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Eigenthümlich hat sich (Fig. 16) die liturgische Kleidung in Siebenbürgen
bei den lutherischen oder, wie dort unterschieden wird, den sächsischen Geistlichen
gestaltet. Die deutsche Grundform ist magyarisirend überwuchert. Noch ist der
Summar in dem Leibrock von schwarzem Tuch zu erkennen (n), dem valsinnn.
Dieser ist auf der Brust herunter (5) mit einer Reihe breiter silberner Hafteln ver-
sehen, ebenso am Handgelenk. Für den Winter wird dieser Rock mit Pelz ge-
füttert, um den Hals und den beiden Vordersäumen mit Fuchspelz verbrämt
und heißt daun Monte. Um die Taille läuft ein breiter schwarzer Gürtel von
Sammt oder Seide mit Schnüren ausgeputzt (o). lieber diesem Kleide wird stets
vorn offen der „krause Rock" getragen, aus sein gesältetem Stoff (ck) mit stehendem
bis zur Schulter reichendem Sammtkragen, der mit Schnüren ausgenäht ist.
Die weiten geschlitzten Aermel werden entweder hängen gelassen oder angezogen.
Dieß ist wohl die alte Schaube. Die Geistlichen der resormirten oder vielmehr
magyarischen Kirche tragen nach Beschluß der Synode von 1858 die National-
tracht in Schwarz: Schnürrock, enge Schnürbeinkleider, IlruWinRu,
hohe Stiesel mit glänzenden Röhren, O^iZolainsias häufig mit Sporeu.
(Fortsetzung folgt.)

Johannes Kepler und Fldrccht Durer in Stuttgart.
Die technische Hochschule in Stuttgart hat auf ihre fünfzigjährige Jubelfeier
zum Schmuck ihres neuen, an das bisherige Polytechnikum eingebauten Flügels,
welcher jetzt die Hauptschauseite des großartigen Baues bildet, auch neuen pla-
stischen Schmuck erhalten. Am Oberstock sollen zwei Reliefs den technischen Unter-
richt versinnlichen, eine Reihe freistehender allegorischer Figuren, unter denen sich
die von Professor Kopp-gefertigte Chemie und Malerei durch Schönheit hervorheben,
stellen die Unterrichts-Fächer der Hochschule dar. Rechts und links vom Hauptthor
stehen in Nischen die über zwei Meter hohen Standbilder I. Keplers und
A. Dürers, unter Anleitung des Prof. Donndorf von den Bildhauern Scheerer
und Rösch modellirt und von Henninger in französischem Kalkstein tüchtig aus-
gesührt.
Kepler in der spanischen Tracht seiner Zeit mit rundem schmalrandigem
Hut, Wams und kurzen Beinkleidern angethan, in der Linken das Fernrohr
haltend, den Zirkel in der Rechten auf den Globus zu seinen Füßen gerichtet,
ist eine slotte, aufrechte, doch, so will uns dünken, mehr weltmännische oder-
militärische, als gelehrte Erscheinung. Und Kepler war nicht bloß Gelehrter.
Der herrliche, tief fromme und von Herzen demüthige Mann war nicht bloß
ein größter „Vertreter der mathematischen Wissenschaften," sondern ein Mathe-
matiker, welcher es sich zur Lebensaufgabe setzte, Gott, der „alles so wunderbar
nach Zahl, Maß und Gewicht geordnet," als den höchsten Rechenmeister zu er-
kennen und erkennen zu lassen, „die Herrlichkeit der Werke Gottes zu verkündigen"
und „als Priester des höchsten Gottes nicht das Lob des eigenen Geistes, sondern
nur die Ehre des Schöpfers" im Auge zu haben. Wie ja sein unsterbliches
Werk über die Harmonie der Welt mit dem Dankgebete schließt: „Der du uns
 
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