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Clemens Marot benannt ist u. s. f. Indessen sind dies meistens augenschein-
liche Schreibfehler, welche die kundigen Leser oder die Lehrer, die das Buch
für ihre Zöglinge verwenden, sofort bemerken und verbessern.
Der größere und einzige Mangel des Werkes ist jene unvollständige Be-
handlung des Mittelalters, die sich nur durch eine Ermüdung des Herausgebers
bei seiner großen Arbeit oder durch die Besorgniß des Verlegers erklären läßt,
daß der größere Umfang und höhere Preis des Werkes dem Absätze schaden
werde. Eine Besorgniß, die bekanntlich in Deutschland nicht ohne Grund ist,
da das Volk der eifrigsten Leser nicht so glücklich ist, wie England und Frank-
reich eine Aristokratie der Geburt oder des Reichthums zu besitzen, welche die
Unterstützung der Kunst und Literatur für eine Ehrenpflicht hält. Uebrigens
ist auch fast keines solcher Sammelwerke ohne Mangel, man mnß sie eben
nehmen, wie sie sind, und sich durch die Rüge des Fehlenden nicht an der Be-
nützung des Gegebenen hindern lassen. Durch diese Beschränkung ist es dann
aber auch möglich geworden, den Preis so überaus mäßig zu stellen, daß die
Anschaffung selbst gering ausgestatteten Lehranstalten und einigermaßen wohl-
habenden Familien nicht schwer fallen kann. Möge daher dies Werk, welches
dem Geschichtsstudium und dem Kunstsinn, zweien der wichtigsten Elemente der
heutigen Bildung, eine so gesunde und nachhaltige Nahrung bietet, recht weite
Verbreitung finden und so dem Verleger die Mittel gewähren, das noch
Mangelnde in einen: Nachtrage zu ergänzen. K. S.

Nachschrift zu dem Artikel: „Ein Oeltiild von Peter Cornelius"
in Nr. 6 dieser Zeitschrift S. 92.
- Herr Vv. A. v. Zahn in Leipzig hat die Freundlichkeit gehabt, unmittel-
bar nach dem Erscheinen des obenerwähnten Artikels den Unterzeichneten durch
die Nedaction in Kenntniß zu setzen, daß nach sichern Ermittelungen (vergl.
v. Lützows Zeitschrift für bildende Kunst, 1868, Heft 3 und 8) jene Madonna
nicht von Cornelius, sondern von seinem Schüler I. Götzenberger gemalt
ist. Ich habe die betreffenden Aufsätze erst vermittelst und nach dieser Nachricht
kennen gelernt, sonst würde ich meine (ohnehin verspätete) Notiz zurückgehalten
oder modificirt haben.
Bei der Antorschaft von Kunstwerken zwischen Meister und Schüler zu irren,
ist bekanntlich in der Geschichte der Malerei nichts Seltenes noch Befremdliches.
Jahrhunderte lang z. B. hat Manches für die Arbeit des großen Leonardo ge-
golten, was man jetzt dem Luini, dem Boltraffio, dem Cesare da Sesto zutheilt.
Weit entfernt, eine Controverse einleiten zu wollen, möcht' ich nur die
Worte wiederholen dürfen, mit denen ich (S. 94 Z. 10 v. o.) bekannter gleich-
zeitiger Arbeiten deF deutschen Altmeisters gedacht habe:
„Schwerlich, sagen wir dreist, werde auch der scharfsichtigste Kenner den
gemeinsamen Ursprung errathen."
 
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