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bildung war auch, daß, wie die amtliche Formel sagt, „die Frömmigkeit der
Gläubigen die Gewänder geschmückt hat" (Piota8 kickelinnr sxorimvith. Die
Liturgikcr freilich fanden nnd finden in den einzelnen Stücken der Meßgewänder
alle und jede römisch-katholische Anschauung versinnbildet. Ihnen voran geht im
14. Jahrhundert als Klassiker der Thomist Wilhelm Dnrandus, Bischof von Meaup,
in seinem Grundbuch der heiligen Aemter (nationale äivinornm oküoiornm).
Obwohl in der Dogmengeschichte sonst nicht als Mystiker bekannt, trat er ja
doch der Transsubstantiation nnd der magischen Wirkung der Sakramente ent-
gegen, huldigte er gleichwohl als Liturgiker dem tiefsten Mysticismus, indem er
alles und alles, was nur möglich, in die geistlichen Gewänder legte, von Adams
und Evas Fellen an bis zum Schweißtuch der Veronika, vom ersten Kapitel des
ersten Buches Mosis bis zum letzten der Offenbarung, durch die feinsten Gänge
der römischen Glaubenslehre hindurch. Schon ein Alkuin und Rhabanus Mau-
rus (776—842) begannen, und die Mystiker, ein Hugo von St. Viktor (1097
bis 1141), Bernhard von Clairvaup n. a. setzten die überschwängliche Sinnbilderei
fort; aber alle überstrahlt Dnrandus, der heute noch als Muster gilt. Wie denn
neuerdings ein Berichterstatter über die neue Mitra des Bischofs von München-
Freising sagt: „Da dachten wir daran, daß hier erfüllt sei, was Durandus sagt:
Durch die Form, den Glanz und die Herrlichkeit der Mitra erscheint der Bischof
dem Volke wie Moses, da er mit Gott geredet und mit strahlendem Haupt vom
Berg herabkam. Denn so überraschend, so erhebend und majestätisch war wirk-
lich der Eindruck!" Was ist's nun mit dieser Mitra? Sie hat eine Höhe von
etwas über 1 Fuß, auf der Rückseite deutet eine Hand ans den Wolken auf ein
Kreuz, auf Wolken steht das Lamm Gottes, zwischen beiden die Taube, auf der
Vorderseite ist der h. Corbinian, der h. Gregor und die Mutter Gottes!
Die Meßgewänder der römischen Kirche führen wir im Folgenden an, ohne
auf ihre Entwicklung näher einzugeheu. Bei deren Anlegung ist dem Priester
zu jedem ein besonderes Gebet vorgeschrieben. Dieselbe geschieht in folgender
Ordnung, O Wnaiotm8, 8npöiRnmoraW, aimiooIaAinm — ein seit dem 9. Jahr-
hundert gebräuchliches Tuch von Linnen, das um den Hals gelegt und über der
Brust mit Bändern befestigt wird. Es wird über den Kopf herein ungezogen
als „Anisa," und hatte in: Mittelalter eine Verbrämung, die xrarnra oder
pla.A-a. 2) Wkkm, die ursprüngliche 8to1a, ein weißes Untcrgewand, freilich
nicht mehr das faltenreiche, freie, sondern sackartig zusammengeschrumpft, oft
auch in neuerer Zeit eine leichte Fahne von durchbrochener Tüllstickerei.
3) Oingmlnm, ein mit herabhängenden Quasten versehener Gürtel, bald wie
eine einfache Schnur, bald breiter, wie heute. 4) ^lanipnlrnn, an der linken
Hand getragen, ursprünglich ein einfaches Schweißtuch. 5) 8tola — diese oft
reich geschmückte Binde ist entweder aus dem alten omoxliorinni entstanden,
oder, wie der Name anzeigt, wurden die Streifen der alten 8tola mit der Zeit
wcggelassen und als besonderes Ornatstück angefügt. 6) Oamela, die frühere
^lairota, zmonoR; aber statt des schönen, in natürlichem Faltenwurf den freien
Bewegungen folgenden Gewandstücks der pasnnla, zwängt die camila gleich zwei
Brettstücken vorn und hinten die Gestalt des Priesters ein, aus denen er wie
 
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