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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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1. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0049

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AUSSTELLUNGEN ° DENKMALPFLEGE

Mit befonderer Freude findet man hier die
Möbel des begabten Andre Mare wieder, auf
den hier fchon hingewiefen wurde. Im übrigen
fieht man größtenteils nur Bilder, die bereits
im Salon des Independants und im Herbftfalon
ausgeftellt wurden und hier bereits ausführlich
gewürdigt wurden. Neu ift eine Skulptur von
dem Ruffen Ärchipenko, ein Torfo mit einer
abgefchlagenen Hand auf dem Oberfchenkel.
Kinderei! Ebenfolche kindliche Scherze ftellt der
begabte Raoul Dufy aus. Sonft find Bernouard,
Fresnaye, Friesz, Girieud, Le Beau, Le Fau-
connier, Lombard, Picabia, Naudin, Zak u. a.
mit bekannten Arbeiten vertreten.

In der GALERIE DURAND-RUEL hat Ma-
dame F. Langweil eine intereffante Ausftellung
chinefifcher Malereien veranftaltet. Das wert-
vollfte Stück (Nr. 59 des Kataloges) ift eine
Landfchaft von Wen Tfcheng-Ming (1480—1559)
und drei Helden von Tchao Mong-fon (1254 bis
1322). Letzterer kopierte Bilder von Wang-Wai
und knüpfte in feinen eigenen Schöpfungen an
den Stil feines großen Ahnen an. Erfterer ar-
beitete unter dem Einfluß von Schan-Tfchou.
Seine zarte, duftige Landfchaft ift befonders
wertvoll für den Vergleich mit den Impreffio-
niften unferer Zeit. Seine Technik erinnert zu-
weilen an Corot, zuweilen an Piffarro. Die
Lieblichkeit der in Luft gebadeten Landfchaft
mit Nebelfchleiern in den Niederungen könnte
von einem der Fontainebleauer gefchaffen fein.
Nr. 73. Vögel und Lotus von Yu-en (14. Jahrh.),
Nr. 93. Vögel und Lotusblätter von Siu-Hi
(11. Jahrh.), Nr. 77. Dame bei der Toilette
(12. Jahrh.), Nr. 83. Fifcher von Tfchou-Wenkiu,
Nr. 52. Weißes Pferd (14. Jahrh.), Nr. 11. Tao-
tifche Szenen von Kiou-Ying (16. Jahrh.) find
fchöne Perlen der reinen chinefifdien Kunft.
Daneben fah man zahlreiche Arbeiten aus dem
17. und 18. Jahrhundert, in denen die Urfprüng-
lichkeit und Frifche der chinefifchen Kunft durch
europäifche Einflüffe Einbuße erlitt. Doch auch
die Kunft diefer Zeit übt auf uns noch feltfam
träumerifche Eindrücke aus.

In der GALERIE G. DRUET veranftaltete
G. Rouault eine Sonderausftellung. Der begabte
Künftler enttäufchte diesmal ein wenig, da er
zahlreiche Arbeiten ausftellte, in denen eine ab-
fiditliche Betonung des Anekdotenhaften, kleine
Wiße und Scherze hervortraten. Die beften
Bilder waren älteren Datums und find hier fchon
gewürdigt worden.

In der GALERIE HEBRARD wurden die leßten
Arbeiten des Keramikers Andre Metheys ver-
einigt, von deffen genialer Begabung hier fchon
häufig die Rede war.

Die GALERIE HESSELE hat unter dem Pro-
tektorat von Maurice Barres, dem verdienft-
vollen Vorkämpfer zur Erhaltung und zum Schüße
der franzöfifchen Kirchen, eine Gemäldeausftel-
lung von den Kirchen Frankreichs veranftaltet.
Leider war das Niveau der Ausftellung nicht
fonderlich hoch, was mit dem edlen, propagan-
diftifchen Zweck der Ausftellung nicht ganz in
Einklang ftand. O. G.

PRÄG Während die Prager Künftlervereini-
gung „Manes“ in den Räumen des Wiener
Hagenbundes eine Kollektivausftellung veran-
ftaltet (über die im nächften Hefte an anderer
Stelle berichtet wird), veranftaltet gleichzeitig
der Wiener „Hagenbund“ in den Räumen
des Rudolfinums eine Kollektivausftellung.

WIEN Die diesjährige „franzöfifche“ Aus-
ftellung der Galerie MIETHKE, die fehr inter-
effant zu werden verfpricht, wird gegen Mitte
Januar eröffnet werden.1

DENKMALPFLEGE

GENT Auf derSpiße des Glockenturms diefer
Stadt, welcher fich neben der Tuchhalle befindet,
fteht ein Greif oder Drache aus Metall, welcher
augenblicklich in Reparatur ift. Diefes als Wetter-
fahne dienende Fabeltier galt bisher als Trophäe,
welche von den Kreuzfahrern unter dem belgi-
fchen Grafen Baudouin von der Hagia Sofia
heruntergeholt, entführt und den Brüggern wegen
ihres tapferen Verhaltens zum Gefchenk gemacht
worden fein follte. Von Brügge fei der Greif
fpäter nach Gent gekommen. Jeßt find die
Rechnungen gefunden worden, wonach leßtere
Stadt ihn bei einem einheimifchen Künftler in
der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts be-
ftellt hat. F. M.

MÄDRID Infolge der Klagen über Ver-
äußerung von Kunftgegenftänden aus kirchlichem
Befiß verfchiedener Orte, fo in leßter Zeit von
Sammtvorhängen und Webereien des Kapitels
von Siguenza, aus dem Recoletos-Klofter von
Pampeluna u. a. plädiert jeßt Francisco Alcan-
tara im „Imparcial“ für Schaffung von Mufeen
der Sprengel, in denen fich eine Anzahl von
künftlerifchen, nicht zum täglichen Kultus ge-
hörenden Objekten befindet. Diefe bilden ein
Patrimonium vaterländifcher Kunftübung, wel-

1 Der Wiener Äusftellungsbericht mußte Raummangels
halber für das nächfte Heft zurückgeftellt werden.

Die Red.

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