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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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4. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0147
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Heft 4

Ausstellungen

133

Couture, männlicher Äkt □

Zur Ausstellung „Empire und Romantik“ im Kunstsalon W. Zimmermann, Mündien

Jahrzehnt strenger künstlerischer Arbeit als echt
erwiesen hat. Er hat die Fehler seiner Vorzüge.
Wenn Geiger die Literatur in sich überwände,
wäre er nicht mehr Geiger, denn er ist ja nicht
wie das moderne Krethi-Plethi der Graphiker
von der Literatur angekränkelt, sondern sie
ist bei ihm unmittelbarer Wesensausdruck und
als solcher unter allen Umständen respektabel.
Lassen wir also alle Seminarkritik, unterdrücken
wir den Einwand, daß sich bei ihm der formale
Ausdruck so selten mit dem inhaltlichen dedct
und freuen wir uns einfach einer so reichen
und in ihrer Eigenart bedeutenden Erscheinung.
Daß er auf gutem Wege ist, zeigen z. B. die
Stierkampf-Radierungen, die ohne alle litera-
rische Pointe ungemein geistreich sind. An-
gesichts der jüngsten Entwicklung Geigers fühlt
man: er ist nicht wie die meisten seiner Nach-
ahmer zur Sterilität verurteilt, er steht vielmehr
noch an der Schwelle reicher Möglichkeiten.
Wer so stark im Erleben und so ausdrucks-
bedürftig ist, der findet immer neue Formen.
Besonders wenn er so instinktsicher und ein
so beharrlicher Arbeiter wie Geiger ist.

Die Kollektion des Simplizissimus-Zeichners

Arnold hat in dieser Nachbarschaft schweren
Stand. Aber er gibt immerhin tüchtige, ge-
schickte Leistungen. Ob er, wie manche hoffen,
Wilkes Erbe antreten wird, erscheint mir noch
zweifelhaft. Der Simplizissimus-Epigonen sind
zu viele. Die große Erbschaft geht in zu viele
Teile ....

Einen sehr sympathischen Eindruck empfängt
man von den landschaftlichen Radierungen des
Dachauers Karl Felber. Es ist fast eine Er-
holung, im letzten Saal bei diesen technisch
trotz aller Raffiniertheit soliden und in ihrer
Auffassung so gediegenen Arbeiten eines reifen
Könners auszuruhen. Man konstatiert mit
Freude, wie sich das nachdrückliche, schwer-
blütige Temperament Felbers so ganz mit seiner
Technik und mit seinem Thema, der Dachauer
Landschaft, deckt.

Neben diesen Graphikern beanspruchen noch
die Gemäldekollektionen Karl Reisers und Fritz
OsswaldsBeachtung, von denen besonders des
letzteren Arbeiten durch die unmittelbare Kraft
der Naturauffassung auffallen, wenn auch dieser
Vorzug vorläufig noch durch den Mangel an male-
rischer Kultur in Frage gestellt wird. W. W.
 
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