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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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AUSSTELLUNGEN

und wird noch umfangreicher fein als die erfte
Äusftellung des neugegründeten VereinsDeutfcher
Buchgewerbekünftler auf der Brüffeler Welt-
äusftellung, die mit dem Grand Prix aus-
gezeichnet wurde.

LONDON Die ROYAL ACADEMY widmet,
wie fchon früher gemeldet, ihre diesmalige
Winterausftellung den Manen von fünf ihrer
während 1910 verftorbenen Mitglieder: Sir

W. Q. Orchardfon, W. F. Frith, R. W. Macbeth,
J. M. Swan und D. Farguharfon. Von dem
Kleinmeifter Frith aus der früh- und mittel-
viktorianifchen Epoche ift u. a. fein bekanntes
und malerifch beftes Bild: „Die „Eifenbahn-

ftation“ zu fehen, deffen Maffe von einzeln ge-
fehenen Gruppen doch immerhin durch feine
fidiere Augenführung von links nach rechts und
wieder zurück mit gefdiickt retardierenden Mo-
menten zu einer gewiffen Einheit zufammen-
gefchweißt ift. Von den andern Bildern diefes
echten Sohnes feiner leichtzufriedenen Zeit ift
nicht viel Gutes zu melden. Ihr Intereffe ift meift
dahin. Auch Macbeth kommt nicht gerade gut
weg. Er verfucht Natur und Stil zu verbinden;
erftere wird aber durch letzteren nicht erobert,
fondern höchftens in Feffeln gefchlagen. Etwas
peinlich Gewolltes, dazu offenbar aus zweiter
Hand ftammendes läßt keinen rechten Eindruck
aufkommen. — Farquharfon war kein Mann,
dem Landfchaft und See innere Geheimniffe an-
vertraut haben. — Orchardfon erweift fich als
ein feiner, fidlerer, ftiller, aber umfchränkter
Meifter. Sein „Junger Herzog“ ift ein wunder-
volles, delikat gemaltes Bild, in dem aus feiner
beliebten hellbraunen „Sauce“ die gefüllten
Fruchtfchalen, die Silberkrüge, die gefchliffenen
Gläfer undFlafchen wie Edelgeftein aufleuchten.
Seine Porträts find fchlicht, in der Modellierung
ßcher, oft innerlich gepackt und befi^en eine
gewiffe ftationäre Würde. — Swan wirkt, fo-
lange er als Tiermaler, namentlich Raubtier-
maler auftritt, äußerft lebendig. Abgefehen von
Ward, der in alter Zeit Tier und feine Um-
gebung um ihrer felbft willen zu malen wußte,
dazu auch, wie in feinem „Stier“, des großen,
aber echten Pathos bei Gelegenheit fähig war,
befifV die englifche Malerei keinen Tiermaler
von diefer fpontanen Echtheit. Swan war zu-
gleich auch Tierbildner und hat als folcher ent-
zückende Gruppen, vor allem den Knaben mit
den Panthern, gefchaffen: da ift jeder Muskel
angefpannt und der Linienfluß der Glieder von
köftlicher Bewegtheit und doch Einfachheit. Die
Grundlage feiner Kunft war das Spiel. Seine
menfchlichen Akte find trefflich, folange er fie
gleichfam mit dem Auge des Tiermalers anfieht.

Er hat fie aber dann oft zu Bildern verwandt,
in denen kleinliche Motive romantifcher Art ver-
derbend eingreifen. Da liegt ein fchlankes Büb-
chen, echt wie Natur, Himmel, Luft und See es
gefchaffen und geformt haben, auf einem Meeres-
felfen. Es wäre fo reine Natur wie Lenbachs
Junge in der Schackgalerie. Aber nun flötet es
den Fifchen, und die tanzen um es her! Das
Spielelement, das Swan zur Kunftübung an-
fpornte und ihm Eigenart verlieh, ihn vor allem
zum Tiermaler machte, es verführte ihn andrer-
feits in folchen Fällen zur Spielerei; und das
liebe Publikum tat wohl das [einige dazu.

CARFAX GALLERY, 24 Bury Street: Eine
intereffante Kollektion von Aquarellen ufw. von
Walter Sickert.

LEICESTER GALLERIES, Leicefter Square:
Aquarelle verftorbener englifcher Meifter.

GOUPIL GALLERY, Regent Street: Äusftellung
des Senefelder Clubs, deffen Mitglieder fich be-
mühen, der Lithographie wieder das Anfehen
einer Kunft zu verfchaffen. Aus den meift treff-
lichen, technifch oft mit hoher Vollendung her-
geftellten Werken feien einige ftimmungsreiche
Landfchaftsftücke Profeffor George Sauters her-
vorgehoben.

Die National Portrait Society, von deren
Gründung hier f. Z. die Rede war, wird ihre
erfte Londoner Äusftellung in den GRAFTON
GALLERIES, Grafton Street, vom 19. Januar an
abhalten.

Die hier kürzlich behandelte Raeburn-Aus-
ftellung in der FRENCH GALLERY war derartig
erfolgreich, daß Meffrs. Wallis, die Direktoren
der Galerie, eine zweite Äusftellung von Wer-
ken des fchottifchen Meifters in diefem Jahre
veranftalten werden. F.

MÜNCHEN Über die bedeutungsvollen Aus-
heilungen Altfpanifcher und Altwiener Kunft, die
gegenwärtig in Gemeinfchaft mit der Winteraus-
ftellung der Sezeffion ein Trio außergewöhn-
licher Art bilden, ift detailliert z. T. fchon an
anderer Stelle gefprochen worden, auch auf die
Zügel- und Haider-Äusftellung der Sezeffion er-
übrigt es fich ausführlich noch zurückzukommen.
Diesmal jedoch mag nur der kleineren Kollek-
tivausftellungen in den Kunftfalons gedacht
fein, unter denen die Zufammenftellungen einer
reidieren Anzahl Werke von Leo Put$ bei
BRAKL und von J. Hess in H. THANNHAUSERS
MODERNER GALERIE obenan ftehen. Ein
Teil der Arbeiten von Pulj ift hier allerdings
fchon bekannt, und am meiften intereffieren
deshalb auch die neueren Schöpfungen, jene von

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