederten Theilen der Pfeiler,
Blenden, Fenster u. s. w. zeigen sich abwechselnd' Helle und dunkle Schichten
glasirter geformter Ziegel, in Kapitälen, Consolen und ornamentalen Theilen
 
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