Februar 1915
Ziebenundfünfzigster Jahrgang
Nr. 2
Zhriflliches Kunsi-Vlsll
fmMche,Schule u.lüsus
Z erscheint monatlich in einem stest ;u Z2-4S Zeiten u. enthält viele
Textillustrationen, somie)-2 Kunstbeilagen. Preis für das Viertel-
DD^^ jahr 2 sllk. bestehen durch alle Postämter und Buchhandlungen.
Heldenehrung.
Mit zwölf Abbildungen.
H^^ach dem Kriege wird die bildende Kunst eine ihrer schönsten Aufgaben
I I darin finden, das Gedächtnis der Gefallenen zu ehren. Was die ver-
gangenen Geschlechter geschaffen haben, wird uns nicht als Beispiel dienen
dürfen. Die Gedächtnistafeln, die nach den Befreiungskriegen und nach 1870
in den Kirchen angebracht wurden, sind künstlerisch meist ohne Bedeutung. Die
Kriegerdenkmäler sind so, daß schon das bloße Wort „Kriegerdenkmal" eine unbe-
stimmte Vorstellung von etwas ganz Geschmacklosem hervorrust. Unsere Zeit wird
zeigen müssen, daß sie die künstlerische Armseligkeit des 19. Jahrhunderts über-
wunden hat, daß sie das Große, das sie erlebt hat, groß und würdig darzu-
stellen weiß.
Line Anregung gibt der Künstlerbund für Mosaik und Glasmalerei. Wenn
in den Kirchen die Namen der Gefallenen angebracht werden, so braucht es nicht
immer auf Marmortafeln zu sein. Auch die Glasmalerei mit ihrer wunderbaren
Leuchtkraft und die Mosaikmalerei mit ihrer fast unvergänglichen Farbenpracht
sollten zur Ehrung der Toten herangezogen werden. Gedächtnisfenster und Ge-
dächtnismosaiken würden feierlicher wirken als farblose Inschrifttafeln.
Mosaikkunst und Glasmalerei haben im Mittelalter eine hohe Blüte erlebt
und sind dann allmählich heruntergekommen und vergessen worden. Vas 19. Jahr-
hundert in seiner romantischen Stimmung hat sich wieder darin versucht; aber
die Zeit war zu klein, um die strenge Größe dieser Künste zu fassen. Was
herauskam, waren Denkmäler künstlerischer Ohnmacht, die sich neben den Werken
der alten Zeit nicht sehen lassen können. Erst die neue Kunstbewegung um
die letzte Jahrhundertwende hat auch in die Mosaik- und Glasmalerei frisches
Leben gebracht. Man hat es wieder begriffen, daß es nicht genügt, ein beliebiges
Gemälde in Glasscheiben oder Glasstiften auszuführen, daß die eigenartige Technik
ein neues Zehen, eine ganz besondere Formensprache verlangt. Die Künstler-
mühen sich den Stil zu finden, der der Technik angemessen ist. Der Künstler-
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Ziebenundfünfzigster Jahrgang
Nr. 2
Zhriflliches Kunsi-Vlsll
fmMche,Schule u.lüsus
Z erscheint monatlich in einem stest ;u Z2-4S Zeiten u. enthält viele
Textillustrationen, somie)-2 Kunstbeilagen. Preis für das Viertel-
DD^^ jahr 2 sllk. bestehen durch alle Postämter und Buchhandlungen.
Heldenehrung.
Mit zwölf Abbildungen.
H^^ach dem Kriege wird die bildende Kunst eine ihrer schönsten Aufgaben
I I darin finden, das Gedächtnis der Gefallenen zu ehren. Was die ver-
gangenen Geschlechter geschaffen haben, wird uns nicht als Beispiel dienen
dürfen. Die Gedächtnistafeln, die nach den Befreiungskriegen und nach 1870
in den Kirchen angebracht wurden, sind künstlerisch meist ohne Bedeutung. Die
Kriegerdenkmäler sind so, daß schon das bloße Wort „Kriegerdenkmal" eine unbe-
stimmte Vorstellung von etwas ganz Geschmacklosem hervorrust. Unsere Zeit wird
zeigen müssen, daß sie die künstlerische Armseligkeit des 19. Jahrhunderts über-
wunden hat, daß sie das Große, das sie erlebt hat, groß und würdig darzu-
stellen weiß.
Line Anregung gibt der Künstlerbund für Mosaik und Glasmalerei. Wenn
in den Kirchen die Namen der Gefallenen angebracht werden, so braucht es nicht
immer auf Marmortafeln zu sein. Auch die Glasmalerei mit ihrer wunderbaren
Leuchtkraft und die Mosaikmalerei mit ihrer fast unvergänglichen Farbenpracht
sollten zur Ehrung der Toten herangezogen werden. Gedächtnisfenster und Ge-
dächtnismosaiken würden feierlicher wirken als farblose Inschrifttafeln.
Mosaikkunst und Glasmalerei haben im Mittelalter eine hohe Blüte erlebt
und sind dann allmählich heruntergekommen und vergessen worden. Vas 19. Jahr-
hundert in seiner romantischen Stimmung hat sich wieder darin versucht; aber
die Zeit war zu klein, um die strenge Größe dieser Künste zu fassen. Was
herauskam, waren Denkmäler künstlerischer Ohnmacht, die sich neben den Werken
der alten Zeit nicht sehen lassen können. Erst die neue Kunstbewegung um
die letzte Jahrhundertwende hat auch in die Mosaik- und Glasmalerei frisches
Leben gebracht. Man hat es wieder begriffen, daß es nicht genügt, ein beliebiges
Gemälde in Glasscheiben oder Glasstiften auszuführen, daß die eigenartige Technik
ein neues Zehen, eine ganz besondere Formensprache verlangt. Die Künstler-
mühen sich den Stil zu finden, der der Technik angemessen ist. Der Künstler-
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