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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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22. Heft
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Denkmalpflege
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Entdeckungen. Funde
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Gesellschaften und Vereine
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Personalien
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0911

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ENTDECKUNGEN ° GESELLSCHAFTEN UND VEREINE o PERSONALIEN

unterzogen werden. Die erfte Reftaurierung
vom Jahre 1858 betraf in erfter Linie den Bau-
zuftand; die fchwierige Konfervierungsarbeit des
Jahres 1886, die im Aufträge der k. k. Zentral-
kommiffion für Kunft- und hiftorifche Denkmale
in Angriff genommen wurde, galt den Fresko-
malereien.

ENTDECKUNGEN ♦ FUNDE

ANTWERPEN Je höher die Preife von
Bildern der großen Meifter fteigen, defto häufiger
werden folche „entdeckt“. So will Max Roofes
in einem hier in Privatbefi^ befindlichen Ge-
mälde: „Die hl. Familie unter dem Apfel-
baum“ nicht eine Replik oder eine Kopie des
im Kaiferl. Hofmufeum in Wien befindlichen
Bildes, fondern ein felbftändiges Werk von
P. P. Rubens erkennen. Das in Wien befind-
liche wurde auf Befehl der Kaiferin Maria The-
refia 1776 durch den Prinzen Stahrenberg für
die Summe von 40000 Gulden erworben und
aus der, Brüffeler Kirche von St. Jaques sur
Koudenberg nach Wien gebracht. Auf den
beiden Flügeln des 1632 gemalten Bildes hatte
Rubens die Bildniffe der Erzherzoge und ihrer
Patrone angebracht; diefes ift alfo das Original.
Das von M. Roofes begutachtete Bild wurde
1900 in London verfteigert und gelangte durch
verfchiedene Hände 1912 in die des jetzigen
Befißers. F. M.

MÜNCHEN Die lebensgroße Halbfigur eines
nur leicht mit Rock und Hemd bekleideten Mäd-
chens, die der Münchener Kunfthändler Julius
Böhler kürzlich aus Mailänder Privatbefitj er-
warb, nimmt Auguft L. Mayer in der Zeitfchrift
für bildende Kunft für Velazquez in Anfpruch
und erkennt an dem Perlmutterglanz des Flei—
fches und den wundervoll gemalten Händen ein
Meifterwerk des Malers aus feiner reifften Zeit.

—er.

ST. GALLEN In das hiefige hiftorifche Mu-
feum gelangte ein fehr intereffanter Bronze-
Fund, der gelegentlich von Sprengarbeiten am
Montlinger Berg im St. Gallifchen Rheintal ge-
macht wurde. Es ift wahrfcheinlich, daß die
Funde ein Depot italienifcher Importware aus
den erften Anfängen der Hallftattzeit darftellen.

—er.

□ □ □

GESELLSCHÄFTEN UND
VEREINE

CARACAS (Venezuela) In Caracas wird
foeben unter dem Titel „Circulo de Bellas
Artes“ eine Vereinigung gegründet, die Künft-
ler aller Richtungen, unbefchadet einer etwaigen
Zugehörigkeit zu einer anderen Körperfchaft,
und ernfthafte Kunftfreunde vereinigen foll. Die
neue Vereinigung, der als Ehrenmitglieder der
jeweilige Präfident und der Unterrichtsminifter,
fowie die Direktoren der Kunftanftalten und der
großen Zeitfchriften Venezuelas angehören wer-
den, wird außer einer permanenten Verkaufs-
ausftellung zu beftimmten Zeiten des Jahres
einen „Salon independiente“ ins Leben rufen,
zu deffen Befchickung alle Venezolanifchen Künft-
ler im In- und Auslande, fowie die in Vene-
zuela lebenden fremden Künftler berechtigt fein
[ollen. Der erfte Salon foll am 1. Januar 1913
eröffnet werden. Der Schriftführer des Circulo
ift Antonio Edmondo Monfanto, die Adreffe
Teatro Calcano, Caracas.

PERSONALIEN

AMSTERDAM Am 30. Oktober verfchied
plötzlich — allerdings nach längerem Leiden —
E. W. Mo es, der [o verdienftvolle Direktor des
Rijksprenten-Kabinetts. Moes, der feit 1898 als
Unterdirektor und feit 1903 als Direktor die ge-
nannte Sammlung leitete, wurde 1864 geboren;
1886 wurde er zum Adjunkt-Archivar der Ge-
meinde Rotterdam und einige Jahre fpäter zum
Unterdirektor der Amfterdamer Univerfitäts-
bibliothek ernannt.

Von allen Seiten wird fein enormer Fleiß und
feine Energie gerühmt, mit der er bis zum Tage
feines Verfcheidens in feinem Amte tätig war.
Unter feiner Leitung wurde die chronologifche
Ordnung der Handzeichnungen des Prenten-
kabinetts (d. h. der Meifter, die durch Hand-
zeichnungen vertreten find) durchgeführt. Durch
vierteljährlich wechfelnde Ausheilungen von ftets
anregendem Programm machte er ein größeres
Publikum mit den ihm anvertrauten Schäden
bekannt. Bei Ankäufen ging er weniger dar-
auf aus, Hauptwerke der holländifchen Schule,
als vielmehr Arbeiten der kleineren Meifter, die
im Amfterdamer Kabinett noch nicht vertreten
waren, zu erwerben. Als feine bedeutendften
kunftwiffenfchaftlichen Arbeiten feien die Icono-
grafia Batava, ein nach dem Namen der
Dargeftellten geordnetes Lexikon holländifdier
Bildniffe und fein 1909 erfchienenes Werk über
Frans Hals, das viel neues biographifches

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