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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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Gesellschaften und Vereine
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Personalien
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GESELLSCHAFTEN UND VEREINE o PERSONALIEN

Inventar wurde verfchleudert, um Geld zu häß-
lichen romanifierenden oder gotifierenden Neu-
bauten zu haben. Trotzdem ift noch manches,
freilich fchon halb losgelöft, im Lande. Es ift
felbftverftändlich, daß in beiden Punkten die
Mufeumsgefellfchaft helfen muß. Der Ausbau
der eigentlichen kunftgewerblichen Sammlung
wird nach dem Grundfat^e der „Hebung des
Niveaus“ vor [ich gehen; fo weit es ein kleineres
Mufeum vermag, follen alfo wenige Qualitäts-
ftücke erworben werden. So befteht die Hoff-
nung, daß fich das Gefamtbild des Mufeums mit
den fahren einheitlicher und vollkommener ge-
ftaltet. Raspe.

ROM Kaiferl. Deutfehes Ärchäologifches
Inftitut. Winkelmannsfit^ung vom 15. De-
zember. Der erfte Sekretär Delbrück hielt dem
vor kurzem hier verftorbenen ordentlichen Mit-
glieds des Inftituts Paul Gauckler einen warmen
Nachruf. Hierauf ergriff Prof. Vaglieri das
Wort zum Feftvortrage über die neueften Aus-
grabungen in Oftia. Er warf erft einen Rück-
blick auf frühere Verfuche, die wichtige Hafen-
ftadt von dem auf ihr laftenden Schutte zu be-
freien. Die erften ordentlichen Ausgrabungen
find unter Pius VII. von Fea begonnen worden.
Dann wurden fie erft wieder durch Pius IX. unter
der Leitung von P. G. Visconti aufgenommen.
Der Papft nahm felbft reges Intereffe an ihnen
und befuchte öfters Oftia. Die Funde wurden
nach dem Lateran gebracht. Seit vier Jahren liegt
die Leitung in den Händen des Vortragenden,
dem von feiten des Generaldirektors Corrado
Ricci größere Mittel zur Verfügung geftellt
wurden. Vaglieri fprach dann von den Prin-
zipien, nach denen er die Grabungen unter-
jucht, und ließ die Ergebniffe der jtingften
Grabungen Revue paffieren. Die bis jejjt kon-
ftatierten älteften Funde gehen nur bis ins 3. Jahr-
hundert v. Chr. hinauf. Von Bauten der republi-
kanifchen Zeit ift überhaupt wenig da. Eine
der älteften Infchriften ift die des C. Cafinius
(Zeit der Gracchen). Aus dem 1. vorchriftlichen
Jahrhundert ift die piscina, aus dem 1. Jahr-
hundert n. Chr. die caserma dei vigili und die
große Cisterne. Die Hauptmaffe der Bauten
Oftias ftammt aus der Zeit der Antonine (Ther-
men, Palaestra, Theater, Tempel des Vulkan).
Die Bedeutung Oftias wurde ftark durch das
Emporkommen von Porto, das Munizipalrechte
von Conftantin erhielt, gefchmälert. Im 4. und
3. Jahrhundert ift Oftia eine kleine ftille Stadt
geworden, die immer mehr verödete. Trotjdem
find aber die mittelalterlichen Refte in mancher
Hinficht intereffant und lehrreich. Vaglieri fchloß
feinen mit großem wohlverdienten Beifall auf-

genommenen Vortrag mit dem Hinweis darauf,
daß der gegenwärtige politifche Moment Italiens
gerade mit Oftias Gefchichte große Analogien
habe, denn von Oftia aus habe Rom Afrika er-
obert. L. P.

WIEN Im Rahmen der vom k. k. öfterreichi-
fchen Mufeum für Kunft und Induftrie veran-
ftalteten Vorträge fprach Geheimrat Profeffor
Dr. Paul Clemen (Bonn) über „die Probleme
der modernen Denkmalplaftik“.

* *

*

An dem erften „Gefellfchaftsabend öfter-
reichifcher Kunftfreunde“ hielt Profeffor Dr.
Hermann Egger (Graz) einen Vortrag über „Rö-
mifche Studien niederländifcher Künftler
des 16. und 17. Jahrhunderts“.

PERSONALIEN

ÄLPHONSE LEGROS f Derfranzöfifche
Maler Alphonfe Legros, der kürzlich in London
ftarb, wurde 1837 in Dijon geboren, ftudierte
unter Lecoq de Boisbandran, der auch Besnard,
Boudin, Fantin Latour ausgebildet hat, debü-
tierte 1857 im Salon mit Bildern, die ihm fo-
gleich die Freundfchaft Champfleurys eintrugen.
Baudelaire und Duranty unterftü^ten ihn mora-
lifch und vermittelten ihm die Bekanntfchaft
Fantin Latours, Ribots und Manets. Während
er um 1860 im tiefften Elend lebte, nahmWhiftler
fich feiner an, brachte ihn nach London, wo er
durch Vermittlung von Eduard Poynter, dem
Direktor der National Gallery, zum Lehrer an
der „Slade school“ ernannt wurde. Er lebte
bis zu feinem Tode in London. Bilder von ihm
finden fich im Luxembourg: L’Amende honorable,
im Mufeum zu Dijon: L’escovoto und in der
Tate Gallery: Femmes en prieres. Rodin hat
vor vielen Jahren fein Bildnis gefchaffen. Die
Parifer Ecole des Beaux-Arts beabfichtigt noch
in diefem Jahre dem Verftorbenen eine Ge-
dächtnisausstellung zu widmen, bei welcher Ge-
legenheit wir ausführlich auf das Werk des
Meifters zurückkommen werden. 0. G.

TONY ROBERT-FLEURY f Robert-

Fleury, der am 6. Dezember in Paris geftorben
ift, wurde am 1. September 1837 in Paris ge-
boren, ftudierte unter feinem Vater, Paul Dela-
roche und Leon Cogniet. Er widmete fich vom
Anfang feiner Laufbahn an der Hiftorienmalerei,
trat Anfang der fechziger Jahre zum erften Male
im Salon auf und zeigte 1866 Les massacres
de Varsovie, 1867 Les vieilles de la place Na-
vone (Musee du Luxembourg), 1870 Le dernier
jour de Corinthe (Musee du Luxembourg), 1873

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