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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 51.1909

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Nr. 4 (April 1909)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44121#0138
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Friedhofkapelle Waiblingen
Mit 4 Abbildungen
dem mit seinem freien Blick auf das Remstal hervorragend schön
^^gelegenen Friedhof von Waiblingen wurde am 7. November 1908 eine
nach dem Entwurf der Architekten Bihl L Woltz in Stuttgart erbaute Fried-
hofkapelle eingeweiht, welche Hr. Fabrikant Ferd. Küderli 8r. in Waiblingen
zum Andenken an seinen im Jahr 1907 verstorbenen Sohn gestiftet hab
Nm den Denkmalcharakter zu wahren, wurde davon abgesehen, den Bau
mit dem seitens der Stadtgemeinde projektierten Leichenhaus in Verbindung
zu bringen. So steht er nun frei auf dem höchsten Punkt des Friedhofs,
mit den benachbarten alten Bäumen eine wirkungsvolle Gruppe bildend.
An die auf Wunsch des Bauherrn gewählte achteckige Grundform schließen
sich 4 Ausbauten an, von denen der nach Osten gerichtete als Altarnische,
der gegenüberliegende als Sängernische, die beiden andern als Portalbauten
dienen. Das Achteck ist mit einer Kuppel in Rabitzkonstruktion überspannt,
die ein mit Hohlziegeln gedecktes Zeltdach trägt.
Die Formgebung des Aeußeren schließt sich in freier Weise dem früh-
romanischen Baustil und dem Turm der weiter unten gelegenen Stadtkirche an,
dabei ist mit Ausnahnre der in Kunststein ausgeführten Portale und Gesims-
gurten die Außenarchitektur in „Terranova" geputzt, der Sockel gestockter Beton.
Im Innern ist auf jeden architektonischen und plastischen Schmuck ver-
zichtet, auch die Bemalung der Wand- nnd Kuppelflächen ist sehr einfach
gehalten. Dekorationsmaler Hermann Müller in Stuttgart hat es jedoch
verstanden, durch klare Komposition und ruhige Farbenzusammenstellung die
gewünschte monumentale Wirkung zu erzielen.
Besonders hervorzuheben ist die Behandlung der oberen Kuppelfläche
in bräunlich-gelber geflammter Tönung, womit ein dem Goldmosaik ähn-
licher schillernder Effekt erreicht wurde.
Die feierliche Stimmung des Innern wird wesentlich gehoben durch die
Verglasung der Fenster mit leicht gefärbtem, mit Schwarzlot angewischtem
Antikglas in enger Sprossenteilung.
In die Ostnische fügt sich ein altarartiger Aufbau mit gestickter Decke,
Kruzifix und Leuchtern ein. Der Fußboden der Kapelle ist mit quadratischen
Steinzeugplättchen — graugrüner Fond mit dunklerem Fries — belegt. Zur
Beheizung dient ein in der Ecke stehender irischer Mantelofen von Wasser-
alfingen, bei welchem, um ihn möglichst unauffällig zu erhalten, auf jede
weitere dekorative Umhüllung verzichtet wurde.
Der Bau wurde einschließlich der für die Bemalung vorausgegangenen
Trockenfrist in der Zeit von 7^2 Monaten nahezu ausschließlich durch Waib-
linger Handwerksleute unier der Leitung von Stadtbaumeister Herrlinger
ausgesührt. Die Baukosten haben einschl. des Wandbildes und des Altars,
sowie des Architektenhonorars 26000 Mark betragen."
* Das Wandbild ist als Photographie (18:31 em) oder Pigmentdruck (50:60 cm)
bei Photograph Höfle (Augsburg) zu beziehen.
 
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