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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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16. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0674

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SAMMLUNGEN o AUSSTELLUNGEN

Ausheilungen die Künfte Afiens vor Augen zu
fuhren. Neuerdings find dort prachtvolle Werke
der perfifch-mufelmannifchen Illuminierkunft aus
bedeutenden PariferPrivatfammlungen (Golubew,
Jeuniette, Claude Anet, Smet, Marteau, Veber,
Migeon u. a.) vereinigt worden, die nicht nur
eine köftliche Augenweide bieten, fondern in
ihrer Gefamtheit auch eine fch äßen s werte Ge-
legenheit, die durch Jahrhunderte dauernde Ent-
wicklung in ihren Hauptetappen zu verfolgen.

R. K.

ROM Das in der Propaganda Fide unter-
gebrachte MUSEO BORGIANO, welches unter
Leo XIII. von Pietro Durantini geordnet wurde,
foll nun in den Vatikan überführt werden. Die
im Palazzo Mignanelli befindlichen Bilder kom-
men in den Lateran. L. P.

VENEDIG Seit Jahren trägt man bereits
in Italien größere Fürforge, öffentliche wie
Privatgalerien aufs erfreulichfte zu ordnen; man
hält auf Arrangement und läßt nicht mehr Kunft-
fchäße in Wirrwarr gleich Wucherpflanzen vege-
tieren. Deshalb ift auch freudigft die Neuord-
nung der Galerie des SEMINARIO PATRIACALE
in Venedig zu begrüßen. Allerdings verfügte
man hier nicht über den erforderlichen Raum,
fo daß manches wertvolle Kunftwerk in zweiter
Reihe totgehangen wurde. Der illuftrierte Ka-
talog gibt das fehr ftark reftaurierte Bild „Daphne
und Apollo“, auf Grund der neueren Forfchung
dem Giorgione. Ich möchte indes zur alten An-
ficht Crowe und Cavalcafelles zurückkehren und
das Bild dem Andrea Schiavone zufprechen.
Die Landfchaft ift zu fzenographifch und einige
Zeichnungsfehler machen fich befonders geltend.
Giorgionesken Stil finden wir im Baumfchlag
und einigen Figuren. Technifch genommen,
erinnert das Bild an Schiavone und zum Teil
ift es auch dem Bonifacio verwandt. Die dem
Leonardo da Vinci zugewiefene herrliche Familie
fpricht ganz für Boltraffio. Die „Anbetung
des Chriftuskindes“ können wir nicht für Doffo
Doffi halten; ähnlich auch eine „Pieta“, die auf
Kupfer gemalt, angeblich dem Jacopo Palma
zugewiefen wird. Ganz falfch ift auch die Zu-
weifung eines „Kopf eines Botanikers“ genannten
Werkes, das als Werk des Bartolomeo Vivarini
gelten will; es ift ein ganz unbedeutendes
Bildchen leßter Qualität. Richtig wurde hingegen
das Marienbild, auf Holz gemalt, dem deutfchen
Meifter Pfenning zuerkannt, für den bereits
H. Thode und Hermann Voss eingetreten waren.
Ein ganz fchwacher hl. Francesco wird irrtüm-
lich für Rubens gehalten; hingegen halte ich
die „Anbetung der Hirten“ nicht für Sebaftiano

Rizzi, aber eher als aus der Werkftatt Bonifacios
ftammend. Herrlich hingegen find die zwei
Flügel des Triptychon von Lorenzo Lippi, Perlen
der Galerie, während das Mittelbild, ein fehr
fchwacher Chriftuskopf, wahrfcheinlich nicht von
der Hand diefes Meifters ftammt. Ganz miferabel
aufgehängt wurde das Martyrium des hl. Stephan,
das wohl nicht dem Tintoretto angehört; eher
möchte man die kleine geiftreiche Skizze dem
Doffo Doffi oder wenigftens feiner Schule zu-
fprechen. Francesco Fontebaffos großes Bild
erinnert an Tiepolo, zum Teil auch an Piazetta;
in hellen, frohen Akkorden löfen fich transparent
die Schatten auf. Unfraglich ift die Madonna
mit Kind und hl. Katharina von Franzesco
Mazzola, wie die kleine Tafel Nr. 72 von Cima
da Conegliano. Das ftark reftaurierte Bild
„Herodias mit dem Kopf Johannes“ ift nicht von
Tizian, aber von Paris Bordone gemalt; die
„Samariterin“ dagegen wäre weder Tizian noch
Girolamo Santacroce, fondern eher dem Ber-
nardino Licinio zuzuweifen. Als Kopien
haben die zwei Bildchen desTeniers und Franz
von Mieris zu gelten. Herrlich find die Büften
Aleffandro Vittorias, die den Saal fehr
apart fchmücken. L. Br.

AUSSTELLUNGEN

BERLIN Die Akademie der Künfte wird von
September bis Dezember eine Ausstellung von
Werken alter oftafiati fcher Kunft ver-
anftalten, in der die bedeutendften Stücke des
deutfchen Mufeums- und Privatbefißes zum
erften Male vereinigt werden follen. Dem
Komitee fteht der Direktor der oftafiatifchen
Abteilung der Kgl. Mufeen, Dr. Kümmel, zur
Seite, wie denn auch diefe Abteilung mit ihren
Beftänden, die den kunftliebenden Kreifen noch
fo gut wie unbekannt find, den Kern der Aus-
heilung bilden wird. Außerdem ift es gelungen,
eine Anzahl anderer Sammlungen für die Be-
teiligung zu gewinnen, fo das Mufeum für Kunft
und Gewerbe in Hamburg, die Kunfthalle in
Bremen, das Schlefifche Mufeum in Breslau, das
Kaifer Friedrich-Mufeum in Pofen und die Frei-
burger Städtifchen Sammlungen. Daneben wer-
den die wichtigften Privatfammlungen ihre Schäße
zeigen. In erfter Reihe find hier zu nennen:
die Sammlung Guftav Jacobys, des japanifchen
Konfuls in Berlin, die Sammlung Prof. Oe der
in Düffeldorf und die des Dr. Brockhaus in
Leipzig.

DÄRMSTÄDT (Die Ausftellung von
Werken Eugen Brachts.) Die an diefer Stelle
fchon mehrfach angekündigte Bracht-Ausftellung

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