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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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1. Heft
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Entdeckungen. Funde
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Gesellschaften und Vereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0051

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ENTDECKUNGEN UND FUNDE o GESELLSCHAFTEN UND VEREINE

ROM Die für die Zona monumentale eben
unternommenen Grabungen führten in diefen
Tagen zurÄufdeckung eines großen quadratifchen
Porticus, der fich an die Thermen des Caracalla
anfchloß. Der Porticus muß evident ein fpäterer
Annex fein (Zeit des Conftantin?), der dann im
frühen Mittelalter zum Teile zu kirchlichen
Zwecken benutzt wurde. Prof. Lanciani leitet
die Ausgrabungen, welche auch zur Entdeckung
einiger Gräber aus chriftlicher Zeit führten.

Die in Ain-Zara bei Tripolis liegenden ita-
lienifchen Pionniere haben eine monumentale
römifche Grabanlage gefunden. Unter anderem
förderte man zwei Graburnen mit Afchenreften
und ein ganzes Skelett, ferner eine mit Münzen
aus der Zeit des Septimius Severus angefüllte
Amphora zutage. L. P.

SIENÄ Derlnfpektor der Kunftdenkmäler der
Provinz Siena, Dr. Giacomo De Nicola, hat auf
feiner legten amtlichen Infpektionsreife eine An-
zahl wichtiger Entdeckungen und Feftftellungen
gemacht. So hat er im Conservatorio Femmi-
nile zu Montepulciano eine vorzüglich er-
haltene Madonna mit dem Kinde von Lippo
Memmi und in der Kirche zu Istia beiGros-
seto eine lebensgroße polychrome Madonnen-
ftatue in Holz aus dem Trecento, und in der
Kirche zu Vico Alto bei Siena eine polychrome
Holzfigur des auferftandenenChriftus entdeckt. De
Nicola beabfichtigt, diefe neu entdeckten Kunft-
werke in der Sienefer Kunftzeilfchrift „Vita
d’Arte“ zu veröffentlichen. Ferner hat er im
Dom zu Massa Marittima auf der Rückfeite
der fogenannten Madonna delle Grazie eine
Wiederholung der berühmten Sienefer Maeftä
von Duccio, von der Hand des Segna di Bo-
naventura gefunden und wird über diefe Ent-
deckung in der Zeitfchrift „L’Arte“ berichten.

W. B.

GESELLSCHÄFTEN UND
VEREINE

MÜNCHEN Der Künftlervereinigung
„Sema“, die engften Zufammenfchluß der ver-
fchiedenen Künfte anftrebt und künftlerifche Neu-
werte zu organifieren fucht, find neuerdings bei-
getreten: die Maler E. Zack und 0. Weber
(Paris), Rob. Genin, Frank Herrmann,
J. Schülein und J. Hofmann-Juan (München),
Egon Schiele (Neulengenbach bei Wien), der
Bildhauer J. Unterhölzer (Paris), der Schrift-
fteller Dr. Luigi Redaelli (Rom) und der Kom-

ponift und Schriftfteller Dr. Artur Neißer
(Berlin).

Aus der Neuen Künftlervereinigung
München find die Herren Hartmann, Kan-
dinsky, Kubin, Le Fauconnier, Marc,
Münter ausgetreten.

OLDENBURG Zur Förderung des Kunft-
gewerbemufeums, dem allzu geringe Mittel zu
Ankaufszwecken zur Verfügung ftehen, wurde
eine Mufeumsgefellfchaft ins Leben ge-
rufen. Jährliche Beiträge von etwa 4000 M.,
die durch Eintritt neuer Mitglieder vorausficht-
lich noch etwas fteigen werden, ermöglichen es,
wenigftens einige gute Stücke zur Ergänzung
der Sammlungen zu kaufen. Die Gründungs-
verfammlung fand Ende November ftatt. Zum
Vorfigenden wählte man den um das Mufeum
fehr verdienten, als Fayencefammler allgemein
bekannten Erften Staatsanwalt Riefebieter, zu
feinem Stellvertreter Verlagsbuchhändler Hein-
rich Stalling, während dem Direktor des Mu-
feums der gefchäftsführende Vorfig verbleibt.
Die Mitgliedfchaft wird durch einmaligen Beitrag
von 1000 M. bezw. durch ein gleichwertiges
Gefchenk oder durdi jährliche Beiträge von
wenigftens ICO M. erworben; ein Antrag auf
Aufnahme außerordentlicher Mitglieder mit klei-
neren Beiträgen fand keine Zuftimmung.

Da die Sammlungen, wenn auch in unzu-
reichenden Räumen, neu aufgeftellt wurden (De-
zember 1910), fo find die Lücken offenbar und
der Ausbau der Sammlungen kann planmäßig
erfolgen. Die früher wahllos zufammengetragenen
Gegenftände des Kunftgewerbevereins geben zu-
fammen mit der großherzoglichen Abteilung, in
der fich manche ifolierte Koftbarkeiten befinden,
ein wenig einheitliches Bild. Bei dem Mangel
eines befonderen Lokal- oder kulturgefchicht-
lichen Mufeums mußte das Kunftgewerbemufeum
auch die Aufgabe diefer Mufeen übernehmen.
Leider ift hierbei ebenfo regellos und willkür-
lich gefammelt, fo daß von einer einigermaßen
genügenden llluftration der Heimatskultur nicht
die Rede [ein kann. Dabei hat das Oldenburger
Land bei feiner Mifchung von Niederfachfentum
(Münfterland, Wildeshaufen, Ammerland) und
Friefentum (Jeverland, Butjadingerland und Sa-
terland) einen Reichtum und eine Vielfeitigkeit
in der Bauernkunft entfaltet, die ihres Gleichen
fucht. Der Verluft wird unwiederbringlich fein,
trogdem gilt es noch den Verfuch zu machen,
in legter Stunde zu retten, was noch zu retten
ift. Das Denkmalfchuggefeg wird dabei in Wirk-
famkeit treten. Ebenfo zu beklagen ift der
Verluft feltner Kirchenfchäge aus den Kirchen
des katholifchen Münfterlandes; das Kirchen-

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