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Kreuz mit der möglichst einfachen Umschrift. Wir weisen als Beleg auf den
Grabstein der Königin Gisela in Niedernburg bei Passau hin. Es stehen beim
Kreuze bloß die prunklosen Worte:
tUsnIa abbatissa.

Manche Grabsteine dieser Zeit haben indessen später, als durch die Gothik
ein neuer Geist in die Welt getreten und die Tüchtigkeit der Darstellung zu
hoher Vollendung gekommen war, eine völlige Umarbeitung erfahren. An die
Stelle der schlichtesten Einfachheit trat die herrlichste Pracht der Deeoration.
So erhielt Herzog Heinrich von Bapern, der 995 starb, im neuen Dome zu
Regensburg gegen Ende des 13. Jahrhunderts, ein herrliches Marmorgrab mit
der Inschrift in Capital-Majuskeln:
Uenrieus ro§is pator et äetensio leZis,
Uavariae oultus plus est die cluxgue ospultus.

Da liegt er in Marmor ausgehauen, in kostbaren Mantel gehüllt, dessen
Falten in reicher Fülle hinabfließen. Banner und Schild deuten auf den
Kriegsmuth hin.
Unweit desselben ist das Marmorgrab des im Jahre 1010 verstorbenen
Grafen Warmund von Wasserburg, dem ein Wasserthier den Schild trägt, mit
der Inschrift in Majuskeln: ^.nno ckiv. inx. ckls 8. Ueonis o.(l)iit) clins.
^varnruvclus. nobilis. eoinss. äs. rvassorbnrA. «gni. llUo. inovkstei'io. cleäit. lloü-
inai'LlUrnv. 1v. voAtarot. llio. sspultus. Auch dieses Grab indessen hat dank-
bare Anerkennung feiner Stiftungen erst im 14. Jahrhunderte in jetziger Gestalt
gezieret.
Ja aus noch älterer Zeit erwählten sich die bauliebenden Domherren in
jener Periode des reichen künstlerischen Schaffens die verehrten Personen, deren
Gräber sie schmücken wollten.
So hat in S. Emmeran zu Regensburg der Domherr Ludwig Gamed
von Sarchiug der fränkischen Prinzessin Aurelia, die vor Alters dort als Klaus-
nerin gelebt haben und gestorben sein soll, welcher er mit besonderer Verehrung
zugethan war, im Jahre 1335 ein herrliches Denkmal mit der Grabschrift er-
richten lassen. ^0 Aoj.ggM Fürstin virZv sspulta,
tzuao MmZ nsscit coli änleeäino tntta.

Sie ist liegend dargestellt, das Haupt geziert mit der königlichen Krone,
das Haar fließt in reichen, köstlichen Locken über die Schultern herab, das Ant-
litz leuchtet von wunderbarer Milde. An der Seite windet sich eine Reben-
Guirlande dahin. Es ist jedenfalls das Werk eines bedeutenden Meisters. Doch
wir kehren zurück zu der Zeit der sächsischen Kaiser.
Ein herrliches Denkmal dieser Kunstepoche ist auch das Grabmal der
Königin Utta in S. Emmeran zu Regensburg.
Welch ein tiefer, ergreifender Ernst liegt in dieser Gestalt, welch eine
edle Ruhe. Wohl hat sich hier der bisherige Fehler der romanischen Kunst/
die Figuren zu kurz und gedrungen zu zeichnen, zu sehr in das Gegentheil um-
gewandelt. Die Gestalt ist gleichsam durch des Todes Gewalt gestreckt, aber
welche Hoheit ruht in dieser Haltung, welche fürstliche Majestät in der ganzen
Darstellung, welch heiliger Ernst ist über diese edlen weiblichen Züge hinge-
 
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