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sance die Kunst zu hoher Blüte entfaltete, neben Nürnberg, Ulm und Straßburg
besonders hervor. Der durch Handel und Gewerbe hervorgerufene Wohlstand
und Reichthum der Geschlechter- und Bürgersamilien kau: auch den Künsten zu
gute, auf deren Entwicklung der lebhafte Verkehr mit Italien einen immer neu
befruchtenden Einfluß ausübte. Das Innere der Häuser wurde mit allem Luxus
ausgestattet und die „Augsburger Pracht" ist sprüchwörtlich geworden. Schöne Oel-
und Wandgemälde schmückten das Innere und anch die Außenseite der Gebäude,
so daß die Straßen der Stadt auch wohl mit einem anfgeschlagenen Bilderbuche
verglichen wurden. Die Namen eines Amberger, Burgkmaier, der Holbeine zeugen
ja laut genug von der Pflege der Malerei in der berühmten Reichsstadt. Groß-
artige Kirchen, ein stattliches Nathhaus und andere öffentliche Gebäude, nicht
minder viele Privathäuscr, wie die der Fugger, Welser, Imhof, geben Zcugniß
von der hohen Entwicklung der Baukunst, neben welcher mehr oder weniger
selbständig auch die Bildhauerei eifrigste Pflege fand. Insbesondere liebten cs
die Wohlhabenderen, sich schöne Grabdenkmäler zu errichten, an welchen der
künstlerische Geschmack und die technische Fertigkeit der verschiedenen Zeiträume
sich zu zeigen und zu entwickeln reiche Gelegenheit fand.
Solche Grabdenkmäler wurden in sehr großer Menge im Innern der
Kirchen, namentlich in deren Seitcnkapellen, sowie in den Kreuzgängen der Stifte
und Klöster oder in eigens zu diesem Zwecke erbauten Grabkapellen errichtet,
und wenn auch viele derselben im Lause der Zeit zugrunde gegangen, manche
in das Nationalmuseum nach München gewandert find, wieder andere durch
Ungeschicklichkeit und Vandalismus verstümmelt, von den Füßen der Darüber-
wandelnden bis zur Unkenntlichkeit abgeschlisfcn oder vom Zahn der Zeit
säst gänzlich zerstört worden sind, so ist doch die Zahl der vorhandenen und
mehr oder minder Wohl erhaltenen immer noch groß. Die größte Sammlung
derselben findet sich in den Krenzgängen am Frauendom, wo nicht nur durch
viele Jahrhunderte hindurch die Mitglieder des Domstiftes bestattet wurden,
sondern wohl auch Laien sich eine Ruhestätte erkaufen konnten, zumal wenn sie
zugleich durch Stiftungen Wohlthäter der Kirche geworden waren. Ebendahin
wurden in: Laufe der Zeit auch viele Grabdenkmäler aus Kirchen, Kapellen und
Begräbnisstätten geflüchtet, welche abgebrochen oder verlegt wurden, wie z. B.
aus der sogenannten „finstern Gräbd," einen: Kreuzgange, der sich einst Wer-
den jetzt frei liegenden Frachof hin^og. Aus dieser Sammlung allein könnte
man die Entwicklung der schwäbischen Bildhauerei, soweit dieselbe in Grab-
denkmälern ihren künstlerischen Ausdruck gefunden, vom vierzehnten bis acht-
zehnten Jahrhundert verfolgen. Auch die Kreuzgänge des ehmaligen Karmeliter-
klosters zu St. Anna sind mit zahlreichen Grabdenkmälern ausgestattct, diese
beginnen jedoch erst mit der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts. Im
Innern enthält die St. Annakirche in ihrem westlichen Chor, welcher der Famile
Fugger als Ruhestätte diente, einige sehr werthvolle und vortrefflich erhaltene
Grabdenkmäler mehrerer Mitglieder dieser Familie aus dem Anfänge des sech-
zehnten Jahrhunderts im Renaissancestyl. Eine wahre Perle der spätgothischen
Bildhauerkunst -findet sich aber in einem besonderen Anbau zu der zuletzt genannten
 
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