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Kirche in der Goldschmidkapelle, welche durch alle Stürme und Wandlungen


der Zeit nahezu unversehrt erhalten blieb.
Im Jahr 1420 wurde Augsburg, wie ganz Schwaben, von der Pest so
entsetzlich heimgcsucht, daß 16000 Menschen der Seuche erlagen; „da fluhen
die lcut auß der stat," sagt der Chronist,*) „als man dann tuet, dann icder-
man wolt gercn leben; und doch wie fast sie den sterben fluhen, so Pracht man
dannocht ir etwan manigcn also tot
herwider." — In diesem Pcstjahre
erkaufte sich ein frommes Ehepaar
aus Augsburg, Konrad und Afra
Hirn, von dem Karmelitcrkonvente
zu St. Anna eine Begräbnisstätte
bei der Kirche mit der Befugniß,
hier eine Kapelle mit eigenem Ein¬
gänge zu erbauen, in welcher ihre
Gebeine für ewige Zeiten ruhen
sollten.**) Ihr nicht unbeträcht¬
liches Vermögen, das, wie ihr
Testament sagt, „von ihnen beiden
crarbct und gewonnen wurde als
von Leuten, die zu offenem Markt
stand, und kaufen und verkaufen,"
gab ihnen die Mittel, eine geräu¬
mige Kapelle Herstellen zu lassen,
dieselbe mit allen zum Gottes¬
dienste nothwendigcn Einrichtungen
zu versehen und zugleich durch eine
ausreichende Stiftung dessen regel¬
mäßige Feier zu sichern.
Diese Kapelle, deren äußere Ansicht
nach einem von Th. Rogge gezeich¬
neten Bild hier wicdergcgebcn ist,
wurde im Jahr 1425 „vollbracht."
Sie ist 54 Fuß lang, 18 Fuß 4 Zoll
breit, — in spätgothischcm Styl
erbaut und liegt an der nördlichen
Seite des Taufchors der St. Anna-
kirche, von welcher jedoch kein Ein-
gang in sie führt, obgleich zwei Pfeiler der Kirche sich in sie hineinzichcn und ein
gemeinsames Dach beide überdeckt. Ihr Thurm erhebt sich unmittelbar über
dem großen, östlichen Chorfenster, das gegen die St. Annastraße herausgcht;

Vergl. die Chronik dcs Burkard Zink, hcrausgcg. von der histor. Kommission. S. 68.
Vergleiche über die ausführliche Stiftnngsgcschichte die Zeitschrift dcs historischen Ver-
eins für Schwaben und Neuburg. VI. Jahrgang 1879. 1. Heft.
 
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