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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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PERSONALIEN o VERMISCHTES

Material enthält, genannt. Dazu kommen [eine
Beiträge für die kunftwiffenfchaftliche Zeitfchrift
„Oud Holland“, deren Redaktion er mit Dr.
Ä. Bredius beforgte.

Nicht nur das Kupferftichkabinett, auch die
wichtigfterr holländifchen Vereinigungen, die [ich
der Kunftpflege widmen, verlieren in dem Ver-
fchiedenen eine nur [ehr fchwer zu erfeßende
Kraft. In Deutfchland ift der Verluft gleichfalls
[ehr zu beklagen, da E. W. Moes zu den hol-
ländifchen Kunftgelehrten gehörte, die den vielen
alljährlich nach Holland kommenden deutfchen
Kunfthiftorikern mit wiffenfchaftlichem Rat in
der freigebigften Weife zur Verfügung ftehen.

K. L.

BERLIN Lovis Corinth hat fein Ämt als
Präfident der Sezeffion, deffen Periode am
1. Januar 1913 ohnehin abgelaufen wäre, fchon
jeßt in die Hände des Vorftandes zurückgelegt,
um [ich ganz ungeftört feiner künftlerifchen
Tätigkeit widmen zu können. Es foll nun die
Abficht beftehen, der Sezeffion in der Perfon des
Herrn Paul Caffierer einen Direktor zu geben.

HAMBURG Alf red Lichtwark, dem das
Hamburger Kunftleben und die Kunfthalle fo
unendlich viel verdanken, feierte am 14. No-
vember feinen 60. Geburtstag.

HEIDELBERG Dr. v. d. Mülbe, bisher
Privatdozent für neuere Kunftgefchichte an der
Königl. Technifchen Hochfchule in Hannover, ift
in gleicher Eigenfchaft an die Univerfität Heidel-
berg übergegangen und hat [ich an derfelben
mit einer Vorlefung über die Portalfkulpturen
an der Kathedrale von Amiens eingeführt.
Dr. v. d. Mülbe wird feine Lehrtätigkeit in
Heidelberg noch in diefem Winterfemefter und
zwar mit Vorlefungen über „die Entwicklung der
franzöfifchen Plaftik im Mittelalter“ aufnehmen.

SCHLIERSEE In der Nacht vom 28. zum
29. Oktober verfchied hier, im Älter von 66 Jahren,
einer der feinften Künftler Deutfchlands, der
Landfehafter Karl Haider.

WIEN Der a. o. Univerfitätsprofeffor Dr. Mi-
chael Haberlandt wurde zum Direktor des
Mufeums für öfterreichifche Volkskunde ernannt;
gleichzeitig erhielt er den Titel und Charakter
eines Regierungsrates.

* *

*

Oberbaurat Otto Wagner, der von feinem
Lehramt an der k. k. Akademie der bildenden
Künfte zurückgetreten ift (vgl. Cicerone 1912,
Heft 13), wurde vom Kaifer durch die Verleihung
des Hofrat-Titels ausgezeichnet.

Dr. Ludwig Edler von Baldaß wurde zum
Äffiftenten an der Gemäldegalerie des Äh. Kaifer-
haufes ernannt.

VERMISCHTES

SÄPPHO UND DIE QUELLNYMPHE

In einem Vortrag, den Mufeumsdirektor Poppel-
reuter zu Köln im „Verein der Ältertumsfreunde“
gehalten hat, wurde eine neue Erklärung des
in der Villa Borghefe befindlichen Bildes von
Tizian verfucht, das gemeinhin unter dem Titel
„Himmlifche und irdifche Liebe“ bekannt ift.
Das traumhaft fchöne und noch nie völlig aus-
gedeutete Bild wurde von modernen Kunft-
gelehrten fchon auf vielfache Art mit literarifchen
Stoffen der Antike oder Renaiffance in Ver-
bindung gebracht; Wickhoff hatte die Erklärung
„Venus und Medea“ gegeben; eine große An-
zahl anderer Deutungen tauchten auf, fchließlich
hatte man [ich als die befriedigendfte Löfung
den Titel „Überredung zur Liebe“ gedacht. Es
liegt aber in der Tat nahe, irgendwelche Be-
ziehungen zur Antiken- und Humaniften-Literatur
zu fuchen, und es mag reizvoll erfcheinen, fpeziell
auf Ovids Dichtungen zurückzugreifen, die in
der Zeit der Entftehung des Bildes (1512) eine
Quelle für zahlreiche antikifierende Gemälde
wurden. Insbefondere intereffierte man [ich für
die fchöne Dichterin und zärtliche Liebhaberin
Sappho —, und hier feßt nun Poppelreuters
Deutung ein: In der 15. Heroide ift die un-
glückliche Liebe Sapphos zu Phaon gefchildert,
und nachdem fie ihr Liebesweh geklagt, heißt
es weiter:

Grotten befuch’ ich und Wald, als könnten mir
Grotten und Wälder

Helfen, die Zeugen dereinft meines genoffenen
Glücks.

Wiederum find’ ich den Wald, der oft uns beiden
ein Lager

Darbot, über uns her breitend das fchattige
Laub.

An dem gebogenen Gras den befreundeten
Rafen erkenn’ ich,

Unferer Körper Gewicht hatte die Halme ge-
krümmt.

Glißernd entfpringt wie Kriftall durchfichtig ein
heiliger Quell dort,

Über ihn wölbt [ich ein Lotosbaum von dem
Rande des Waffers

Gleich wie ein Hain, und es grünt zart an dem
Boden das Gras.

Hier, nachdem ich, erfchöpft vom Weinen, mich
hatte gelagert,

Stellte mir vor das Geficht eine Najade fich hin

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