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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 50.1908

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Nr. 2 (Februar 1908)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44122#0076
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von Tausend und eine Nacht gerückt sein, als in das der Bibel. — Ich glaube mit
diesen offenen kritischen Bemerkungen der guten Sache des verdienten Verlags besser
zu dienen, als ihn durch falsches Lob auf falsche Bahnen zu weisen. Die persönliche
Note der Kunst Haueisens bleibt in ihrer Güte.
Die Düsseldorfer Bilderbibel, Verlag Schwann, Lieferung 1 (Preis 6 ^!).
Offenbar ein katholisches Unternehmen: Die Gewandung der Maria, Heiligen-
schein und die Ueberreichung der Schlüssel an Petrus beim sechsten Bild, gleich
anschließend an die Darstellung der Jugendgeschichte. Der unbekannte Verfasser
heißt Commans. Die Bilder sind schlecht und recht im Stile des Schnorr von
Carolsfeld heruniergezeichnet.
Biblische Wandbilder für Schule und Haus. Farbige Originallithographien.
Verlag Gesellschaft für christliche Kunst. — Auch hier handelt es sich um ein spezifisch
katholisches Unternehmen. „Die Anbetung der heiligen drei Könige" zeigt den Stern
von Bethlehem wie sein Schein nicht auf das Jesuskind, sondern auf die Maria fällt.
Der eine der drei Könige trägt ein Meßgewand mit Heiligenbildern. Die übrigen
5 Bilder sind schon dem Stoffe nach interkonfessionell. Sie zeigen große Gegen-
ständlichkeit der Gebärden und der Szenen. Technisch sind mir die Bilder für Jugend-
eindrücke etwas zu roh im Plakatstil gearbeitet. Das Kindergemüt wird am meisten
wohl angeregt von dem etwas ulkigen Bild: David und Goliath.
Unsere evangelischen Schulen werden wohl besser warten, bis aus unseren Kreisen
heraus biblische Schulwandbilder erscheinen.
Ich nenne noch die Bilder: Der Prophet Elias von Schiestl; von demselben
Künstler: Kain und Abel. — Abrahams Opfer und David und Goliath von Dasio. —
Isaak segnet Jakob von Baumhauer. — Anbetung von Joseph Huber-Feldkirch. Einzel-
blatt 71 X 79 om kostet 5 Im Abonnement auf alle 4 Serien (ä 6 Bilder) pro
Serie 18 —
Gegen katholische Kunst und ihre Mitarbeit haben wir selbstverständlich da, wo
sie gut ist, nichts einzuwenden, sondern begrüßen sie als willkommenen Bundesgenossen.
Für unsere kaufenden evangelischen Schulen aber haben wir unsere Pflichten
ebensosehr.
Kmistwifseuschaftliches
Hans Schmidt, Jona. Eine Untersuchung zur vergleichenden Religionsgeschichte
(Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments. (9. Heft).
Göttingen 1907. 6 Mk.
Diese Schrift enthält, was der bescheidene Titel nicht ahnen läßt, wertvolle Bei-
träge zur altchristlichen und mittelalterlichen Ikonographie. So findet z. B. in dem
Kapitel „Der Fisch als Retter" die vielumstrittene Frage nach der Entstehung des
altchristlichen Fischsymbols eine neue, ausführliche Behandlung. Schmidt scheint mir
auf dem rechten Wege zu sein, wenn er es für unmöglich erklärt, das Symbol allein
aus der bekannten Buchstabenspielerei zu erklären — die seine Verbreitung freilich
wesentlich gefördert hat —, sondern einen zugrunde liegenden Mythus von einem
rettenden Fische voraussetzt. Er findet diesen Mythus in den weit verbreiteten „Jona-
geschichten", Erzählungen von einem Manne, den ein Fisch rettet, indem er ihn ver-
schlingt und unversehrt an Land speit. Den Zusammenhang dieses Mythus mit dem
Fischsymbol denkt sich Schmidt aber wohl zu eng; denn daß man den Fisch als ver-
schlingenden gedacht habe, läßt keine der altchristlichen Darstellungen erkennen.
Es ist aber bemerkenswert, daß sich Schmidt ebenso wie jüngst Pischel auf die Ver-
mutung geführt sieht, daß das Christentum das Symbol bereits übernommen habe,
und zwar aus Indien, wo sich ein ähnlicher symbolischer Gebrauch des Fischbildes
besonders zahlreich nachweisen läßt. Möglich, daß er dort letztlich auf solche Ret-
tungsgeschichten zurückgeht, wie sie Schmidt in erstaunlicher Fülle aus allen Zeiten
und Weltteilen gesammelt hat. Jedenfalls verdient sein neuer Lösungsversuch des
alten Rätsels besondere Beachtung. Hier und dort fallen Streiflichter auf die alt-
 
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