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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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4. Heft
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Ausstellungen
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134

Der Cicerone

Heft 4

BRÜSSEL -

Soeben ist hier eine Fächerausstellung
eröffnet worden (veranstaltet von dem Damen-
verein, „les arts de la femme“.). Die ersten
Sammlungen Belgiens und Frankreichs haben
hierzu ihre Stücke geschickt, darunter mehrere
unbekannte sowie einige von außerordentlichem
Wert. Eine besondere Abteilung ist den Fächern
mit historisch berühmten und den mit historischen
Darstellungen verzierten gewidmet. Wir sehen
hier u. a. einen Fächer der Kaiserin Marie
Louise mit der miniaturhaften Bemalung einer
marchande d’amours. Geringeres Interesse bieten
die zahlreichen Fächer mit Äutographen, sowie
die großen Holzfächer, die auf jedem Blatt von
einem berühmten Maler eine Skizze oder ein
Bildchen tragen. Dagegen sind die entzückenden
Fächer aus der Rokokozeit wegen ihres künst-
lerischen Wertes sehr zu beachten, Arbeiten der
Watteau, Boucher u. a. B.

0

DRESDEN ...= -

In Verbindung mit einer größeren Anzahl be-
deutender auswärtiger Künstler veranstaltet der
Sächsische Kunstverein zu Dresden in der
Zeit vom 15. Mai bis 1. Okt. d. J. in seinem Äus-
stellungsgebäude auf derBrühlschenTerrasse eine
Aquarellausstellung deutscher und aus-
ländischer Künstler. Zur Ausstellung sollen
gelangen Aquarelle und Pastelle, außerdem Werke
der Bildhauerei und des Kunstgewerbes, die seit
1899 entstanden sind. Die Räume des Äus-
stellungsgebäudes sollen für den besonderen
Zweck dieser Veranstaltung einer völligen Neu-
einrichtung unterzogen werden. Die Künstler
Österreich-Ungarns werden in der Ausstellung
mit einer von den Künstlern Deutschlands ge-
sonderten Abteilung vertreten sein; auch die
Kunst des übrigen Auslands wird einen be-
sonderen Saal zugewiesen erhalten. Der Äus-
stellungsleitung gehören außer dem Direktorium
des Sächsischen Kunstvereins folgende bildende
Künstler als Mitglieder an: Prof. Dr.Carl Bantzer-
Dresden, Prof. Hans v. Bartels-München, Prof.
Ludwig Dill-Karlsruhe, Prof. Heinrich Hermanns-
Düsseldorf, ' Prof. Ängelo Jank-München, Prof.
Arthur Kampf - Berlin, Prof. Heinrich Lefler-
Wien, Prof. Fritz Mackensen-Weimar, Peter
Pöppelmann-Dresden, Leo Putz-München, Prof.
Fritz Schumacher-Dresden, Prof. Fritz v. Uhde-
München und Prof. Oskar Zwintscher-Dresden.

Für die große Ausstellung, welche die
Dresdner Kunstgenossenschaft in diesem

Jahre veranstalten will, hat der Prinz Johann
Georg, Herzog zu Sachsen, das Ehrenpräsidium
übernommen. wd.

e

LEIPZIG -

Im hiesigen Kunstverein ist seit einigen
Wochen eine erlesene Sammlung von Werken
des Malers Kalckreuth vereinigt. Nicht, daß
sie über das vielseitige Können des aus-
gezeichneten Künstlers Neues sagte oder einen
wirklichen Überblick seiner Tätigkeit gäbe, aber
uns werden doch die beiden charakteristischen
Seiten gewiesen, auf denen Kalckreuth erfolg-
reiche Aufgaben suchte, das Porträt und die
Landschaft. Der Maler lebensvoller Bildnisse
steht menschlich näher und ist überzeugender
durch die kraftvolle Lebendigkeit des Ausdruckes
(Alte Frau im Garten) und die auf eine plastische
Wirkung im Raume ausgehende Technik (Präsi-
dent Sieveking). Fast noch wertvoller erscheinen
die beiden Arbeiten, auf welchen ein genreartiger,
nach der Seite teilnehmend-herzlicher Anregung
sich wendender Nebengedanken verkörpert wird
(Kinder beim Spiel, Kinder am Klavier), wo
trotz kleiner auf das gelegentliche Vorhandensein
manierierter Gezwungenheiten deutender Effekte
— die Hände wiederholen sich in scharfen
Spiegelungen — durch Güte der Zeichnung, der
Farbengebung, der Lichtbeobachtung und -Ver-
teilung ein treffliches Werk geschaffen wurde.
Kalckreuth ist die Langeweile, welche seinen
ersten Bildern anhaftet, wie sie leider manchem
der letzten Trübner eigen ist — beider Künstler
Weg scheint in der Tat manches Gegensätzliche
zu haben, die Spuren treffen sich bei der Land-
schaft an sich, d. h. denjenigen Naturausschnitten,
an denen der Laie aus „Mangel an Motiven“
überhaupt keine Motive sieht — bald losgewor-
den. Das Schablonenmäßige in der Behandlung
der Gesichtsform, die oval sein mußte, wie der
Farbe, die wächsern und stumpf bleibt, zeigt
sich vornehmlich auf den frühen Bildern, die
in ihrem merkwürdigen Somnambulismus als typi-
sche Arbeiten Kalckreuths seltsam anmutende
Bewunderung finden, verschwindet aber später-
hin sehr zugunsten einer auf Leibis Rechnung
zu setzenden (auch von anderen, am besten
wohl von Corinth auf dem Änsorge-Bildnis an-
gestrebten) Individualisierung des Modells nach
malerischen Gesichtspunkten. Der berühmte
Trübnersche Mohr mag für eine nach ähnlichen
Gesetzen schaffende impressionistische Kunst das
vorzüglichste Beispiel sein, sein „badischer Groß-
herzog“, überhaupt seine Reiterbildnisse die um-
gekehrte Nutzanwendung. Trübners Frauen-
 
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