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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0092
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AUSSTELLUNGEN

lentierten Mannes leider nur Verfprechungen ge-
blieben find.

Er fing feine Studien in München an, wo er
die Ateliers Herterich und Zügel befuchte und
fich durch ernfte Arbeit zu einem fehr tüchtigen
Zeichner ausbildete. Von München nach Paris
gegangen ließ er fich durch die Werke van Goghs,
Gaugins und anderer ähnliche Ziele anftrebender
Künftler beeinfluffen. Mittlerweile arbeite er
auch in Nagybänya — dem ungarifchen Barbi-
zon — fleißig.

Andorkö verbuchte fich mit viel Glück an ftar-
ken Licht- und Farbeneffekten. Hervorragendes
ift in diefer Hinficht das Reiterbildnis, das er
von einem Herrenreiter malte. Uns fcheint es
aber, daß ihm zarte elegifche Stimmungen un-
mittelbarer aus dem Herzen gekommen find.
Man kann das Gefagte an einigen Landfchaften
und Marinen kontrollieren. Ein blumenbefätes
Wiefenftück beweift uns, daß er fich auf dem
Wege der feinften Differenzierungen auf eine
wahrhaft hohe Kunftftufe erheben konnte.

Das Mufeum für bildende Kunft verfäumte
nicht, einige Werke von Andorkö für feine Ga-
lerie und Handzeichnungenfammlung zu er-
werben. Takäcs.

KARLSRUHE Eine Wilhelm Trübner-
Äusftellung größten Stils bereitet der badifche
Kunftverein für den 60. Geburtstag des Mei-
fters zu Anfang Februar vor. Die Schau wird
etwa anderthalbhundert Trübnerfche Werke zum
Teil aus ftaatlichen Sammlungen, zum Teil aus
Privatbeßilj umfaffen und Schöpfungen der erften
Schaffenszeit und der ganzen Entwicklung bis
in die neuefte Zeit aufweifen. Alle Seiten der
malerifchen Kunft Trübners werden in lücken-
lofer Reihenfolge zu fehen fein, fo daß diefe
Veranftaltung die größte und intereffantefte
Vorführung der Trübnerfchen Kunft fein wird.

R.

KÖLN Die zweite Jahresausftellung des Köl-
ner Künftlerbundes in den Räumen des Kunft-
vereins im WALLRAF-RICHARTZ MUSEUM
bringt für die Beurteilung diefer noch im Werden
begriffenen Kölner Gruppe keine neuen Gefichts-
punkte. Für Arbeiten dekorativen Charakters
zeigen Wildermann und Glimfchka gute Be-
gabung, Weinzheimer vertritt die rein male-
rifche Richtung. Lindemann und Dietj neigen
nach Süddeutfchland. In der Plaftik feien Gra-
fegger und Moeft erwähnt, deren formale
Eigenart hinlänglich bekannt ift.

Bei EDUARD SCHULTE beanfprucht eine um-
fangreichere Sammlung von Alfred Sohn-

Rethel ein allgemeineres Intereffe. Zwei Rich-
tungen laffen fich hier deutlich unterfcheiden.
Eine koloriftifche, die fich durch Pracht und in-
tenfive Leuchtkraft der Farben auszeichnet —
hierhin gehören eine Anzahl Blumenftilleben,
ein Stilleben mit einer Puppe fowie eine tote
Möve — und eine mehr zeichnerifche, die fich
aus dem Entwicklungsgang Sohn-Bethels am
eheften begreifen läßt. Seine Neigung, die Kom-
pofition auf feinfte lineare Zufammenklänge zu
fteilen, hat bewirkt, daß er aus den Anregungen,
die er aus feinen Vorbildern fchöpft, vor der
malerifchen zunächft die künftlerifche Qualität
des Linienfpiels beobachtet. Die ausgefuchte
Feinheit, die intenfive Ausdruckskraft feiner
Linien wird in verfchiedenen Porträts, vor allem
dem Bildnis eines jungen Mädchens in Schwarz,
eines Mädchens im Mieder und in gewiffem
Sinne auch in dem Porträt des Großherzogs von
Heffen offenbar. Zwar fprechen gerade in die-
fem letzten die farbigen Werte fchon ftärker mit,
fo daß man vielleicht fchon von der Zwiefpaltig-
keit der Mifchung eines koloriftifchen undzeich-
nerifchen Stiles reden könnte. Als Beifpiel des
Kolorismus Sohn-Rethels fei zuletzt noch feine
Landfchaft vom Luxembourg-Garten in Paris
erwähnt.

Die Arbeiten des Belgiers E m i 1 e C1 a u s zeigen
die Entwicklung des Künftlers aus einer rein
pointilliftifchen Technik zu der Manier eines
breiteren Farbenauftrags. Diefer Wandel in der
Technik verurfacht jedoch keine Änderung in
der vom Künftler beabfichtigten äfthetifchen
Wirkung. G. E. L.

LEIPZIG Als erfte Ausftellung des Vereins
Deutfcher Buchgewerbekünftler findet vom 19.
März bis 7. Mai 1911 im DEUTSCHEN BUCH-
GEWERBEMUSEUM zu Leipzig eine Ausftel-
lung „Neue Deutfche Buchkunft“ ftatt, an der
auch Nichtmitglieder des Vereins fich beteiligen
können. Als Termin für Anmeldung und Ein-
lieferung ift der 15. Februar 1911 feftgefeßt.
Einfendungen find frankiert an die Direktion
des Deutfchen Buchgewerbemufeums Leipzig,
Deutfches Buchgewerbehaus, Dolzftraße 1, zu
richten. Von derfelben Stelle find auch die
Papiere zu erhalten. Zugelaffen find zur
Ausftellung alle, die künftlerifche Ausftattung
des Buches betreffenden Arbeiten, foweit fie
von Künftlern entworfen oder unter künft-
lerifcher Leitung entftanden find, Originale fo-
wohl als auch ausgeführte Arbeiten. Eine
Jury entfcheidet über die Zulaffung aller Ein-
fendungen. Die Ausftellung foll nach ihrer Vor-
führung in Leipzig als Wanderausftellung in
verfchiedenen deutfchen Städten gezeigt werden

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