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anderseits steht es zum Standbilde Colleones in Venedig in einem ähnlichen
Verhältnis wie die Kuppel des Florentiner Doms zur Kuppel Michelangelos.
Verrocchio bedeutet Donatello gegenüber wie Buonarroti Brunellesco gegenüber
einen Fortschritt, aber Donatello und Brnnellesco waren die Neuerer, die in
heißem Kampfe dem Stoffe den Gedanken abrangen und den Nachfolgern den Boden
ebneten. Diese konnten, nachdem die Aufgabe des Aufbaues eines solchen Reiter-
bildes einmal gelöst war, sich mit Muße der rein künstlerischen Aufgabe hingeben.
Der Guß des Reiterstandbildes ist Donatello sehr schwer geworden, wir wissen
das aus dem Munde Benvenuto Cellinis. Auch besorgte der Meister ihn nicht
allein; wie Cellini bediente er sich der Werkstatt eines befreundeten Glockengießers.
War der Guß fertig, gab er ihm mit dem Bnnzen nacharbeitend den letzten
Schliff. Benvenuto sagt: „Diejenigen, welche behaupten, sie brauchen ihre Erzgüsfe
nicht zu reinigen, sprechen so, weil sie das Reinigen nicht verstehen. Ich mache

„Anihren Früchten
sollt ihr sie erkennen",
sagt der Herr in seiner
Bergpredigt (Ev. Mat-
thäus Kap. 7). Die
Werke Donatellos spie-
geln aufs klarste das
Wesen des Mannes wie-
der, der sie geschaffen
hat. Die Häuslichkeit
derbedeutendenMänner
ist zwar nicht dazu da,
um unter das Vergrö-
ßerungsglas genom-
men zu werden. Im
allgemeinen thun wir
besser daran, uns an
den Arbeiten der Künst-
ler zu erfreuen und die
Schlacken, die das täg-
liche Leben mit sich bringt, unbeachtet zu lassen, denn nur zu häufig verbergen
sich unter der Decke der Berühmtheit Mühseligkeiten und Qualen, denen ja kein
Sterblicher entgeht. Bei Donatello dürfen wir jedoch ohne Furcht den Schleier
heben. Je näher wir dem Meister treten, desto lieber wird uns der Mensch.
Donatello ist eine jener Kraftnaturen, wie sie das Zeitalter der Renaissance
hervorbrachte. Heftig, voll Feuer, immer fleißig und unermüdlich, gegen das Urteil
anderer sich nicht verschließend, ohne Neid und Hintergedanken anderen Lob spendend,
freigebig bis zum Übermaß, infolge dessen stets arm, witzig in der Rede, groß-
mütig in feinen Handlungen, so haben wir uns den Ahnherrn des modernen

es wie die Alten und wie unser großer Donatello."
 
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