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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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24. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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Entdeckungen. Funde
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Gesellschaften und Vereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0984

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DENKMALPFLEGE ° ENTDECKUNGEN o GESELLSCHAFTEN UND VEREINE

pis u. a. vermittelten Einfluß der franzöfifchen
Lithographie (Gavarni) verdankt wird.

* *

*

In gewiffem Sinne ift auch die Äusftellung
der Sammlungen Richard Muthers und Ludwig
Hevefis, die die Galerie MIETHKE kürzlich
veranftaltete, den Gedächtnis-Äusftellungen an-
zureihen. Die kleinere, bei weitem anfpruchs-
lofere Sammlung Hevefis trägt fo deutlich das
Gepräge ihrer gelegentlichen Zufalls-Entftehung,
daß man füglich auf den aus der Sammler-
pfychologie abgeleiteten Beitrag zur Charakte-
riftik diefes beweglichen Geiftes verzichten darf.
Neben drei erfreulichen Landfchaften Th. von
Hoermanns findet man hier Kleinigkeiten
einiger moderner Öfterreicher (Engelhart, Or-
lik, Klimt [Diplomentwurf, etwa aus der Zeit
des Lewinsky in der Staatsgalerie]), Belgier und
Holländer (Ryffelberghe und Toorop). Einige
Plaketten von Marfchall und Schwarz ver-
vollftändigen diefe Sammlung. — Die Sammlung
Muthers brachte eine Enttäufchung. Denn
nach ihrem ausgeftellten Teile zu fchließen, ge-
hörte der berühmte Kunftgelehrte und Schrift-
fteller zu jenen Sammlern, die in erfter Linie
„auf Namen gehen“, alfo zu jenem Sammler-
typus, den eben jeßt Friedlaender im Vorwort
zum Katalog der Berliner Lippmann-Äuktion fo
treffend charakterifiert (oder bloßgeftellt?) hat.
Den meiften großen Namen des Mutherfchen
Sammlungskataloges (fo namentlich bei Con-
ftable, Courbet, Spißweg und vielen anderen)
entfpricht in den feltenften Fällen ein auch nur
annäherndes bildkünftlerifches Äquivalent. Im-
merhin vermittelten auch hierin bunter Reihe ein
fchöner Ribarz (der auch fogleich von der
Staatsgalerie angekauft wurde, „Landfchaft bei
Cayeux“ 1881), eine „heroifche Landfchaft“ von
Schirmer, ein „weiblicher Akt“ von Bonnard,
eine fpäte Skizze Liebermanns, fchließlich der
kleine D aumier (aus Miethkes fchöner Daumier-
Äusftellung des Jahres 1908 bereits bekannt)
echte künftlerifche Werte. K. R.

DENKMALPFLEGE

MÄINZ In ihrer Sißung vom 22. November
1912 haben die Mainzer Stadtverordneten ein-
ftimmig die Summe von 165000 M. zur Wieder-
herftellung der Karmeliterkirche und ihrer Äus-
geftaltung zu einem Mufeum für mittelalterliche
Kunft bewilligt. Die Kirche, die in der leßten
Zeit durch die Aufdeckung umfangreicher, für
die Gefchichte der mittelrheinifchen Malerei über-
aus wichtiger Fresken aus verfchiedenen Epo-

chen der Gotik in den Vordergrund des Inter-
effes gerückt ift, wurde um die Wende des
14. Jahrhunderts erbaut. (Eine Infchrift im Schiff
gibt für diefen Bauteil das Jahr 1404 an.) Sie
ift in verfchiedener Hinficht merkwürdig. Der
gerade gefchloffene, wie die ältere Liebfrauen-
kirche mit einem Altarerker verfehene, Chor
übertrifft mit 16,8 m Länge das Schiff, das nur
15,7 m zählt. Dagegen ift das Schijf 21,3 m
breit. Das ift eine fehr auffällige Proportio-
nierung, die aber gerade in Mainz wiederholt
in der Gotik ähnlich vorkommt. Die Raum-
wirkung des in den Architekturformen fehr ein-
fachen Baues ift fehr ftattlich. Er ift der Schäße,
die er aufnehmen foll, durchaus würdig. Diefe
müffen fich zur Zeit im alten Schlöffe der Kur-
fürften mit römifchen Reften fchlecht und recht
vertragen. Zur Geltung kommen fie dabei nicht,
weswegen ihre Überführung in die Karmeliter-
kirche tatfächlich einer Entdeckung für die Kunft-
gefchichte gleichkommen wird. Einzelnes davon,
wie die Zinnenreliefs vom alten Kaufhaufe, das
Portal von Liebfrauen und andere Denkmäler
der mittelrheinifchen Plaftik ift ja fchon durch die
Arbeiten von Back, Feigel, Neeb, Schrohe, Stix
bekannt geworden, der ganze Reichtum wird
fich erft im neuen Heim entfalten können.

Franz Th. Klingelfchmidt.

ENTDECKUNGEN ♦ FUNDE

STUBEN bei Pfunds (Tirol) In der

hiefigen Liebfrauenkirche wurden eine große
Anzahl wohlerhaltener Fresken aufgedeckt, die
das Leben Chrifti zur Darftellung bringen. Es
fanden fich die Szenen am Ölberge, der Kreu-
zigung und der Beweinung Chrifti, eine Heim-
fuchung Mariä und eine vielfigurige Kreuzweg-
gruppe. Auch an der Rückfeite des gotifchen
Altarfchreins fand fich ein Gemälde aus dem
Ende des 15. Jahrhunderts, ein jüngftes Gericht
auf Kreidegrund in Tempera im Mittelfeld, und
auf den Flügeln Maria und Petrus.

GESELLSCHAFTEN UND
VEREINE

WIEN In der Generalverfammlung der „Ge-
noffenfchaft bildender Künftler Öfter-
reichs“ wurde an Stelle des fcheidenden Vor-
landes, Profeffor Ritter von Weyr, der Maler
Profeffor Hugo Darnaut zum Vorftand gewählt.

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In der Jahresverfammlung des Künftler-
bundes „Hagen“ wurde Architekt Alfred

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