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Accomodation an die griechisch-sicilianische Sitte zeigen. Ans dem alten Stadll
gebiete nämlich trifft man kleine unterirdische Grabanlagen mit Loculi und
Arkosolien, die in keinem Zusammenhänge stehen, und die durch Inschriften und
Bildwerke als Bauten der griechischen Colonisatoren erwiesen sind. Diese Räume
haben vom vierten Jahrhundert an die Christen in Besitz genommen und teil-
weise erweitert, daneben aber auch noch diesen ihnen vorliegenden Mustern neue
Anlagen hinzugefügt. Leider sind in den Berichten des Baron Judica, der an
dieser Stätte mit gutem Erfolge Ausgrabungen vornahm, die Fundorte der
christlichen Denkmäler (Inschriften, Lampen, Bronzesachen u. s. w.) nicht immer-
genau verzeichnet, so daß in einigen Fällen über den christlichen Ursprung der
betreffenden Grabstätte nicht mehr mit Sicherheit zu entscheiden ist; aber es steht
jedenfalls fest einerseits, daß die dortigen Christen sich die vorgefundenen heid-
nischen Cömeterien ungeeignet haben, andererseits, daß die Gemeinde von Acrä
einen einheitlichen gemeinschaftlichen Friedhof im vierten Jahrhundert nicht be-
saß, obgleich das günstige Material sehr zu der Herstellung eines solchen einlud.
Einige altchristliche Lampen mit Kreuz und Monogramm finden sich im Besitze
des Priesters Bonelli in Palazzuoli. Wohin die von Judica ausgegrabenen
Gegenstände gekommen sind, konnte ich bis jetzt nicht in Erfahrung bringen.
Aehnliche Verhältnisse wie in Acrä liegen in der Val d'Jspica vor
(südlich von Modica, am südlichsten Ende der Insel), einem fast eine Meile
langen Thale, in dessen Wände in vorchristlicher Zeit zahllose Gräber und
Grabkammern eingehauen sind. Die noch vielfach vertretene Meinung, daß diese
Kammern die Wohnstätten eines uralten Volkes gewesen seien, welches die Ge-
wohnheit gehabt habe, sich in die Felsen einzugraben (I), läßt sich mit Sicher-
heit als unrichtig erweisen. Es sei hier nur bemerkt, daß die überwiegende
Zahl jener Kammern Gräber enthält, daß die wenigen aber, welche gegenwärtig
glatte Wände zeigen, diese Form erst nachträglich erhalten haben, um dieselben
zur Verwendung als Wirthschaftsräume, vereinzelt auch als Wohnungen, geeig-
neter zu machen. Durch Inschriften aber, die hier zn verschiedenen Zeiten ge-
lesen wurden (ich selbst fand dieselben nicht mehr vor), ist sicher gestellt, daß
auch hier die Christen des vierten (oder dritten) Jahrhunderts sich zu Erben
ihrer heidnischen Vorfahren gemacht haben. Ja, es ist nicht unwahrscheinlich,
daß die christliche Bevölkerung zu den bereits vorhandenen Grabkammern neue
von gleicher Conftruktion hinzufügte. Während aber in Acrä die Gemeinde
kleine Katakomben übernahm, hat die Thalbevölkerung von Jspica einzelne Grab-
kammern als Begräbnißstätten sich eingerichtet.
Dagegen liegen genuin christliche Cömeterien in Girgenti vor. In der
südöstlichen Tempelreihe, zwischen dem Herakles- und dem sog. Concordiatempel
öffnet sich der Eingang zu einer geräumigen, regelmäßig gebauten unterirdischen
Rotunde, von welcher mehrere kurze Gallerten strahlenförmig ausgehen. Ein
tiefer liegendes Stockwerk ist gegenwärtig unzugänglich. Die spätern Theile der
Katakombe erinnern durch ihre Architektur an S. Giovanni in Syrakus, aber
die Anfänge reichen, wie aus einigen Ornamentsresten zn erschließen ist, wohl
ein Jahrhundert weiter zurück. — Von größerem Umfayge ist ein auf demselben
 
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