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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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9. Heft
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Denkmalpflege
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Entdeckungen. Funde
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Gesellschaften und Vereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0385

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ENTDECKUNGEN UND FUNDE ° GESELLSCHAFTEN UND VEREINE

widerte, „daß bei dem außerordentlich hohen
Kunftwerte der [ieben Steinfiguren nicht nur
ihre Belaffung im Dome zu Meißen, fondern vor
allem ihre Erhaltung eine Ängelegenheit von
weit über Sachfen hinausgreifendem Intereffe
fei, und zwar fowohl die Erhaltung des Stein-
materials wie die der Bemalung; die Kommiffion
würde eine fchwere Beeinträchtigung diefer Fi-
guren darin erblicken, wenn außer vorfichtiger
Reinigung Änderungen an den Figuren oder an
ihrer Farbe vorgenommen werden füllten“.
Daraufhin hat das Domkapitel mitgeteilt, daß
die Figuren an ihren jetzigen Pläßen unter Äb-
fehen von irgendwelcher Erneuerung ihrer Be-
malung gegen die vom Dombaumeifter gegebene
Zufage, fie nur einer forgfältigen und vorfichti-
gen Reinigung unterziehen zu laffen, verbleiben
werden.

Vom Mufeum des Vereins für die Gefchichte
Meißens wird berichtet, daß diefes u. a. ein
Bild von Lucas Cranach d. Ä., einen Schmer-
zensmann, befißt, das, auf Holz gemalt, bisher
als eine minderwertige Kopie des Haupt-
bildes vom Ältar Georgs des Bärtigen
im Dom zu Meißen angefehen wurde. Bei
der Inftandfeßung des Bildes hat fich jedoch er-
geben, daß es fich um eine gute eigenhändige
Wiederholung diefes Gemäldes handelt.

Ein drittes Cranach angehendes Werk be-
trifft den Ort Weißbach bei Zfchopau i. S. Bei
Gelegenheit einer Kirchenvifitation in diefem
Orte wurden auf dem Boden der Kirche zwei
Bilder aufgefunden, die zu Türfüllungen be-
nußt worden waren. Die Kommiffion ließ die
beiden, von einem alten Flügelaltar der Kirche
ftammenden Kunftwerke in ihre Malerwerkftatt
überführen. Bei der Unterfuchung erwiefen fie
fich als hervorragende, leider fchlechF erhaltene
Werke aus dem Änfange des 16. Jahrhunderts.
Sie ftammen wahrfcheinlich aus der Werkftatt
Cranachs oder ftehen ihr mindeftens fehr nahe
und haben deshalb für die fächfifche Kunft be-
fonderen Wert. Nachdem die beiden Bilder
inftand gefeßt worden find, find fie der Kirche
zu Weißbach zurückgegeben worden.

Zum Schluffe noch ein Wort über die mit
einem Koftenaufwand von 47000 M. erneuerte
Kirche zu Strehla bei Ofchaß i. S. Diefes
Gotteshaus, ein wohl aus dem 15. Jahrhundert
ftammendes gotifches Bauwerk, ift weithin be-
rühmt wegen feines hölzernen Altarauf-
baues und feiner auf einer lebensgroßen, in
Ton gebrannten Mofesftatue ruhenden tönernen
Kanzel, einem Meifterwerk der Keramik des

16. Jahrhunderts. Mit Rückficht hierauf hat die
Kommiffion die Erneuerung des Rltars, der
Kanzel und einiger Bilder auf ihre Koften über-

nommen und auch fonft beim Umbau der Kirche
mit Rat und Tat beigeftanden. Die jeßt von
ihrer Übertünchung befreite Kanzel erftrahlt
wieder in ihrer urfprünglichen Farbenfchönheit.
An der Decke find wieder auf Holz gemalte
Bilder angebracht worden, die fich fchon im

17. Jahrhundert dort befunden hatten, zu An-
fang des 19. Jahrhunderts aber entfernt worden
waren. Schließlich find auch die wundervollen
Holzbildnereien des Altars und die im Altar-
raum beßndlichen, aus dem 15. und 16. Jahr-
hundert ftammenden Steindenkmäler vonKünftler-
hand erneuert und ergänzt worden. wd.

LEIPZIG wird ein Richard Wagner-Denkmal
von der Meifterhand Max Klingers erhalten,
das feinen Standort auf dem freien Plaß vor
dem Hauptbahnhof haben wird.

ENTDECKUNGEN ♦ FUNDE

KORFU Beim Nonnenklofter Kaffapietra, am
Wege Korfu-Kanone, find Teile eines altgriechi-
fchen Tempels entdeckt worden, der nach der
Infchrift der aufgefundenen Bafis eines Weih-
gefchenkes wahrfcheinlich den Dioskuren ge-
widmet war. Ferner wurden große Blöcke, zu
einem römifchen Altar gehörig, gefunden, die
früher die Steinbalken über den Säulen eines
altdorifchen Baues gebildet haben.

GESELLSCHÄFTEN UND
VEREINE

BUDAPEST Die konfervative Künftlerfchaft
hat fich abermals zu einer Gewaltaktion zufam-
mengetan und einen Pyrrhusfieg ausgefochten,
deffen Bedeutung, aus höherem Standpunkt ge-
fehen, ziemlich nichtig erfcheint. Es wurde näm-
lich unlängft — größtenteils von Künftlern durh-
aus lokaler Bedeutung — unter der Benennung
„Pax“ eine Vereinigung organifiert, die in der
Landesgefellfchaft für Kunft die Oberhand er-
hielt. In der leßten Sißung der Gefellfhaft ge-
lang es ihnen, die Progreffiven zu überftimmen
und die von ihnen kandidierte Jury einzufeßen.
Benczür und Läszlö wurden zu Ehrenmitgliedern
des Vereins gewählt. In der Gegenpartei beßnden
fich dagegen all die Künftler — Szinyei, Rippl-
Rönai, Ferenczy, Kenrnftock, Csök, Ivänyi-Grün-
wald ufw. — die fowohl zu Haufe als auch im
Auslande als die berufenften Repräfentanten
unferer künftlerifchen Leiftungsfähigkeit gelten
können. Z. T.

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